Mittwoch, 4. November 2015

5 Dinge, die eine Autorin auf eine einsame Insel mitnehmen würde


Und weiter geht die lustige 5er-Staffel, wobei ich das gerade gar nicht lustig finde. Eigentlich könnte ich mich gerade in den Allerwertesten beißen - entsprechende Beweglichkeit vorausgesetzt (also nein). Warum?

Der frühe Vogel fängt den Wurm.

Das heißt, die Autoren, die zu spät kommen, denen sind die coolen Sachen schon weggenommen worden. Ich gebe zu, die elegante Lösung von Mella Dumont hatte ich nicht auf dem Schirm und anders als Elke Aybar weiß ich, dass Handys sehr wohl auch ertrinken können. Meines ist zum Beispiel während eines Platzregens in meiner Brusttasche, quasi an meinem Herzen, kläglich ertrunken. Nun, es starb in Erfüllung seiner Pflicht und nach einer kleinen Gedenkminute ... weiß ich immer noch nicht, was ich jetzt schreibe.
Die Luxusvariante des Autoreninseldaseins hat Melissa David für sich beansprucht, so mit eigenem Haus und Internet ...
Und die Abenteuervariante - natürlich - Catalina Cudd, inklusive meines allerersten Gedankens, nämlich einen hübschen Freitag mitzunehmen, der nicht nur für Kurzweil, sondern durch Eingeborenenwissen auch für die Grundversorgung zuständig wäre.

Und jetzt?!

Wenn alles versagt, rette ich mich immer auf das Juristentreppchen. Selbst schuld. Da müsste ihr jetzt durch (jedenfalls die, die zu neugierig sind, um nicht einfach abzubrechen und mich wegzuklicken ...)

Noch da?
Neugier ist tückisch, ich weiß :)

Also... zunächst muss man sich Gedanken darüber machen, wo diese Insel liegt. Davon hängt nämlich erheblich ab, was ich mitnehmen möchte. Eine Insel in der Hudson Bay verlangt auch von dem noch so sehr in seinem Raum-Zeit-Kontinuum gefangenen Autoren mit einem gewissen Nachdruck eine andere Vorbereitung als ein Eiland in Mikronesien.


Von daher ist die Aufgabenstellung einfach nicht präzise und das Posten von hübschen Tropenbildchen eine der Aufgabenstellung nicht zu entnehmende Wunschvorstellung, die jedenfalls bei meinem Glück so garantiert nicht in Erfüllung geht - außer vielleicht mit einem Vulkan in der Mitte der Insel. Einem aktiven, versteht sich.

Jedenfalls kann ich mich der Fragestellung seriös zunächst nur abstrakt nähern. Was braucht der auf sich allein gestellte Autor fernab der Zivilisation? (Wobei ich hier mein Hintertürchen sehe. Einsam muss ja nicht zwingend weit entfernt sein.

Ich hätte also gern meine Insel in notfalls schwimmend überbrückbarer Entfernung zum nächsten Zivilisationsaußenposten).
Und ich möchte sicherheitshalber erwähnen, dass ich kein besonders guter Schwimmer bin! Wenn Gott gewollt hätte, dass ich schwimme, hätte ich Kiemen und Flossen.
Und? Eben!

Also, was braucht man auf so einer Insel? So ganz abstrakt gesprochen.
Schwierig.


1. Nahrung

Dass Wasser da ist, unterstelle ich mal, denn Trinkwasseraufbereitung ist ein mühsames Geschäft, da steige ich aus. So!
Aber auch beim Essen geht es schon los. Ein bisschen könnte ich von meinen Reserven zehren. Aber Spaß macht das keinen (Ich hasse Diäten. Vor allem, weil ich gerne esse.), also müsste das mit der Futter-Zufuhr geklärt werden.

Auf einer Eisscholle brauche ich andere Nahrung als auf einer Tropeninsel. Auf der Eisscholle ist das Konservierungsproblem eher untergeordnet. Dafür besteht am Äquator zumindest theoretisch die Möglichkeit, sich mit vorhandenen Ressourcen zu behelfen, also wenn man sich auskennt und nicht ganz ungeschickt ist. Wenn! Hm.

Also, was esse ich? Ich könnte fischen. Das ist ja sozusagen breitengradunabhängiges Kriterium einer Insel, dass Meer außenrum vorhanden ist. Viel Meer. Zur Not auch Süßwasser. Wobei die Aufgabenstellung zB auf der Insel Herrenchiemsee eher in die verzweifelte Suche nach Einsamkeit münden würde. Wo Wasser ist, sind Fische. Fische sind gut. Ess ich gern. Auch roh. Sushi und so.
Allerdings habe ich nur einmal tatsächlich aus einer Notlage heraus Fische geangelt (Männer sind ein anderes Thema) - im afrikanischen Busch. Und es hat ein Fisch angebissen. Schön blöd. Ich wusste nicht, was ich damit tun soll und die Einheimischen riefen, ich müsse ihn erschlagen. Ich wusste nicht womit und hab daraufhin den Fisch, der ja nicht leiden sollte, in meiner Not und in Ermangelung geeigneter Schlagwaffen auf einen Felsen geschlagen. Mit Schmackes. Danach hatte ich mehrere Fischteile herumliegen und durfte erst beim Geschirrspülen wieder mitspielen. Aber der Fisch musste nicht leiden! Ich nutze die nun fällige Gedenkminute zum Grübeln.

Notfallpackung Astronautennahrung. Das ist ein Plan!
Absolut unkaputtbar, leicht zu transportieren, absolut ungenießbar ... Das Zwergenbrot unseres Kulturkreises.
Sagen wir es so: Diäten können attraktiv werden.


2. Energie

Ich berate viel im Energiebereich und weiß daher, dass Elkes Idee mit Satelliten-Internet und Solarakkus zwar theoretisch möglich, aber die Einschätzung von Catalina die eindeutig wahrscheinlichere ist.

Solarakkus reagieren zudem sehr verschnupft auf Salzwasser. Wenn man in diese Richtung denken will, wäre also tatsächlich ein Windrad die älteste und bewährteste Form der Energieerzeugung. Das kriegt man zur Not auch selbst hin. Wobei man einen Transformator benötigen würde, der die erzeugte Energie in die gewünschte Form - z.B. Strom presst... Ich weiß zwar, wie die Dinger funktionieren - aber nicht, wenn ich sie baue. Also verwerfen wir elektrisierende Ideen und arbeiten allenfalls mit einem eher primitiven Zahnradantrieb, der dann standortabhängig entweder Kühlung fächeln oder mein wärmendes Feuerchen zuverlässig anblasen kann.
Feuer! Ja! Das muss sein. Das macht den Unterschied zwischen Mensch und Affe, das verbessert die kulinarischen Möglichkeiten ebenso wie die zu nutzende Zeit und wärmt, wenn erforderlich. Was brauchen wir dazu? Streichhölzer und Anzünder!

3. Schutz

Funktionskleidung und Schlafsack. Guter Plan. Klimatisch angepasst. Und ein entsprechendes Zelt. Sternenhimmel nur optional. Aber ich möchte mich zurückziehen können. Privatsphäre und so. Manchmal ist mir die Unendlichkeit zu viel. So geht es mir auf dem offenen Meer immer wieder mal, in der Wüste und auch, wenn ich zu lange in den Nachthimmel schaue. Tagsüber auch, aber das hat andere Gründe (Wenn ich geblendet werde, krieg ich meist Kopfweh).

Schutz ist ein schönes Wort und bringt mich zu Elkes Komodo-Waran. Ich mag diese Minidrachen ja. Und vertrete die bislang unwiderlegt gebliebene These, dass das jeweilige Setting nichts Gefährlicheres, Gemeineres, Durchgeknallteres als mich zu bieten hat. Wobei ich zugebe, dass ich das zwar schon in brasilianischen Großstädten und kanadischen Wäldern, aber nicht mit einem Eisbären oder einem Hai diskutiert habe (dem ich beim Fischen begegnen könnte). Bleibt also spannend. Ich setze auf meine Grundausrüstung im nächsten Punkt.

Und auf Desinfektionsmittel, eine Reiseapotheke und einen Verbandskasten. Sicher ist sicher, falls die Verhandlungen mit dem Eisbären scheitern.

4. Werkzeugkasten

Die komprimierteste Form des Werkzeugkastens ist, auch hier war Catalina wieder Vorreiter, das gute alte Taschenmesser. Ich hab auch so eins und auch ich habe zumindest das Gefühl, dass mir das Teil schon einige Male das Leben gerettet hat - oder jedenfalls meine Vorstellung davon. Wobei, mein innerer Anwalt sofort hämisch kichert und darauf hinweist, dass der alternative Kausalverlauf ja unbewiesen bleibt. Zu deutsch, keiner weiß, was ohne Taschenmesser passiert wäre.

Egal - ich möchte Bohrer, Hobel, Nägel, Zangen, Axt und Sägen, ein großes Messer (so wie das von Crocodile "Das ist ein Messer" - Dundee) und vor allem einen guten Schleifstein (zwei Körnungen bitte!), Draht, Schnur, Klemmen und Tape. Das hat zwar auch Catalina schon erwähnt, aber gleichwohl - ein Werkzeugkasten ohne Tape ist keiner. Eh klar.

Und als Bonus für diesen speziellen Werkzeugkasten noch Seil. Viel Seil. Das weiß ich vom RPG. Seil ist immer gut. Muss sein. Damit kann man ggf. die noch nicht gezähmten Warane auch fesseln. Oder dem Eisbären einen Fallstrick legen. Oder sich erhängen. Wenn alles andere versagt.

5. Autorenzeugs

Laptops, Handys, Internetze ... Sorry, dann ist man nicht einsam, sondern abgeschieden. Nennt mich kleinlich (im Brotjob werde ich fürs Kleinlichsein bezahlt!), aber im Netz ist es wurst, wo man ist. Da ist "einsam" irgendwie bedeutungsleer. Das lehne ich bei dieser Aufgabe ab! (Und beweise damit, dass ich nicht mehr wie Catalina völlig gaga werden kann, weil ich es schon bin).

Und weil ich so bescheiden bin, Seife. Ein Autor, der sich selbst nicht riechen kann (oder vielmehr) doch, ist nicht fähig, gute Geschichten zu schreiben. Dazu muss man mit sich im Reinen sein. Und die Überlegungen zu diesem Blogbeitrag zeigen, dass das tatsächlich wörtlich zu verstehen ist (Ich plotte zu Hause übrigens sehr gerne in der Badewanne. Hach, die werde ich vermissen und mich fragen, warum ich nicht so wie Mella einfach gleich zuhause geblieben bin. Andererseits - wären wir alle so, säßen wir immer noch in den Höhlen irgendwo in Afrika, wo die Wiege der Menschheit stand, fernab aller Inseln. Wobei das wieder vielleicht kein Nachteil wäre, also global gesehen. Der Gedanke frustriert mich gerade, den verfolge ich nicht weiter. Autoren sind gut im Verdrängen!). Wo war ich stehen geblieben? Habe ich erwähnt, dass Autoren in der Normwelt ungefähr die Aufmerksamkeitsspanne von einem Eichhörnchen auf Ecstasy haben? Zur Ruhe finden sie nur in ihrer kleinen Autorenwelt. Von daher wäre eine Insel auf den ersten Blick die größtmögliche Annäherung der Normwelt und der Autorenwelt.
Hm. Blöd nur, dass die oberen vier Punkte in mir das Gefühl wecken, dass ich nicht so viel zum Schreiben komme werde, wie ich mir das wünsche. So triviale Dinge wie leben mit all den erforderlichen Supportleistungen scheinen ein erheblicher Zeitfaktor zu sein. Wo war ich stehen geblieben?

Richtig - was will ich mitnehmen? Keinen technischen Schnickschnack, der dann doch wieder nicht funktioniert (tut er ja hier schon nicht, wo ich theoretisch über eine Hotline theoretisch zu einem Helpdesk verbunden werde, das theoretisch mit Menschen besetzt ist, die theoretisch willens und in der Lage sind, meine Probleme zu lösen. Die technischen.)


Bildergebnis für papier und bleistiftNein, ich möchte semi-archaisch einen Block, einen großen (ach was, eine Kiste mit Blöcken) und Bleistifte (mit praktischem Radierer hintendran).
Reichlich.
Und einen Spitzer.
Mit meinem großen Messer tu ich mir sonst nur weh. Ich kenne mich und trage nach einer streitigen Auseinandersetzung mit einem Teppichmesser, dass sich nicht zum Fensterrahmen aufhebeln missbrauchen lassen wollte, auch eine Erinnerungsnarbe am rechten Zeigefinger.

Oder doch einen Freitag. Vorzugsweise einen, der auch schreiben kann. Dann könnte ich diktieren.

Andere Ideen in lesenswerter Länge und mit Bildchen:
Elke Aybar
Catalina Cudd
Melissa David
Mella Dumont

Und nur damit aus dem Klischeekästchen kein Fettnäpfchen wird: Auch wenn wir von Autorinnen sprechen - keine hat etwas genannt, was ich nicht guten Gewissens auch einem Autor empfehlen könnte. Höchstens die Freitagsbesetzung.

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