Dienstag, 23. April 2013

Blogger schenken Lesefreude – Welttag des Buches




Bestimmt habt Ihr alle schon von dieser phänomenalen Aktion gehört, die Bücher und Leser zusammenführen soll. Ich bin begeistert und stolz, dass ich eingeladen wurde, mitzumachen und unterstütze diese Aktion von Herzen!

Was habe ich zu bieten?
Natürlich Kernland. Wie immer. Da bin ich konsequent monothematisch. Aber ich verlose unter allen, die in der Zeit von 23.04.2013 bis 30.04.2013 14:00 Uhr hier einen Kommentar hinterlassen, in dem etwas dazu steht, was Bücher für Euch sind oder was Ihr von Fantasy, vom Lesen und natürlich dieser Aktion hier haltet, ein paar meiner Bücher. Gebt bitte auch Eure E-Mail an, sonst kann ich den glücklichen Gewinnern ja gar nichts von ihrem Glück erzählen!

Artanis wird am 30. April ihr Glück über die Lostrommel ausschütten und je 2 meiner Bücher ihren neuen Besitzern zulosen.

Einfach kein Held Band I: Schwerttanz um Täuscher

Einfach kein Held Band II: Schwerttanz um Grimm


 

Freitag, 19. April 2013

Die Würde der Protas

Ich habe heute das Lektorat an dem Buch einer Freundin beendet und bin nachdenklich. Das Buch ist gut. Es ist spannend geschrieben. Meine Freundin hat sich viel Mühe mit Spannungsbögen und Humor gegeben. Trotzdem hatte ich viel zu meckern, und dass obwohl das Korrektorat bereits absolviert war.

Woran lag es?
Vor allem am respektlosen Umgang mit den eigenen Figuren. Jede Figur hat Respekt verdient und so wie das allererste unserer Gesetze, nämlich Artikel 1 Absatz 1 unseres Grundgesetzes die Würde des Menschen für unantastbar erklärt, so sollte es auch mit der Würde des Protagonisten sein. Lasst sie leben! Bewahr ihnen ihre unveräußerliche Restwürde!

Das setzt vor allem Respekt voraus! Respekt vor den Protagonisten (Das sind die Kinder des Autors!) und auch vor den Lesern (nein, die sind nicht doof - die haben alle durch die Entscheidung für euer Buch doch bereits bewiesen, wie schlau sie sind!).

Also gibt es ein paar Grundregeln, die man beherzigen sollte, dann klappt es auch mit dem Prota:
    • Keine Überhelden
      Es ist verlockend, aber verzichtet auf alles "Über" - Oder belasst es wenigstens bei einem Übertalent. Bedenkt immer, dass der letzte wirklich perfekte Mensch vor etwa 1983 Jahren ans Kreuz genagelt wurde. Und Achilles, Siegfried... alle tot! Fazit: Kein Mensch mag Überhelden.
      Also lasst Eure Protas zu Helden werden, indem sie Erfahrungen erwerben, lasst sie große Helden werden, durch ihre Leistungen, aber erspart ihnen den Überhelden. Es hat schon seinen Grund, warum die außerordentlich verkaufsstarken Marvel-Helden alle neben ihren Superkräften irgendwie einen an der Klatsche haben.
    • Sprache
      Da passieren die meisten Fehler: Ein Bauer drückt sich anders aus als ein Gelehrter und der wiederum anders als ein Fürst oder ein Händler. Das hat etwas mit typischen Redewendungen zu tun, aber vor allem auch mit dem Sprachstil. Fremdworte sollten nicht bei ganz einfachen Personen vorkommen, Slangausdrü, ebecke regelmäßig nicht bei einem Fürsten.
      Das kann bedeuten, dass man dann die eine oder andere geniale Dialogidee nicht umsetzen kann, weil das auf Kosten des Protas ginge. Scherze auf Kosten des Protas auf der Metaebene schaden immer dem Buch selbst. Also Scherze die Autor szenisch mit der Figur auf ihre Kosten treibt. Wenn dann sollten andere Figuren des Buchs ihn "hochnehmen", das wirkt wesentlich besser.
    • Sichtweise
      Gerade wenn aus Sicht der Protas geschrieben wird, muss man sich als Autor Gedanken dazu machen, worauf der Prota achten würde, was er erzählt und wohin er sich wendet. Natürlich kann ein Priester als erstes zu einem Bordell ziehen, aber dazu  braucht er einen Grund. Ein Krieger wird ein Pferd mit anderen, funktionaleren Augen sehen, als ein kleines Mädchen. Gerade diese Kleinigkeiten entscheiden über "echt" und "unecht". Ein Händler achtet bei der Beschreibung eines Fremden auf andere Dinge (Wohlstand) als ein Krieger (Waffenfähigkeit) als ein Bettler (Freigiebigkeit) oder ein Flüchtling (Gefahrenpotential).
    • Charakter
      Ich bin kein Freund von Heldenfragebögen - ich entwickle meine Protas wie auch Menschen es tun würden, anhand ihrerer Erfahrungen. Aber viele Kollegen schwören darauf.
      In jedem Fall sollte man sich ein paar grundlegende Positionen überlegen, die vor allem in Bezug auf die Eigenständigkeit gegenüber dem Plot sehr oft, die eine oder andere naheliegende Lösung verbieten:
      • Gesetzestreue - das ist eines der Grundprinzipien, die man nicht so einfach über den Haufen wirft, ebenso wie der Hallodri nur ungern plötzlich regeltreu wird.
      • Bildung - oft fragt man sich beim Lesen, woher der Prota das jetzt wieder weiß, woher so ein einfacher Bauer Quantenphysik diskutiert.
      • Kraft und Geschicklichkeit
      • Loyalität und Ehrlichkeit
    • Typen
      Interessant sind Menschen, die irgendwie in sich stimmig sind. Typen eben. Das bedeutet zunächst, dass eure Protas sich eurem Plot nicht unterordnen werden. Es gibt nichts Peinlicheres in Buch und Film als wenn es für eine bestimmte Reaktion des Protas nur die einzige Erklärung gibt, dass der Autor seinen Plot anders nicht regeln konnte...
      Das betrifft insbesondere die plötzliche Dummheit des sonst so schlauen und gewitzten Helden, die ihn offensichtliche Fallen übersehen lässt. Oder auch der plötzliche Geistesblitz des ewigen Dummkopfs. Oder wenn der Feigling plötzlich kämpfen kann wie Conan... Das muss nicht sein. Man kann mit nur ein bisschen Mühe seine Protas so umzingeln, dass sie tun, was der Plot erfordert. Aber man muss ihnen einen Grund geben. Der Kluge kann abgelenkt, betrunken, übermüdet oder krank sein. Der Dumme kann Hilfe erhalten, etwas vorher (dort schildern) schon gelernt haben, was nun hilft, und der Feige schließlich braucht entweder ein Übermotiv (Angst ums eigene Kind), oder eine günstige Gelegenheit (muss es wirklich ein Kampf sein? Geht nicht List?).
      Auch das ist Ausdruck des Respekts: Gebt ihnen Gründe, zu tun, was sie sollen. Sie wissen ja nicht, dass sie in einem Buch stehen. Und lasst diese Gründe plausibel erscheinen. Also sucht einen Grund, der euren Prota überzeugen würde.

Am Ende sollten Eure Protas bei euren Lesern Freunde finden können. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sehr für die Charakterentwicklung spricht, wenn verschiedene Freunde sich spontan zu verschiedenen Figuren hingezogen fühlen. So wie im echten Leben auch nicht jeder jeden mag.
Bei meinem Helden ist es nun so, dass zwar alle irgendwie die Hauptfigur Xeroan mögen, aber dazu sehr unterschiedliche Vorlieben haben. Die einen finden Punica gut, lustig, spannend und sympathisch, andere nervt ihre Unentschlossenheit und Passivität. Die mögen dafür Kaska, der einfach ein cooler Hund ist, obwohl andere finden, dass er zu oberflächlich ist. Und so weiter.





Was habt Ihr da für Erfahrungen gemacht?

Die Kunst hinter der Kunst


Keine Arbeit ist so gut, wie sie sein könnte.
Und so hängen wir unsere Träume stets ein wenig höher, als wir greifen können

Nein, es steht außer Frage, dass Schreiben schwer ist. Ein Knochenjob, den man nur mit viel Disziplin, einem dicken Fell, Geduld, Beharrlichkeit und einem gesunden Maß an Realitätsverlust verfolgen kann.
Ja, man muss verrückt sein, um sich das anzutun. Ein guter Text ist harte Arbeit, Mit einer guten Idee ist es ja nicht getan, eine noch so bildgewaltige Sprache genügt nicht und an einem wirklich guten Satz muss man zumeist unendlich lange feilen. Das aber ist nur das Rüstzeug, um das hervorzulocken, was uns bewegt: Geschichten.

Um die Geschichte geht es, um die Bilder, die sie weckt. Geschichten lassen unsere Seelen schwingen. In ihnen finden wir Trost, Glück und Abenteuer.
Als Kinder schon verlangen wir nach Geschichten, um uns mit dem Schlafengehenmüssen auszusöhnen. Und wir lauschen und lesen und beginnen selbst zu erzählen…

Damit wir diese wundersamen Blüten unser Fantasie auch pflegen können, bedarf es knallharter Techniken. Handwerk eben. Auch wenn wir alle unbewusst zumindest in unserer Muttersprache kommunizieren, ist das System dahinter sehr komplex. 

Ich will künftig hier im Blog über die Techniken zum Schreiben berichten. Über den sauberen Umgang mit unserer Sprache. Über den langen Weg von der Idee bis zum Buch, über die Kunst, eine Geschichte zu erzählen, ohne von ihr gebissen zu werden.

Ich hoffe, hier jedem das Rüstzeug für die Liebe zu Geschichten an die Hand zu geben. Ein Gefühl für Sprache zu entwickeln und gebe gerne alles weiter, was ich lerne. Vieles habe ich mir intuitiv erschlossen, vieles macht man automatisch richtig – aber doch ist es unendlich faszinierend, gerade die Brillanz hinter solche kleinen Gesten – Automatismen eben – zu erkennen.

Wenn ich weiterhelfen konnte – dann unterstützt mich und kauft den Helden, mein Buch.
Wenn ihr noch Fragen habt – dann schickt mir eine Nachricht. Ich werde versuchen, jede zu beantworten.

Dienstag, 16. April 2013

Gezähmte Fantasie (Umgangmit Normseiten)



oder vom tückischen Umgang mit einer NORMSEITE


Ich hasse dieses Format. Die hässliche Schrift, die unangenehme Aufteilung, der Flattertext ohne Silbentrennung... Bäh bäh bäh

Selbst meine allerliebsten Texte verlieren in diesem Kartoffelsack-Format all ihren Charme. Ich mag so nicht lesen. Leider stehe ich damit offenbar ziemlich alleine. 

Häufig werden bei Wettbewerben oder Manuskript-Einsendungen Formate in Normseiten verlangt. 

Auch letztens wieder. Da hatte ich das Vergnügen und die Ehre für ein Fantasy-Magazin eine Geschichte zu liefern. Ich habe mich für eine Episode mit Punica entschieden und das Abenteuer schnell umgeschrieben und an die Anforderungen meiner Verlegerin Myra Cakan angepasst. Und dann musste ich mein zartes, fröhliches, funkelndes und schillerndes Fantasiegebilde in das kalte, hässliche, starre Korsett einer Normseite quetschen. Grässlich! Wirklich grässlich. Bäh bäh bäh.

Was ist eine Normseite?
Normseiten sind das, worauf sich in der guten alten Drucksatzzeit mal die Verleger als Standard geeinigt haben. 
Eine sogenannte Normseite dient als Einheit für die Vergleichbarkeit des Umfangs von Texten. Sie hat höchstens 30 Zeilen und jede Zeile höchstens 60 Zeichen inkl. Leerzeichen. 

Silbentrennung und Blocksatz sind verpönt. Fragt nicht, wie das Schriftbild aussieht... Bäh bäh bäh (aber das hatten wir ja schon).

Das macht dann pro Seite höchstens 1.800 (30x60) Zeichen. Wegen des Flattertextes sind allerdings im Durchschnitt eher 1.500 Zeichen anzusetzen, wenn man in einer anderen Formatierung auf die Normseiten umrechnen möchte. So wie ich das mache. Da 1.500 sich ganz gut überschlägig rechnen lässt, sogar von einer Zahlenniete wie mir, ist das ein ganz guter Trick, durch den man die Formatierung bis hinter den Schlusspunkt aufschieben kann.

Wie bastle ich eine Normseite?
Dazu bekommt im Netz eine ganze Menge Tipps, die alle mehr oder weniger gut und teils ziemlich kompliziert sind.

Als erstes einmal muss man mit „Monotype-Schriftarten“ arbeiten, also nichtproportionalen Schriften, die so wie alte Schreibmaschinen jedem Buchstaben genau gleichviel Platz einräumen. Die meisten Schriften sind im Gegensatz hierzu proportional, das heißt, ein „i“ ist schmaler als ein „o“.

Bekannte Monotype-Schriften sind Courier, Courier New, Letter Gothic oder Lucida Console.

Mit einer Monotype-Schrift in Schriftgröße 10 bis 12 Punkt kommt man schon ganz nah an die 30 Zeilen-Grenze bei einem 1,5fachen Zeilenabstand.

Damit die 30 Zeichen pro Zeile funktionieren, muss man die Seitenränder entsprechend einstellen.

Donaudampfschifffahrtskapitänspatentantragsbogenausfüllhilfe

Das ist jetzt nicht das Intelligenteste aller Worte und auch nur bedingt praxistauglich, aber es hat exakt 60 Zeichen. Genau dieses Wort muss in die Zeile passen. Und entsprechend müssen die Seitenränder eingestellt werden, indem man das Textfeld links und rechts einrückt. Dabei ist es sinnvoll, den rechten Rand breiter zu machen, damit der Leser ggf. Randnotizen anbringen kann. Links sollte aber genug Platz für eine Heftung bleiben.

Auch die Zeilen kann man so gut einstellen. 30 Zeilen tippen (am besten mit automatischen Zeilennummern). Und dann gleichfalls über die oberen und unteren Seitenränder kann man das fixieren. Wenn man die 31. Zeile beginnen will – sollte eine neue Seite erscheinen.

Die Kopf- und Fußzeile eines Dokuments werden bei der Normseitenberechnung nicht berücksichtigt.
Daher sollte gerade für Texte, die irgendwo eingereicht werden, der Raum für wichtige Informationen für den Leser genutzt werden. Neben Seitenzahlen etwa den Namen des Textes und des Verfassers. Gegebenenfalls auch die Kontaktdaten (Telefon, E-Mail, Homepage).

Und dann viel Spaß beim Befüllen der Normseiten…

Montag, 15. April 2013

Schwerttanz um Grimm

Die Heldensaga geht weiter!

Seit gestern ist mit Schwerttanz um GRIMM mit leichter Verspätung endlich der zweite Band von Einfach kein Held erschienen. Bis ich die epub- und Printformate fertig habe, wird leider, leider, leider noch ein wenig mehr Zeit vergehen, mein Brotjob ist einfach nicht besonders fantasyfreundlich...


Das Zeitalter des Rades liegt in den letzten Zügen und mit ihm die guten alten Tage unter Kaiser Kitò, den eine seltsame Krankheit ans Bett fesselt. Sein Sohn Simur hat die Reichsgeschäfte übernommen, die er im Sinne seiner dunklen Berater leitet.

Inmitten von blutigen Kämpfen, Mord und Verrat wird überall verzweifelt nach den 12 Schwertern gefahndet, die uralten Prophezeiungen zufolge Kernlands Zukunft entscheiden sollen. Doch die mythischen Waffen folgen ihrem eigenen Schicksal, das sich weder vom Dunklen noch von seinen Gegnern beeinflussen lässt.

Auf der Suche nach Kartenmaterial erreicht Xeroan Firentin gerade rechtzeitig zum Herbstfest, zu dem Künstler aus allen Teilen des Landes strömen.

Derweil wird Kaska unmittelbar nach seiner Ankunft in Kiblis von Fezar, des Sultans Großwesir, um die Aufklärung des rätselhaften Todes eines einflussreichen Priesters gebeten. Die Ermittlungen führen den jungen Gesandten tief in die geheimnisvolle Welt der Hexen und ihrer blutigen Rituale.

Am Sturmmeer weiß Punica währenddessen nicht, wie sie zur Insel Walhal gelangen soll und nimmt in Walstadt ein Engagement als Schauspielerin an. Dort kommt sie unfreiwillig einem hässlichen Komplott auf die Spur. Da auch ihr Onkel in die Sache verwickelt scheint, fühlt Punica sich verpflichtet, wenigstens das Schlimmste zu verhindern.

Die Reise in den Norden wird für die junge Kaiserin und ihre Hofdame Lyri nicht der erhoffte Ritt in die Freiheit. Immer wieder aus dem Hinterhalt beschossen, fliehen sie durch den unwegsamen Weißwald. Doch selbst mit Hilfe einiger Zwerge und Rebellen können sie den geheimnisvollen Fremden nicht entkommen.

Der Feind scheint überall zu sein, denn als Barrad sich nach dem Massaker von Wegmeiler weiter nach Norden durchschlägt, erfährt er von der Entführung seines Sohnes. Und tief in ihm regen sich unheimliche Kräfte. Der Drache erwacht...

Wer eine Leseprobe haben mag, die nicht bei Amazon zu haben ist, bekommt sie hier
Ebenso wie jede Menge Hintergrundmaterial, den Movie-Trailer zum Buch und vieles mehr.

Zur Erstveröffentlichung hat meine liebe Autorenkollegin und Freundin Jay Valentine eine wunderbare Empfehlung in ihrem Blog gepostet, die mich echt zu Tränen gerührt hat. Hier geht es zum Artikel.

Scully van Funkel hat mich übrigens interviewt, wer also wissen will, was ich sonst so zu erzählen habe - dem kann ich folgenden Link wärmstens empfehlen.

Über weiteres Feedback freue ich mich und Rezensenten sind herzlich willkommen.
Öfter vorbeischauen lohnt sich - demnächst gibt es ein grimmiges Gewinnspiel.

Eure Kay

Donnerstag, 4. April 2013

Am Anfang war die Idee - und der Weg zum Buch



Schreibstube 1
Am Anfang war die Idee.



An der Idee scheitert es meistens nicht. Brandon Sanderson sagt etwas provokativ: „ideas are cheap“. Das ist richtig. Gute Einfälle, oder vielmehr das, was man in erster Begeisterung voll Sturm und Drang für solche hält, gibt es im Dutzend. Sie in sich zu tragen und reifen zu lassen, ist bereits ein erster Filtervorgang. Nicht alles, was auf dem Feld der Fantasie wächst, ist auch für die Haute Cuisine geeignet. Und wenn aus einer noch so guten Idee ein ihr würdiges Buch werden soll, dann muss sie strukturiert werden. An einem roten Faden müssen sich die tollen Einfälle, die spritzigen Dialoge, die spannenden Abenteuer zum grandiosen und überraschenden Finale entlanghangeln.
Der Autor sitzt mit gespitztem Bleistift und einer großen Kanne frischgebrühtem Kaffee bereit, um sich von der Muse küssen zu lassen. Auf dem Weg zum Nobelpreis-Bestseller mit Hollywood-Filmrechten fehlt jetzt eigentlich nur noch… ja, was eigentlich?

Es gibt unzählige Möglichkeiten, wie die in uns arbeitende Geschichte, jenes eigenwillige Wesen, dem wir uns mit solcher Inbrunst widmen, das uns so quält und beglückt, ihren Weg aufs Papier findet. Ich würde sogar sagen, es gibt so viele Möglichkeiten wie Autoren und die sind so unterschiedlich wie deren Geschichten.

Es gibt den Intuitiv-Schreiber, jene Autoren, die mit nichts als einer „Idee“ bewaffnet, zur Tat schreiten und dann ihr Buch von vorne nach hinten in möglichst einem Zug durchschreiben. Andere hingegen plotten vorher sehr intensiv, teils bis in die Feinheiten einzelner Szenen hinein und konstruieren so ihre Geschichten.
Ich persönlich schreibe sehr frei von der Leber weg erst einmal die Geschichte so wie sie sein will, runter. Aber dann streiche ich und feile und  schleife... Schneller geht das nicht. Jedenfalls bei mir nicht. Es liegt mir nur besser als das vorherige Planen.

Unabhängig davon, ab man lieber plant oder drauflos schreibt, am Ende ist es harte Arbeit, eine wilde Geschichte zu disziplinieren und in Struktur und Grammatik zu schlagen.
Da schadet es keinesfalls, sich mit den theoretischen Grundlagen einer guten Geschichte zu befassen. Logische Zwänge, Lesegewohnheiten und nicht zuletzt das gute „Bekannt und bewährt“ zeigen, dass gewisse Strukturen erfolgreicher sind, als andere. Das ist ein statistischer Wert und gewiss ist das Reißbrett kein Garant für ein erfolgreiches oder gar gutes Buch, aber eine Betrachtung schadet nicht. Und in jedem Fall hilft dieses Handwerkszeug dann weiter, wenn die Geschichte sich mal wieder als bockig und bissig erweist und nicht so recht auf dem Papier wirken will.

Plotten, also die theoretische Entwicklung und Gliederung einer Geschichte nach einer der zahllosen hierfür empfohlenen Techniken hilft, abstrakte Sachverhalte übersichtlich zu gestalten, Ideen logisch weiterzuentwickeln und verkürzt nicht zuletzt überschäumende Einfälle zu einer buchtauglichen Form.
Ich könnte allein mit den entfallenen Szenen zum Helden ein eigenes Buch füllen und immer wenn wieder eine geniale Idee, ein herrlicher Dialog, eine witzige Begebenheit dem Plot zum Opfer fielen, könnte ich weinen. Irgendwann veröffentliche ich ein Buch der verlorenen Worte. Ausgleichende Gerechtigkeit. Resteessen sozusagen.

Plotten ist generell in vielerlei Hinsicht ein bisschen wie Kochen. Aber der Reihe nach:

Was erzählt die Geschichte? Um was geht es?

Liebe? Selbstüberwindung? Selbstfindung? Feindschaft? Grauen?
Natürlich kann alles in einem Buch vorkommen, und es schadet auch nicht, wenn das so ist.
Aber wenn nur ein Schlagwort erlaubt wäre, auf was soll der Spot gelenkt werden?
Dies ist das herausragende Gewürz der Geschichte, mit dem der Leser geködert und in die Abhängigkeit getrieben werden soll.
Beim Helden ist  das schwer zu sagen. Die verschiedenen Handlungsstränge sind im Prinzip von einander unabhängig zu lesende, selbständig funktionierende Geschichten, die ich in einem Anfall von Größenwahn gemeinsam zu erzählen begonnen habe. Deshalb hat jeder Handlungsstrang seine zentrale Aussage. Liebe etwa bei Rommily und Kurd. Selbstfindung bei Barrad und Punica.

Und wie lässt sich die Geschichte in einem, maximal in drei Sätzen zusammenfassen?
Diese „Essenz“ ist es, was übrig bleibt, wenn man die Geschichte maximal eindampft. Hochkonzentriert gibt sie die Grundidee wieder. Je schwerer es fällt, sie knapp zu fassen, desto wahrscheinlicher leidet die Geschichte an strukturellen Schwächen.
Auch hier ist der Held wieder etwas bockig. Ich wollte eine solche Essenz für den Zyklus ebenso wie für jeden eigenen Band.  Das gelingt nicht immer, aber jeder Handlungsstrang hat seine Essenz in jedem einzelnen Band und wenn ich sie so zum Helden-Zyklus verwebe, dann kann ich auch für den so entstehenden Zopf eine solche Aussage treffen.

Das Fazit der Geschichte? Warum soll ich lesen?
In alten Texten liest man oft:    und die Moral von der Geschicht…
Das hat seinen guten Grund. Es sollte ein zentrales Thema sein, das durch eine Frage aufgeworfen und im Verlauf des Buchs zu einer Antwort führen sollte. Mit anderen Worten, in Erwartung dieser Antwort, wird der Leser die Geschichte lesen. Es kann dies in der Prämise begründet liegen, aber auch in einem wiederkehrenden Motiv.

Wer erlebt die Geschichte? Um wen geht es?
Die Entwicklung der Figuren ist das Fleisch in der Suppe. Auch der Protagonist sollte in ein, zwei knappen Sätzen erst einmal grob charakterisiert werden können. Dies ist eine Kurzvorstellung, ein erster Eindruck, ob unser Held zur Geschichte passt und stimmig den vorgesehenen Platz in ihr ausfüllen kann. Was treibt den Protagonisten an? Auch er braucht ein Motiv für sein Handeln. Nichts ist schlechter, als das Gefühl, eine bestimmte Reaktion erfolgt nur, weil der Plot es verlangt, ohne dass sie sich aus der Logik des Protagonisten ergibt.
Kaska zum Beispiel ist der klassische Abenteurer, der sich beweisen will und dabei vor allem sich selbst überrascht. Xeroan dagegen der Gelehrte, der eigentlich nichts weniger als ein Held sein will. Beide treibt aber ihr Selbstverständnis an, der Wunsch, das Richtige zu tun, auch wenn es schwer fällt.

Was geht schief?
Leser sind sensationslüsterne Monstren. Die Mitteilung, dass der Protagonist sich eines Tages in ein Mädchen verliebt, dieses die Liebe erwidert und die beiden dann alsbald heiraten, Kinder kriegen, ein Haus bauen und dort nach einem geruhsamen Lebensabend friedlich sterben, ist zwar friedlich aber laaaaaaaangweilig. Drama, Baby! Wir alle wollen über Konflikte lesen und sehen, wie man sie überwinden kann. Nur am und um den Konflikt herum entsteht Spannung und nur mit Spannung hält man den Leser an der Geschichte!
Und wenn ich mir daher die Geschichte so betrachte, durch die ich meine Protagonisten scheuche, dann stelle ich fest, dass ich schon ziemlich gemein bin. Die Ärmsten stolpern von einer Katastrophe in die nächste und müssen sich in einer Welt behaupten, in der einfach alle Strukturen aufbrechen. Das trägt durch einzelne Szenen, ganze Bücher und schließlich auch das Gesamtwerk.

Wer ist schuld?
Gleichberechtigung! So wie der Protagonist geplant wird, sollte man auch dem Antagonisten Aufmerksamkeit widmen. Er wird maßgeblich zur Qualität der Geschichte beitragen.
Auch wenn im Helden der Bösewicht, der Dunkle als Antagonist, nicht direkt in Erscheinung tritt, ist er doch sehr prägend, und zwar sowohl in Bezug auf seine Gefolgsleute als auch als Ansporn der Protagonisten.

Nachbesserung erforderlich?
Allmählich steht das Grundgerüst. Bevor man nun aber zu schreiben beginnt, sollte man nochmals prüfen, ob jetzt alles stimmig ist. Man schmeckt ja auch die Suppe vor dem Servieren nochmals ab. Wird aus dem Aufeinandertreffen von Hauptfigur und Konflikt eine griffige Lösung entwickelt?


Wer macht noch mit?
Da meist weder der Protagonist noch dessen Antagonist alleine handeln, ist es nun erforderlich, die Nebenfiguren zu entwickeln. Helfer, Freunde, Verwandte, Ratgeber. Und auch ihnen sollte man Sorgfalt, Liebe und Aufmerksamkeit widmen. Wenn die Beilagen nichts taugen, schmeckt der beste Braten nicht.
Meine Nebenfiguren sind kaum schwächer ausgearbeitet als die Protagonisten. Sie sind teils so stark, dass sie zu neuen Protagonisten werden, wenn neue Handlungsstränge eröffnet werden.  Das liegt auch daran, dass ich so furchtbar gerne Charaktere entwickle.

Wie begegnet der Held dem Konflikt?
Von seltenen Ausnahmen abgesehen, hat der Protagonist sich den ihm vom Autor hinterlistig in den Weg gestellten Problemen zu stellen. Er soll zumindest versuchen, diese Konflikte zu lösen. Auch, wenn er nicht in allem Erfolg hat.

Das Buch braucht, wie gesagt, eine zentrale Aussage, damit die Geschichte nicht fade bleibt. Und ebenso bedarf es eines zentralen Konflikts. Eine Herausforderung, der sich der Protagonist stellt. Und auch die sollte in einem Satz zu formulieren sein. Der zentrale Konflikt ist quasi der Pfeffer zum Salz.

Anhand dieser Grundüberlegungen kann das Rezept für ein neues Buchprojekt entwickelt werden. Aber man kann auch herausschmecken, woran es fehlt, wenn man nicht zufrieden ist.

Und wenn es jetzt fast so sehr ums Essen wie ums Schreiben geht, dann liegt das vermutlich daran, dass ich Hunger hatte.