Samstag, 31. Oktober 2015

Herausgelesen - ein stürmischer Releasetag



Autoren sind - das sollte ich zumindest in meinem Umfeld herumgesprochen haben - seltsame Pflänzchen. Von aufrechtem Wuchs mit schützenden Stacheln am Stil und einem lieblichem Duft von Tinte und Druckerschwärze, der Leser locken soll. Und doch sind wir innen hohl, zerfressen von Zweifeln und Sorgen, was vielleicht so sein muss, um Platz für die Geschichten zu haben, die sich dort einnisten wie in einem Kokon, um dann schmetterlingsgleich von uns in die Welt entlassen zu werden. So war es auch bei Herausgelesen, meinen neuen Werk, mit dem ich einmal eine Geschichte ganz gezielt für all die Viel-, Gern- und Allesleser schreiben wollte, die so wie ich Bücher leben und Worte atmen. Das lag und liegt mir wirklich sehr am Herzen!

Am Releasetag ist das alles noch viel seltsamer. 


Speziell wenn vom Start weg alles schief geht. Ich neige nicht zu Weltverschwörungstheorien und Verfolgungswahn, aber heute bin ich mir nicht mehr so sicher.

Da müssen letzte Anpassungen gemacht, die Auslieferung geplant und gesteuert werden. Man bastelt an der Werbung, an Promoposts, bucht Profis und hofft. Letzteres vor allem. Denn all die Monate, die man an dem Buch gesessen hat, über Szenen brütend, mit Dialogen ringend, Freunde, Familie und sogar den Hund (der das besonders übel nimmt) vernachlässigend, stehen heute auf dem Prüfstand. Heute, wenn das Buch in die Öffentlichkeit tritt und bemerkt werden muss. Ich habe mal mitgeschrieben, um zu sehen, wie viel Arbeit wirklich in einem Buch steckt.

Wobei "Herausgelesen", das ich schnell runterschreiben konnte, weil die Geschichte meine Protagonisten (für mich) ungewöhnlich klar vorgestellt haben, jetzt wirklich eine problemlose Geburt war. Das Skript von ca. 320 Normseiten habe ich zwischen dem 3. September und dem 15. Oktober geschrieben. Dafür habe ich wirklich jede freie Sekunde in das Buch gesteckt und täglich bis auf die Buchmessetage mindestens 4 Stunden geschrieben, das sind, wenn ich mich ausnahmsweise mal nicht verrechnet habe ungefähr 170 Stunden.
Daneben habe ich mit meinem Coverdesigner, Paul Dahl von D-Design ums Cover gerungen, nach Mustern gesucht, um zu verdeutlichen, was ich meine, gelernt und mich belehren lassen. Der Autor ist nicht notwendig die Idealbesetzung, wenn es um die Auswahl des Covers geht.
Mit meinen Betalesern, den Plot in abendfüllenden Chats nachgefeilt und Szenen gebastelt, das in diesem Fall fachbuchverdächtige Literaturverzeichnis gepflegt und schließlich das Korrektorat/Lektorat mit Madeline Riedel durchgezoogen. Und natürlich meine Autorenfreunde in den Wahnsinn getrieben (Danke an Mella und Gundel für die psychosoziale Betreuung). Unmengen von Kaffee und Karamellkeksen und griechischen Jogurt wurden verzehrt und zur Sicherheit zusätzlich 200g Kräutertee verbrüht (den mag im Noa'schen Haushalt sonst niemand, darum kann ich hier so präzise sein). Ich habe gelernt, dass man mit 3 Stunden Schlaf gut auskommt, aber die Pandabär-Augenringe mit normalen Concealer nicht mehr zu retuschieren sind. Ich empfehle Acrylfarben.

Und dann ist es soweit - man drückt auf "Veröffentlichen" und das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Es ist am Releasetag wie am Nachthimmel. 

Da blinken und funkeln schon so unendlich viele Sternchen, dass es für ein weiteres sehr schwer ist, bemerkt zu werden. Meine liebe Kollegin Mella Dumont macht es geschickt und schreibt von Monden, die kann man faktisch nicht übersehen, aber für normale Sterne ist es knifflig. Also muss man auf einen kometengleichen Aufstieg setzen. Nur dann hat man eine Chance von all den Lesern da draußen bemerkt zu werden, die das Buch mögen könnten. Es ist die Bewegung, die den neuen Stern sichtbar macht. Man kann natürlich trommeln und tröten, doch wie weit reicht Schall in unserer Welt, in der wir alle immer lauter schreien? Nur wenn der Ruf aufgenommen wird und einen Chor findet, kann er was erreichen und darum danke ich allen Menschen, meinen Freunden und Kollegen und Kollegenfreunden, die ihren Freunden gesagt haben, dass mein "Herausgelesen" sich dem Kampf in den Tiefen Amazons stellt und Hilfe braucht. Oder Leser. Oder Freunde. Was irgendwie dasselbe ist.

Dann das Drama!

Was mich dann doch zu paranoiden Verschwörungstheorien bringt. Aus von dem Online-Shop-Giganten nicht kommentierten Gründen wurde das Buch falsch eingeordnet, nämlich unter Jugendbuch (was vielleicht noch geht) und dann unter Kinderbuch (was sicherlich weder vom Thema, noch von den Szenen, noch von sonstwas passend ist). Eine Korrektur war mir selbst nicht möglich, ich hatte es ja richtig eingestellt. Dafür stand dann in großen Lettern hinter dem Titel "English Edition" - etwas, das nachweislich viele Interessenten abgeschreckt hat. Über Click-Tracking sieht man ja, wer auf den Link klickt und über die Auswertung, wer dann kauft. Das war übel. Normalerweise springen etwa 10% wieder ab. Dieses Mal waren es über 50%! Und auch der Preis war nicht richtig angegeben. Ich hätte wie üblich zum Release gern die 99 Cent genommen.

Meine Hilferufe in Deutschland brachten nichts, der Support meinte lapidar, ich solle es einfach runternehmen und dann neu hochladen, dann sei in 48h alles in Ordnung. Super, wenn man überall den Release angekündigt und kostenpflichtig beworben hat. Erst bedingt durch die Zeitverschiebung deutlich spätere Anrufe in USA führten zu halbherzigen und semi-nützlichen Ergebnissen. Der Tag war ja im Prinzip schon rum.

Auch die von mir frühzeitig und exakt abgesprochene teuer gebuchte Werbung wurde nicht püntklich und nicht im vereinbarten Mercedes, sondern nur viel später und da nur im Skoda geliefert, Mahnungen verhallten ungehört im Äther. Ich solle mich nicht aufregen.
Doch. Ich rege mich auf.


Und die Moral?


Insgesamt ist mein Bücher-Stern also nicht am Himmel hochgestiegen, sondern solcherart beschwert, kaum über die Bergkuppen hinausgekommen. Außer auf den Piratenseiten, da wurde (jedenfalls auf zweien) heute bereits "Herausgelesen" als Aufsteiger des Tages gehypt. Am Tag nach dem Releasetag. Super. Am Buch lag es also nicht.

Andererseits kann man sich auf einem solchen Felsen sitzend, gut ausruhen und mal in die Runde schauend nachdenken.
Was lerne ich daraus?
  • Dass Halloween endgültig in unserer Welt angekommen ist, denn tatsächlich gehen alle Aktionen, die ich für mein Buch geplant hatte, vollkommen in kürbisbunter Hektik unter. Wobei die Kürbisse weniger stören, als die vielen Buchaktionen und Buchgewinnspiele, die zumindest Facebook und Twitter überschwemmen und natürlich die dringend benötigte Sichtbarkeit einschränken.
  • Dass offenbar die Begeisterung auf den Social Media Kanälen für ein Buch nicht in Kauflust mündet. Mein überschlägiges Verhältnis zwischen Kommentar und Kauf beträgt einstellige Prozente, das ist ernüchternd.
  • Dass offenbar ein Buch für 2,99 € vom Großteil nicht gekauft wird. Ein Cent/Seite ist zuviel? Denn bei 99Cent erziele ich mit meinen weniger gehypten Titeln deutlich bessere Verkäufe - vom Erfolg auf Downloadseiten zu schweigen. Wobei ich betonen möchte - dass Buch in der On-Leihe legal kostenlos zu haben wäre (und ich dort auch Geld bekäme, das mir den oben geschilderten Aufwand erlaubt). 
  • Dass offenbar weit weniger Menschen die Leseprobe anklicken, als gemeinhin angenommen, denn daraus würde sich ja ergeben, dass es keine englische Ausgabe ist (oder jedenfalls eine sehr eingedeutschte). 
  • Dass die Kategorien auf Amazon sehr relevant sind, was deren Unübsichtlichkeit umso ärgerlicher macht (allein, dass es so viele gibt, die nur über den Support gewählt werden können). 
  • Dass es wenig bringt, was man selbst über sich sagt, man muss erreichen, dass es andere tun. Und zwar solche mit Verteiler. Das ist jetzt nicht neu, steht in jedem Social Media Handbuch (wobei Social Media wohl keineswegs versehentlich mit SM abgekürzt werden kann). In diesem Ausmaß habe ich das allerdings nicht erwartet. Wahnsinn.
Ich könnte jetzt aufgeben. Die Versuchung ist groß. Meine Freunde würden sich freuen. Meine Familie, die sich nicht so wirklich für meine Bücher interessiert, auch. Mein Herz und meine Seele schreien laut nein.
Also werde ich wohl versuchen, mich von meinen Dienstleistern unabhängiger zu machen und meine Leser direkt zu erreichen. Ich hatte nicht zuletzt aufgrund der im Kollegenkreis geäußerten Bedenken gezweifelt. Zu groß, zu ambitioniert, zu mutig? Oder größenwahnsinnig? Man wird sehen.

Genug gejammert. Aber hey, Zuspruch kann ich zurzeit gut brauchen. Ehrlich.





Donnerstag, 29. Oktober 2015

5 Dinge die man als Autorin gerne vorher gewusst hätte (Repost)

Meine Autorenfreunde
Catalina Cudd
Elke Aybar
Hope Cavendish
Anja Bagus
und
Mella Dumont

sinnieren derzeit hochamüsant über Dinge, die man als Autor vorher wissen sollte.


Ich hab das mal verlinkt (ganz unten).

Edit: Inzwischen sind noch weitere dazu gekommen, die ich auch noch aufnehmen will.

Aber zudem möchte ich mich doch auch selbst dazu äußern, weil natürlich sieht die Kay das etwas anders.



1. Zeit

Die Relativität der Zeit erschlägt den Autor hinterrücks.

Ein Beispiel: Warum hab ich gestern nicht mehr zu diesem tollen Post geschrieben? Weil es spät war. Oder früh. Das ist eine Frage der Perspektive, wobei ich da stur an der Definition festhalte, dass es unabhängig von Datum und Uhrzeit solange "spät" ist, bis man geschlafen hat. "Früh" ist es erst nach dem Aufwachen. Auch wenn die Sonne schon wieder untergeht. Und wer nicht schläft, für den ist es dann eben sehr spät. Oder zu spät, um früh zu sein. Habe ich erwähnt, dass die meisten Autoren, die ich kenne, chronisch übermüdet sind?

Da die Kreativität ihrer eigenen Uhr folgt, ist man als Autor noch weniger Herr seiner Zeit als normale Menschen. Wenn man eine gute Idee hat (oder auch eine nicht so gute, das weiß man ja oft noch nicht sofort), dann muss man sie konservieren. Irgendwie! Denn nichts ist flüchtiger als kreative Einfälle. Wobei ich noch den Eindruck habe, dass die Flüchtigkeit sich direkt proportional zur Qualität der Idee verhält. Dies hat zur Folge, dass man einfach alles - Mann, Kind, Auto, Kochtopf, Feuerlöscher - liegen und stehen lassen muss, um nur schnell diese Idee zu notieren, bevor sie weg ist - wohin auch immer. Wenn er dann nach erfolgter Notiz wirklich schnellstmöglich, ohne schuldhaftes Zögern, fast sofort zurück an den Ausgangspunkt kommt, ist der Autor erstaunt, dass die Scheidung eingereicht und das Kind erwachsen geworden ist (und daher auch gleich mit dem verbotswidrig in zweiter Reihe abgestellten Wagen davon gefahren), während der Feuerlöscher geduldig gewartet hat, um gegen die verkohlten Reste des Kochtopfs zum Einsatz zu kommen. Dabei hat man aber wirklich nur gaaaaaanz schnell die Idee notiert - und ein paar Skizzen dazu vielleicht.

Ich persönlich vermute ja, dass Autoren in einem eigenen literarischen Zeit-Raum-Kontinuum leben und eigentlich gar nicht so richtig in dieser Normwelt beheimatet sind. Denkt mal drüber nach, das erklärt vieles.

Zum Beispiel, warum der Buchmarkt einerseits so quirlig und innovativ und zugleich so unfassbar verstaubt sein kann, dass man immer noch diskutieren muss, ob sich E-Books behaupten. (Wie sich ein milliardenschwerer Markt wie der Literaturbetrieb so dilettantisch verhalten und dabei noch stolz auf die Brust trommeln kann, das hätte ich vorher schlicht nicht geglaubt!)

Oder dass die von Catalina so wunderbar beschriebene Wartezeit auf das Amazonranking in der Autorenwelt locker mehrere Stunden (Tage!) beträgt, während das Zeitintervall zwischen den verschiedenen Kontrollblicken des Autors in der Normwelt allenfalls in Minuten bemessen wird.

Damit jedenfalls muss der Autor leben. Oder vielmehr seine Umgebung, denn der Autor ist sich seiner Sonder-Zeit gar nicht bewusst - bis ihm das Umfeld auf die Fresse haut. Frontal. Mit Schmackes. Und deshalb ...

2. Autorengerechte Haltung

Die Meinung hierzu ist, wie ich in einer spontanen, ganz und gar nicht repräsentativen Erhebung am Frühstückstisch und an der Kaffeebar der Kanzlei ermittelt habe, stark abhängig davon, wen man dazu befragt. Autoren halten sich im Allgemeinen (und auch im Besonderen, mit Einschränkungen auch im Speziellen) für äußerst pflegeleicht. Und das ist rein äußerlich betrachtet auch schwer zu widerlegen. Autoren sind genügsam.

So wie Elke es so schön schildert, reicht als Sprit schon kalter Tee (oder auch Kaffee). Autoren sind nicht eitel. Die meisten legen keinen großen Wert auf hippen Schnick und teuren Schnack. Warum auch? Kalter Kaffee macht bekanntlich schön. Darüber hinaus benötigt der Autor nicht mehr als Strom und ein Laptop, notfalls genügen auch ganz archaisch Stift und Zettel.

Und W-Lan. Um nicht völlig zu vereinsamen. Denn trotz dieser wirklich sensationellen Genügsamkeit erfahren Autoren von ihren nicht schreibenden Mitmenschen meist reichlich Unverständnis.

Etwa Leser, die nicht verstehen, dass das für Herbst angekündigte Nachfolgebuch noch nicht da ist, weil der Herbst in der Autorenwelt in der Normwelt schon auch mal Sommer werden kann. Oder eben Herbst. Aber in einem anderen Jahr - das weiß man bei der Autorenzeitrechnung nie so genau. Kleinlich, da einen kreativen Geist festnageln zu wollen.

Auch die für weniger flexible Menschen bisweilen pathologisch anmutende Gemütslage des Autoren ist immer wieder Thema in Autorenhaushalten. Dabei ist es doch ganz einfach. Der Autor, der gehalten ist, über das doch eher dröge Medium "Schrift" seine Geschichten so lebendig werden zu lassen, dass Emotionen an die ihm zumeist unbekannten Leser übermittelt werden können, muss diese Emotionen leben. Ich kann nicht von einer weltenzerstörenden Kriegserklärung berichten, bei der mein Protagonist aus einem inneren Konflikt heraus, für ein Großes/Ganzes alles aufgibt, was ihm lieb und teuer ist - und dann fröhlich in die Diskussion einsteigen, ob es okay ist, wenn wir heute eine halbe Stunde früher zu Abend essen. Hallo? Ich habe gerade meinen Bruder in den sicheren Tod geschickt?! Und außerdem ist dieses Abendessen bei genauerer Betrachtung in Autorenzeiteinheiten eigentlich das Frühstück. Oder doch das Abendessen vom Vortag? Man verliert den Überblick, wenn man schreibt und sich vorrangig von Dingen ernährt, die man mit einer Hand neben dem Tippen verzehren kann. Wenn man es nicht vergessen würde. Der Kaffee ist aus Gründen kalt.
Ja, ich kann Mella gut verstehen.

Schizophrenie ist der Wikipedia zufolge geradezu der Normalzustand eines Autors. Natürlich höre ich Stimmen. Wenn ich mit meinen Protagonisten Szenen diskutiere und z.B. versuche, Lexa von den Vampire Guides davon zu überzeugen, wenigstens einmal einen Fettnapf auszulassen (erfolglos), dann erwarte ich Antworten. So unverschämt sind meine Protagonisten dann doch nicht. Ich lebe - um meine Geschichten plastisch machen zu können - nicht ein Leben, sondern mehrere. Ich versetze mich in meine Figuren hinein und "er-lebe" im wahrsten Wortsinne das, was ich dann erst glaubhaft (hoffentlich) schildern kann. Ich verstehe, dass ich damit meinen Mann (der dankenswerterweise noch nicht die Scheidung eingereicht hat!) gelegentlich befremde. Ich weiß ab und an ja selbst nicht, ob ich schon wieder ganz "da" in der Normwelt bin, oder doch eher noch irgendwo in den Schatten stecke. Oder in Kernland. Oder auch sonstwo.

Ein schöner Trick ist es übrigens, sich mit anderen Autoren anzufreunden. Die haben denselben kruden Lebensrhythmus, verstehen Stimmungsschwankungen und schauen einen nicht schief an, wenn man sein T-Shirt versehentlich falsch rum trägt... Mit ihnen kann man diskutieren, was man einem Werwolf zur Housewarming-Party mitbringt oder wie man einen Drachen einreitet. Sie verstehen, wenn man weinend den Tod einer Figur beklagt, die man gerade lustvoll selbst auf 3 Seiten hat sterben lassen. Danke an dieser Stelle meinen Aktiven Autoren. Hab euch alle lieb!

Autoren sehen Dinge auch mit anderen Augen. Nicht nur beim Lesen, auch beim Fernsehen (habe ich erwähnt, dass es Menschen gibt, die mich meiner hellseherischen Fähigkeiten wegen nicht mehr mit ins Kino nehmen - oder auch weil ich nicht die Klappe halten kann und spoilere... ). Immer läuft bei mir alles in Plots. Alles wird auf Verwertbarkeiten hin überprüft.
Es ist schrecklich.

3. Freiheit

Freiheit ist ein leeres Wort. Das habe ich tatsächlich erst durchs Schreiben gelernt. Es hängt davon ab, wovon man frei ist. Frei von Krieg - gut. Frei von Geld - nicht gut.
Seit ich versuche, meine Zeit so zu gestalten, dass ich die Freiheit finde, die zum Schreiben brauche, verstehe ich das. Freiheit kostet Verantwortung. Kann ich es meiner Familie, meinen Freunden zumuten, dass sie mit meiner höchst eigenwilligen Autorenzeitrechnung auskommen müssen? Kann ich verlangen, nicht nur mit mir, sondern auch mit meinen jeweiligen Figuren zu leben, die einem ja noch nicht einmal ordentlich vorgestellt werden (nicht weil ich unhöflich bin, sondern weil ich sie ja auch erst im Verlaufe der Geschichte kennen lerne)?
"Tu was du musst und trag die Konsequenzen" hat ein schlauer Prota in einem meiner Bücher gesagt (oder ich durch ihn, es ist schon wieder schwierig). Wenn wir uns die Freiheit nehmen, nicht ein Leben, sondern viele zu führen, dann führt das zu einer Reduktion in diesen Leben. Ich kann das in der Breite tun (indem man auf Hobbys verzichtet und seinen Freundeskreis reduziert) oder in der Tiefe (indem man weniger intensiv sportelt und Kontakte oberflächlicher hält). Aber da ich mich noch nicht klonen und auch nicht über mehr als 24/h am Tag verhandeln kann, muss ich die Entscheidung treffen. Und das tut weh.

Ich bin kein entscheidungsfreudiger Mensch und deshalb habe ich - auch wenn ich dadurch Gegenwind aus allen Richtungen erhalte - mein Tun bis zur Unerträglichkeit komprimiert. "Ein guter Plan verfolgt 3 Ziele" sagt ein anderer Prota (ich sollte echt öfter zuhören) und so versuche ich auch durch Effizienz fehlende Zeit wettzumachen. Mein nächster Plan ist es, einen Bestseller zu schreiben und mir dann ein großes Flugzeug zu kaufen, dass mich über die Zeitzonen transportiert. Wenn ich also Mittags in München einsteige und losschreibe, wäre es sechs Stunden später in den USA immer noch Mittag. *Muahaha*  Ich fürchte nur, dass ich dann mit meinem Zeitgefühl endgültig durcheinanderkomme.

Das Gute an der Freiheit ist, dass man schreiben kann, was man nicht leben darf. Bücher sind Orte, wo man hinkann, wenn man nicht wegkann. Mein Schreibtisch erlaubt mir zu tun, was ich in der Normwelt nicht kann, weil ich zu arm, zu schwach oder einfach unfähig bin. Ich bin zum Beispiel taktlos bis ins Mark. Rhythmus jenseits einfachen Mitklatschens kann ich nicht entwickeln. In meinem Blut schwingt da gar nichts. Das sagt zu Musik nur "Blubb". Was nicht heißt, dass ich es nicht gerne könnte. Dass ich Musik nicht liebe (und im Auto mitsinge, bis mein Mann droht, aus dem Fenster zu springen und der Reservewerwolf Bruno im Heck verzweifelt heult). Aber ich kann es einfach nicht. Wer mich kennt, bestätigt das. Speziell das mit dem Takt. *öhm*
Entsprechend war es ein wunderbares Erlebnis, über Lisa in Agentin 006y zu schreiben. Sie kann nämlich tanzen. Und wie! Und so durfte ich in ihre Haut kriechen, mich auf ihre Zehenspitzen stellen und mir vorstellen, wie es wäre, richtig tanzen zu können ...

4. Glück 1

Glück, das weiß jetzt der Anwalt besser als der Autor, ist einerseits ein Gemütszustand (Glück <=> Trauer) und andererseits eine Beschreibung für den Eintritt eines positiven Ereignisses, auf das man keinen Einfluss hat (Glück <=> Pech). Der Autor lernt, dass sie nichts miteinander zu tun haben. Oder eben schon. Es ist - mal wieder kompliziert.

Glück braucht man für seine Bücher, denn nur wenn sie gelesen werden, können sie leben. Erst das Echo im Leser macht die Geschichten lebendig. Und nur wenn sie leben, kann auch der Autor leben. Wir sind quasi eine parasitäre, vom Leser abhängige Lebensform.

Der Leser muss unsere Geschichten lesen und - so ist das in einem kapitalistischen, nur bedingt kunstaffinen System nun einmal - auch bezahlen. Dass das so schwer zu vermitteln ist, damit habe ich in der Tat nicht gerechnet. Obwohl ich jetzt als gelernter Strafverteidiger naturgemäß eine etwas ernüchterte Grundvorstellung von der menschlichen Gesetzestreue habe (wobei da "ernüchtert" nun wirklich vollkommen irreführend ist. Mein Chef sagte mal, Strafverteidiger könnten auf Dauer nur Zyniker oder Alkoholiker sein, die meisten könnten sich nicht entscheiden und würden beides. Ich mache es natürlich anders - und wurde Fantasyautor.) Ich will nicht über Piraten meckern, die nur ihren Job machen. Ich will an die Leser plädieren, mich und nicht die Piraten zu unterstützen. Nicht weil es verboten ist, sondern weil es fair ist.

Und bis dahin?

Michael Ende sagte anachronistisch aber trotzdem richtig, literarischer Erfolg sei in hohem Maße eine Frage des Portos. Die meisten Autoren scheitern nicht an den Unwägbarkeiten des Marktes, sondern an ihrem fehlenden Durchhaltevermögen. Es ist zäh. Ich bin erstaunt wie zäh. Aber hey - Challenge accepted.

Die Glücklandetheorie besagt, dass man Zufälle über Eintrittswahrscheinlichkeiten steuern kann. Je größer mein Feld und je hübscher meine Blumen, desto wahrscheinlicher, dass dort auch mal ein Glücksbienchen landet. Also schreibe ich fleißig meine Bücher, bewerbe sie und hoffe, dass ich ehrliche Leser finde.

Kinders, das ist eine Drohung. Ich spame euch mit meinen Büchern, wenn ihr nicht einfach die nehmt, die schon da sind. Irgendwann müsst ihr sie nehmen, und sei es nur um eine Bresche in die euch umzingelnden Stapel zu schlagen.

Geschäftstüchtig hier eine Übersicht über meine Bücher, deren Erwerb nicht nur mich, sondern auch euch bereichern würde (Ich schwör!).

5. Glück 2

Diese Drohung ist ernst zu nehmen, denn so sehr ich während des Schreibens, das ich zumindest mit den Wehen einer Geburt vergleichen kann, leide - so glücklich bin ich, wenn ich fertig bin.

Glück hat jeder Autor, denn er hat wie all meine Vorblogger, Catalina, Mella und Elke, mit ihren eigenen Worten bestätigen, den tollsten Beruf der Welt.

Geschichten zu erzählen macht den Unterschied zwischen Mensch und Affe. Geschichten, die "frei" erfunden sind. Sehnsüchte zu manifestieren, die nicht einem unmittelbar zu stillenden Bedürfnis entsprechen, sondern die Seele befreien und jenseits aller Grenzen schöpfen lassen können, was sonst nur den Göttern vorbehalten ist. Es sind nicht nur die High Fantasy-Autoren, die Welten schaffen. Sie sind nur freier in den Bauteilen. Jede fiktive Geschichte schafft ihre ganz spezielle Welt. Der Autor erschafft sie. Etwas, das "so" vorher noch nicht da war. Und jede noch so eng inspirierte Geschichte ist irgendwie einzigartig. Ich gehe von der U-Bahn oft an einer Reihenhaussiedlung entlang nach Hause. Die Fassaden haben allen denselben Plan: Vorgarten, Haustür, ein Fenster daneben, zwei Fenster darüber. Aber was die Bewohner über die Jahre aus dieser Vorgabe hochindividuelles gemacht haben, ist wunderschön und zutiefst menschlich. Versteht ihr, was ich meine?

Mein Glück ist die Freiheit, die meine Geschichten haben. Die frei von Raum und Zeit, durch die Jahrhunderte quer über den Globus und vielleicht eines Tages auch ins All übermittelt werden können. Wenn ich in der Illias über Achills Tod trauere, dann weckt Homer Jahrtausende nach seinem Tod meine Emotionen. Wenn Jane Austen mir erzählt, wie man einen Mr. Darcy sucht, dann erfahre ich, was man in dieser Zeit gespürt, gefühlt, gedacht hat. Wenn Tolstoi von Krieg und Frieden schreibt, dann erlebe ich, dass der "Russe" hinter verrosteten Eisernen Vorhängen exakt dieselben Ängste und Nöte, Freuden und Wünsche hat wie wir. Und auch, worin die feinen Unterschiede bestehen, die unsere Welt so schillernd und bunt machen.
Und dann könnte ich weinen vor Glück, weil ich Teil von etwas bin, was zeitlos und daher ewig ist.



Go and Check it out ...

http://www.dunkle-zeiten.info/5-dinge-die-man-als-autorin-gerne-vorher-gewusst-haette/
http://www.elke-aybar.com/5-dinge-die-man-als-autorin-gerne-vorher-gewusst-haette/
http://melladumont.de/5-dinge-die-man-als-autorin-gerne-vorher-gewusst-haette/ 
http://mel-david.de/2015/10/5-dinge-die-man-als-autorin-gerne-vorher-gewusst-hatte/ 
http://www.hope-cavendish.de/index.php/blog/schreiben/5-dinge-die-man-als-autorin-gerne-vorher-gewusst-haette 
http://www.anja-bagus.de/5dinge/





Literarisches Fandom und andere Abstrusitäten

Autoren sind ein schizophrenes Volk. 

Wenn wir bevorzugt nachts in unseren Kämmerlein sitzen und mit Herzblut und zu viel Kaffee unsere Geschichten niederschreiben, dann entsteht schnell das keineswegs unberechtigte Bild vom semiautistischen Autor, der inmitten seiner fiktiven Freunde sitzt und dem Fans (wie alle anderen Mitmenschen) eigentlich suspekt sind. Nur für Katzen macht man Ausnahmen. Aber das ist leicht, wann jemals hat man eine euphorisch ihren Herrn bejubelnde Katze gesehen?

Dabei träumen wir natürlich von einem Meer von Fans, die unsere gerade mit solchen Mühen erschaffenen Babys mit offenen Armen aufnehmen und ihnen ein Zuhause bieten, in ihren Bücherregalen, auf ihren Readern und vor allem in ihren Herzen.
Sie sind Freunde, die alles für meine Figuren liegen und stehen lassen, die sich und die Welt vergessen, um bei ihnen zu sein, um mit ihnen mitzufiebern und die fiktiven Emotionen meiner Figuren "echt" werden lassen. Das ist
SELTSAM.

Die Freunde meiner Figuren sind meine Freunde. 

Bei mir ist es jedenfalls so. Ich bin an sich nicht gerade introvertiert, und wenn jemand sagt, dass er meine Geschichten mag, mit meinen Protas mitfiebert und meine Bücher in Ehren hält - ganz ehrlich, dann kann ich schon über kleinere Charaktermängel wie Massenmord und Steuerhinterziehung hinwegsehend, all meine Sympathien über ihm ausschütten.
Ich habe das auf einer Buchmesse erstaunt bemerkt, als ich einen Menschen traf, den ich so auf der menschlichen Ebene ganz und gar schrecklich fand. Als der Schreckmensch erfuhr, wer ich bin und von meinen Büchern schwärmte ... da schmolzen meine Vorbehalte entgegen besseren Wissens und ich war sofort bereit, ihn sympathisch zu finden. Das ist
ERSCHRECKEND.

Was tut der Autor?

Misstrauisch werde ich hingegen, wenn ich persönlich für meine Geschichten verehrt werde. Vielleicht, weil ich ja viel mehr als Autor auch Leser bin. Also emotional auf der anderen Seite des Buchs verwurzelt. Ich will unter Lesern sein und nicht "vor" oder "über" ihnen. Das steht mir nicht zu. Denn die Bewunderung gilt nicht mir, sondern der Geschichte, die ich erzähle... So gesehen, also irgendwie schon, klar. Aber nein, eigentlich nicht. Die Beziehung ist - um in Facebook-Terms zu sprechen - kompliziert.
Ich fühle mich da wie ein Katalysator, durch den die Geschichten einen Weg in diese Welt finden, den sie sehr energisch und ohne Rücksicht auf das Befinden des Autors suchen.
Es sind insofern nicht unbedingt "meine" Geschichten, also im Innenverhältnis zwischen mir und meinen Geschichten. So wenig, wie mein Kind mir wirklich gehört, oder mein Mann mein Eigentum ist. Andererseits gehören sie nach den Standards dieser Welt noch am Ehesten mir. Ich muss vom Geschichten erzählen leben, weil mein Supermarkt, mein Vermieter und meine Versicherung geldgierige Kapitalisten sind, die ich nicht erfreuen kann, wenn ich ihnen mit meinen Geschichten glückliche Stunden schenke. So dumm sind die. In meiner Fantasiewelt sieht es anders aus. Da sind die Plots und Figuren emanzipiert und verteidigen vehement ihre Rechte an der Geschichte. 
Autoren sind in mehrfacher Hinsicht käuflich. Und wenn man so sieht, was wir für unsere Bücher so verlangen, dann sind wir sogar richtig
BILLIG.

Es werden nie 2 Menschen dieselbe Geschichte lesen. 

Deshalb mag ich auch Leserunden, speziell die kleinen, persönlichen ... wenn man gemensam in die Geschichten eintaucht. Und plötzlich allerlei neues über seine Figuren erfährt. Da werden Dinge rausgelesen, die ich so niemals reingeschrieben habe. Da bekommen schlichte Sätze völlig neue Facetten und wenn man darüber spricht, erzählen mir plötzlich die Leser meine Geschichten und ich staune. Wie vielschichtig daas sein kann, was ich empfinde. Wie anders, wie neu. Es ist ein bisschen so wie die Erkenntnis, dass das eigene Kind eben doch nicht ein Abbild seiner selbst, sondern eine hochindividuelle Persönlichkeit ist.
TOLL.

Wie gut eine Geschichte ist, erkennt man erst an dem Echo, das sie wirft. 


Auf der dunklen Seite der Macht - dort, wo Fantasie in ihrer regenbogenbunten Quirligkeit nur höchst misstrauisch geduldet wird, wo ich mir als Anwalt den Anstrich der Seriosität gebe, lernt man, dass auf den Empfängerhorizont abzustellen ist. das klingt sehr dröge und äußerst theoretisch. Aber es ist schlau und wenn man darüber nachdenkt, stellt man erstaunt fest, dass sich dahinter eine lange Erfahrung verbirgt. Ich als Autor weiß, was ich erzählen will. Okay, meistens nur so ungefähr, weil da viele spontane Einfälle nach Berücksichtigung verlangen, bockige Figuren sich wohl ausgetüfeltten Plots widersetzen und überhaupt das Schreiben furchtbar schwierig ist. Ich jedenfalls finde meine Schreibstube so attraktiv wie einen Kreissaal, auch wenn ich meine Geschichten dann so liebe, wie eine Mutter ihre ohne PDA zur Welt gebrachte Zangengeburt.
Aber was ich sagen will, ist, dass ich weiß, was ich ausdrücken will, aber nicht weiß, ob ich den "Film" in meinem Kopf über meine in abstrakte Buchstabenkombinationen gepressten Geschichten an die Leinwand in den Kopf meiner Leser spiegeln kann. Jeder Mensch ist anders, denn die Summe seiner Erfahrungen ist in Auswahl, Intensität und Reihenfolge absolut einzigartig. Und sie sind die Wand, an die ich meine Geschichte werfe. Wenn ich Euch von Onkalalas erzähle, die auf ihren schnellen Khoryseden nächtens im fahlen Licht von Mandaras Schale über die unter trügerischem Sand begrabenen Pässe des Toruschawalls jagen ... dann habt Ihr keine Ahnung, was vor meinem inneren Auge abläuft. Und obwohl ihr eigentlich keine Ahnung habt, haben könnt !, wovon ich spreche, habt ihr euer Filmchen im Hinterkopf.
Denn Euer Kopf wird in der Registratur eurer Erfahrungen kramen und in Ermangelung eines Bildes zu "Onkalala" nach etwas phonetisch vergleichbarem oder sonst wie assoziationsfähigem suchen. Ein Indianerstamm vielleicht, der durch Herrn Cooper und Herrn May literarische Unsterblichkeit erhielt, die durch Hollywood noch zusätzlich konserviert wurde. Durch den Hinweis, dass man auf "Khoryseden", die noch dazu "schnell" sind, "jagt", und zwar über "Sand-Pässe", entsteht ein Bild von etwas Dynamischen. Windschnittigen.Das Wüstenflair holt bei vielen arglosen Testpersonen Kamele und Pferde hervor, bei meinen engeren Freunden, die mich besser kennen und nicht geflohen sind, weil sie genauso abartig sind, vielleicht auch überdimensionale Geparden oder auch geländegängige Pelzkrokodile (aber das ist eine andere Geschichte, die nur hart gesottene RPGler verstehen dürften). Vielleicht mit großen Augen, weil das "fahle Licht", das nächtens unsere Szene beleuchtet, muss ja - ungeachtet der seltsamen Bezeichnung - sowas wie Mondlicht sein. Und obwohl eigentlich kein Wort bekannt war, haben wir doch so ein ungefähr gemeinsames Bild.
KRASS.

Es sind die Leser, die Bücher lebendig werden lassen. 


Man sagt, wo Licht ist, ist auch Schatten. Das ist bei genauerer Betrachtung Blödsinn. Licht kommt ganz wunderbar ohne Schatten aus. Ebenso wie die Dunkelheit als ultimativer Schatten, Licht allenfalls als negativen Abgrenzungsposten braucht. Aber - und da wird es interessant - wenn da etwas ist ... (egal, wer oder was) ... dann entstehen Schatten.
Was labert sie da, wird sich der eine oder andere fragen. Aber das gehört wirklich zum Thema.
Meine Geschichten sind Licht auf der Suche nach einem Schatten, den sie werfen könnten. Ich trage sie in diese Welt, leuchte sie hinein... aber erst wenn sie Schatten werfen, können sie bemerkt, gefühlt und wahrgenommen werden.
Und deshalb bin ich umgekehrt ein großer Fan meiner Leser. Nicht, weil sie umgekehrt Fans von Autoren sind. Nein, Leser sind viel mehr als Fans. Erst sie sind es, die den Geschichten, denen ich auf dem Papier eine Chance gebe, wirklich Leben einhauchen.
Und dafür danke ich Ihnen. Jedem einzelnen von Ihnen. Ich möchte jedem Menschen umarmen und danken, der das wertvollste Gut, das wir auf diesem Planeten besitzen, einsetzt, um Geschichten wirken zu lassen:
ZEIT.





Eine schrullige Liebeserklärung

Deshalb habe ich "Herausgelesen" so geschrieben, wie ich es geschrieben habe. Aus der Sicht eines Booknerds, gespickt mit Anspielungen auf literarische Freunde, die mir viel bedeuten. Als Liebeserklärung an alle Leser, die in Bücher eintauchen und mit einem Seufzen die dort gefundenen Emotionen auf ihrem Weg zurück mitbringen und so diese Welt ein kleines bisschen bunter, gefühlvoller, vielleicht schlauer und gereifter machen.


Bücher sind Orte, wo man hinkann, wenn man nicht wegkann. Sie sind die Heimat für all jene, denen ein Leben nicht reicht und die auf "Was wäre wenn" wirklich eine Antwort wollen.
Das sind meine Seelenbrüder. Und ich brauche jeden einzelnen von ihnen.

Sänger singen diese Lieder ... die ihr Leben begleiten. Leser leben diese Geschichten. Und meine habe ich "herausgelesen".

Mehr über das Buch, dessen Erwerb nicht nur mich, sondern auch Euch sehr bereichern würden, gibt es hier.


Mittwoch, 21. Oktober 2015

Leserparty im Walden (FBM15)





Zum Autorendasein gehört bekanntlich - speziell wenn man ein Indie ist - ja noch eine ganze Reihe weiterer Jobs. Um nicht zu sagen - die eierlegende Wollmilchsau wäre eindeutig unterqualifiziert. Aber ich will gar nicht jammern, sondern von meinem Ausflug ins Eventmanagement berichten: 


Die Leserparty, die ich zusammen mit den Bücherwürmern, der größten deutschsprachigen Lesergruppe auf Facebook, organisieren durfte, war einfach toll.



Autoren

Es war wunderbar, all die lieben Kollegen, mit denen man seit Jahr und Tag virtuell verbandelt ist, endlich einmal live zu sehen. Und ich muss sagen, es waren lauter lustige, fantasievolle, im positiven Sinne durchgeknallte Menschen, von denen ich jeden einzelnen gerne in meinem Bekanntenkreis habe. Ich freue mich, wenn ich von ihnen lernen kann, wenn wir gemeinsam mit unseren Lesern über die wundervollste Leidenschaft ratschen können, die es gibt: Geschichten.

Wir hatten im Walden die Lieblingsautoren der Bücherwürmer versammelt. Die großen "Nummer1"-Abonnenten, die enthusiastischen Newcomer mit ihren Werken, wir hatten Autoren aus 10 Genres und alle hatten eines gemeinsam: Sie lieben ihre Geschichten so sehr wie die Leser ihre Geschichten. Und sie waren den ganzen Abend entspannt und fröhlich und fernab vom Messestress da, um miteinander zu reden und zu lachen. Und mit den Lesern natürlich. Auch über die vielen, wirklich tollen Interviews, die ich mit unseren Autoren geführt habe.

Leser

Und auch all meine Leser endlich, endlich einmal zu sehen, mit ihnen zu sprechen, ein Gesicht, ein Lachen mit einem Namen zu verbinden, dem ich oft so viel zu verdanken habe, ist mir viel wert. Wie soll ich ausdrücken, wie viel mir das bedeutet, Menschen zu kennen, denen meine Geschichte etwas bedeuten, die das wertvollste Gut, das wir in unserer Hektomatik-Welt besitzen, nämlich Zeit, in meine Protagonisten investieren. Die ihnen ein Zuhause bieten, ihre Emotionen teilen und dann auch noch Zeit finden, um mich an ihrer Freude teilhaben zu lassen. Ich freue mich über jede Karte, jedes Lesezeichen und dass ich jetzt sogar Schreibsocken gestrickt bekomme, rührt mich zu Tränen.

Lesen


Lesen verbindet Zeiten und Herzen, kittet mit Emotionen, was ein Leben lang hält.
Lesen verbindet Welten und holt Träume aus der Dunkelheit der Nacht ans Tageslicht, lässt sie wirken und fliegen.
Wir werden auch den Shop weiter ausbauen und freuen uns schon jetzt darauf, euch zur nächsten Party einen wahren Buchtempel zu präsentieren.

Literally glamourous

Die Party selbst war ein Erfolg, würde ich sagen. "Literally glamourous" war ein Motto, dass doch für viele mal etwas Besonderes war. Wir können sicher noch ein paar Sachen verbessern, (klar bei einer Premiere). Aber wir können jetzt schon sagen, dass wir so weitermachen werden. Es bedeutet mir sehr viel, dass Silvana und ich so viele Menschen glücklich machen konnten. Auch wenn vom Mehrheitsbeschluss vegetarisches Essen zu ordern, nicht alle (sondern eben nur die Meisten) wirklich begeistert waren, so waren spätestens zum Schoko-Kuchen alle satt und zufrieden. Nächstes Jahr denken wir auch an Minderheiten.

Das Walden, das zentral gelegen, sowohl mit den Öffis als auch mit dem Auto zu erreichen war, war jedenfalls eine Location, in der sich alle wohlgefühlt haben. SO ein angesagter Club hat schon auch mal was und ist ein Gegenstück zu dem doch eher nerdigen Charme, der sonst den meisten Literaturveranstaltungen anhängt. Wobei ich nicht weiß, warum das so ist. Wie viele unserer Leser träumen von Milliardären und Prinzessinnen? Also war es schon eine gute Idee, das wenigstens einen Abend lang umzusetzen.

Und für die, die es interessiert - der Barkeeper ist erste Sahne und die Cocktails ein Gedicht.





Nach der Party ist vor der Party 

Die Lieblingsautoren küren wir nächstes Jahr mit einem kleinen Preis, dem SKOUTZ, dessen Preisträger gemeinsam von den Lesern und einer Jury aus verdienten Autoren der jeweiligen Genres bestimmt werden.

Der Preis wird in 10 Genres verliehen und zudem in 10 weiteren technischen Disziplinen, für die wir etwas zeitversetzt in die Vorschlagsphase eintreten werden.
Das System läuft so, dass zunächst die Vorschläge von einer Jury zu einer Midlist zusammengefasst und dann gemeinsam von Jury und Lesern auf eine Shortlist verkürzt werden. Die Sieger für jedes Genre (und die technischen Disziplinen) wählen sodann die Leser aus der Shortlist allein.
Ausführliche Infos und auch die Genre-Aufteilung gibt es auf der SKOUTZ-Seite, mit der wir auch noch viel vor haben.

Montag, 5. Oktober 2015

Nachtgedanken



Autoren schreiben einsam. 

Ich bin eine Rabenmutter. Wirklich, ich will gar nicht wissen, was ein Psychiater dazu zu sagen hätte, was ich meinen Protagonisten so alles antue. Gerade versuche ich mich dem zu stellen, was Jo dazu zu sagen hat. Und unverhofft hält sie mir den Spiegel vor. Oder auch Euch, denn Ihr wartet doch auf jene Berg- und Talfahrt, die ein gutes Buch sonderbarerweise ausmacht. Ohne Leid keinen Triumph? Ist das wirklich das Erfolgsrezept?

Dunkle Stunden gebären dunkle Gedanken.

Und in den dunkelsten Stunden verliert man seinen Lebenswillen oder findet einen Funken Hoffnung.
Die Fragen, die in diesen Stunden den Geist hinunterdrücken, tief ins Bett des Zweifels und der Ängste, sind solche, die keine leichten Antworten haben und daher auch keine Lösung, die uns zu heben vermag.
Es sind Fragen, die, wenn man nach innen horcht und dabei ganz genau zuhört, Antworten in mehreren Stimmlagen erhalten. Wenn das Herz mit dem Geist um die Seele streitet, wenn jene Dreifaltigkeit, die das Individuum ausmacht, auseinanderzubrechen droht, dann kann man sich entweder finden oder verlieren. Und meist verhindert die Angst, sie zu stellen. Oder jedenfalls im Nachhall der Frage die Antwort abzuwarten. 

Angst trennt Fragen von Antworten

Wenn man einen Menschen dafür liebt, dass er einen erdet, ist er dann nicht auch jene Kraft, die einen am Fliegen hindert?

Wenn man seine Pflichten erfüllen will, ohne seine Träume aufzugeben, aber feststellen muss, dass ein Tag bei noch so gutem Willen nicht für zwei Leben reicht?

Wenn man überzeugt ist, dass man das Richtige auch dann tun muss, wenn es schwer fällt, einfach, weil es das Richtige ist, wie viele Opfer kann man dafür bringen?

Was bleibt von dem, der seine Pflichten aufgibt, jenen Beitrag, den man seinem Umfeld schuldet? Denn ist nicht das, was andere in einem sehen, was man zeigt, was man vorlebt, das, was wirkt, woran wir erkannt und gemessen werden?

Was aber bleibt, wenn man dafür seine Träume aufgibt, also das Bild verwirft, das man sein will, auch wenn man es vielleicht nicht ist – noch nicht?

Welche Rolle spielt darin die Liebe? Welche Respekt? Und welche Selbstachtung?
Kann man ohne Selbstachtung respektieren? Oder lieben?
Kann man umgekehrt ohne Respekt sich selbst achten?
Und sind ohne die Liebe nicht alles leere Floskeln?

Je länger die Gedanken um diese Fragen kreisen, die so schwülstig und hohl scheinen, so bedeutungsüberladen, desto lächerlicher scheinen sie. Aber vielleicht ist es unser Geist, der sich vor der Antwort fürchtet und so auf das bewährte Mittel des Spottes zurückgreift, um ihr nicht zu begegnen.

Manchmal, in den dunklen Stunden, wünsche ich mir ein Echolot für meine Seele.