Donnerstag, 28. März 2013

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es

Mit diesen ungemein treffenden Worten von Erich Kästner hat die Facebookgruppe für Autoren, Blogger und Leser eingeladen, zu einer Anthologie beizutragen, deren Erlös krebskranken Kindern zugute kommen soll.

Wer unverschuldet mit einer solchen Krankheit geschlagen wird, dem bleibt gar nichts übrig, als tapfer zu sein und hat deshalb alle Hilfe verdient, die wir geben können.

Auch aus eigener Erfahrung kann ich einen solchen Aufruf nur von Herzen unterstützen und bin stolz darauf, nun neben über 40 anderen Autoren in dieser tollen Anthologie mit einer kleinen Geschichte vertreten zu sein. Da der Reinerlös krebskranken Kindern dient, kann man mit dem Erwerb nicht nur sich selbst, sondern auch Anderen etwas wirklich Gutes tun.




Für die wahren Helden.



Das über 250seitige Buch ist über Amazon entweder als Taschenbuch oder als E-Book erhältlich.


Bitte teilt, damit möglichst viele Menschen von dieser Aktion erfahren.

Ich freue mich auch hier über Feedback!

Viel Spaß
Eure Kay

Dienstag, 26. März 2013

Leidwolllust - der Autor und seine Geschichte



Oder die Beziehung mit einer Geschichte.

Leidwollust! Anders kann ich zumindest es nicht beschreiben, was es ist, dass mich und viele, viele, viele andere Autoren dazu bringt, ihre Zeit, ihre Seele und ihr Herzblut an eine Geschichte zu verpfänden und zu Selbstgespräche führende und wirre Dinge auf Notizzettelchen kritzelnde Soziopathen macht.
Das Verhältnis zwischen einem Autor und seiner Geschichte ist in den allermeisten Fällen eine Hassliebe. Mit allen Höhen und Tiefen, die man sich für eine griechische Tragödie wünschen würde. (Melo)Dramatische Begriffe wie Herzblut und Seelenschmerz werden bei der Diagnose gern verwendet. Sado-masochistische Tendenzen werden in besonders schlimmen Fällen festgestellt.
Leidwolllust eben.
Die dieser Beziehung innewohnende Physik ist kompliziert. Der Leser begibt sich in die Geschichte, indem er ein Buch aufklappt oder seinen Reader anschmeißt. Auch in der Geschichte geht alles geordnet zu. Alice tauchte durch einen Spiegel ins Wunderland und nach Narnia geht es durch den Kleiderschrank. Das ist einfach und überschaubar. In die fiktive Welt einer noch ungeborenen Geschichte hingegen, geht es gar nicht! Die will raus und stülpt über den Autor in die Außenwelt, quillt ihm in bester kafkaesker Manier aus den Ohren, zwingt ihn nächtens vor den Block oder den PC und je mächtiger die Geschichte ist, desto schwieriger ist es für den Autor, sich und sein Alltags-Biotop gegen die Geschichte zu behaupten. Doch damit nicht genug. Denn zugleich zerrt die Geschichte auch Teile, Fragmente des Autorenselbst in ihre Welt zurück. Erfahrungen, Erlebnisse, Meinungen – all das verleibt sie sich ein. Transformiert es. Speit es wieder aus. Dieses Hineinzerren und Hinausstülpen führt zu einem Chaos, das kaum zu beherrschen ist. Der Versuch allein ist hochgradig emotional. Und wenn der Autor versucht, sich zu widersetzen, dann bockt die Geschichte. Schreibblockade. Und dieser kreative Sitzstreik irgendwo in schwer zugänglichen Regionen des Gehirns kann sich schon einmal ein paar Tage hinziehen. Oder ein paar Wochen. Oder Jahre. Das weiß nur die Geschichte selbst. Das Biest! 
Bis sie eines Tages wieder hervorgekrochen kommt, genau dann, wenn wir sie gerade gar nicht brauchen können. Und dann zwingt sie uns wieder in Klausur. Siehe oben. 
Es ist eine Metamorphose zwischen dem, was werden will und dem was ist, hin zu diesem geheimnisvollen „Was sein soll“. Der Autor ist dabei der Sieb, der Katalysator und er bleibt nach dem magischen Wort „Ende“ ganz unten rechts im Skript allein zurück. 
Erschöpft, ausgelaugt, aber glücklich, euphorisch, high.
Auf dem Weg dorthin kann sich der Autor ein Stück weit mit solidem Handwerk schützen. 
Mit anständiger Sprache und Plottechniken, mit Spannungsbögen und sauberer Charakterentwicklung. Sie alle helfen das kreative Chaos zu bändigen und die Erzählwut zu zähmen. Doch sie können die Kreativität auch töten. Den Mittelweg muss jeder für sich selbst finden. Aber die Waffen stelle ich hier alle vor. Nach und nach. Wenn meine Geschichte mich lässt.

Montag, 25. März 2013

Von Autoren und Bloggern

Von Autoren und Bloggern .

Buch-Blogger brauchen Autoren damit sie was zum lesen haben.
Autoren brauchen Leser und damit auch Buch-Blogger, die alle bekennende Leser sind.Das klingt einfach, oder?

Diese Beziehung ist wie jede andere lebendige Beziehung auch - schwierig. Man liebt sich, kann nicht ohne einander - aber oft spielen auch Emotionen hoch und schnell wird das Miteinander geprägt von gegenseitigen Missverständnissen und Unsicherheiten.

Hier will ich etwas gegenwirken:

1. Vom Autor an Blogger:
Nach meinen deprimierenden Versuchen, Blogs auf meinen Helden aufmerksam zu machen und großteils noch nicht einmal Absagen erhalten habe, wollte ich mich einfach mal an diese wenden, als auf Facebook und einigen Blogs dann auch noch teils recht harsch über die bösen Indie-Autoren hergezogen wurde, die nun die Blogger blöd anmachen würden, um für Verständnis zu werden...

Liebe Blogger,
als Autorin eines selbstverlegten High-Fantasy Romans versuche ich seit Wochen, Blogger auf mein Werk aufmerksam zu machen, und möchte hier von meinen Erfahrungen berichten und für ein bisschen Ve...rständnis für die Autoren werben.
Ich weiß nicht, ob Ihr Euch darüber bewusst seid, wie wichtig Ihr mit Euren Blogs gerade für Indie-Autoren seid. Die meisten von uns können es sich nicht leisten, teure Werbeaktionen zu fahren, wie sie für Verlage fest im Budget sind. Die allermeisten Indie-Bücher kann man auch Niemanden in die Hand drücken, weil es sie nur elektronisch gibt. Sie drohen in der Flut der (elektronisch) veröffentlichten Bücher unterzugehen. Ihr seid unsere Rettungsbojen. Und auch ein Leuchtturm für all jene, die nicht nur Topbestseller und Mainstream lesen wollen.
Und wie ein Ertrinkender versucht nun der Autor, der oft über Jahre mit viel Herzschmerz und Zeiteinsatz sein „Baby“ fertiggestellt hat, Blogger zu finden, die für ihn darüber sprechen (egal wie!).
Natürlich gibt es viele schlampig und lieblos heruntergeschluderte Bücher ohne Lektorat oder wenigstens Korrektorat von sich selbst überschätzenden Autoren, die dann „einfach“ an alles, was bei 3 nicht auf dem Baum sitzt und sich nicht herunterschütteln lässt, Rezensionsaufforderungen abschicken. Aber es gibt eben auch sehr viele andere.
Mich zum Beispiel. Ich habe mir wirklich große Mühe gegeben, ein ansprechendes Anschreiben zu gestalten. Es kostet Überwindung, Euch um eine Chance zu bitten – und zwar umso mehr, je seriöser man an seinem Werk gearbeitet hat. Das ist nicht so groß anders als jedes andere Bewerbungsschreiben auch.
Doch das ist nur der letzte Schritt einer großen Aufgabe. Es gibt nirgends ein Blog-Verzeichnis, wo eingetragen wäre, wer wann was über welches Medium liest. Also ist es wirklich mühsame Recherchearbeit, erst einmal die Blogger zu finden, die sich überhaupt für ein Buch wie meins interessieren könnten. Man kann auch nicht über die Foren gehen, weil man dort auch erst „aktiv“ sein muss, um nicht als Schnorrer zu gelten. Das ist absolut verständlich, aber limitiert den Autor weiter. Wie viele Foren kann ich denn unter dieser Prämisse seriös bedienen? Eins, zwei, drei?
Da man beim Anschreiben nach meiner Erfahrung gleichfalls eine nur ganz geringe Ausbeute hat, weil einfach die meisten Blogger längst von Autoren wir mir nach eigenem Bekunden „zugemüllt“ werden, ist es mit den oft zitierten "5 Minuten" für eine Mail bei Weitem nicht getan.
Um konzentrierter vorgehen zu können, habe ich jetzt auf Facebook recherchiert und dort habe ich mir jede Seite inkl. Info dazu angesehen und auch geprüft, welche Bücher dort wie besprochen werden. Natürlich wäre es noch besser, auch den Blog anzusehen, aber dadurch, dass diese sehr unterschiedlich und oft auch eher kreativ als übersichtlich aufgebaut sind, steigt der Rechercheaufwand nochmals spürbar. Beim standardisierten FB-Profil ist das leichter.
Bei der Breite des Literaturmarkts ist es nicht verwunderlich, dass kein Blogger wirklich alles liest. Es gibt so viele Blogger, die kein Fantasy, kein High-Fantasy, kein e-Book, kein Indie, ... lesen. Und die allermeisten von Euch schreiben auch nirgends explizit, dass sie solche NoGo's haben...
Und dann gibt es viele Blogger, die einfach keine Rezensionen schreiben, die ich haben will (vom Stil, nicht von der Beurteilung her).
Hinter jedem einzelner meiner zugegebenermaßen standardisierten Anschreiben steckt statistisch gut 1/2 Std. Recherche-Arbeit. Ich schreibe jeden mit persönlicher Anrede an, versuche, die Entscheidung leicht zu machen, indem ich einen Link auf meine Homepage (www.kay-noa.de) anbiete, auf der alle für die Leseentscheidung relevanten Informationen enthalten sind und würde in allen gängigen Dateiformaten liefern. Auch darin steckt Arbeit.
Wenn man jetzt bedenkt, dass ungefähr 1/4 der angesprochenen Blogger überhaupt nur antwortet (und zwar auch dann, wenn man sie wirklich persönlich anschreibt), und da nochmal der Großteil absagt, weil das Buch doch nicht 100%ig passt (kein High, sondern nur Urban Fantasy oder dergleichen) oder eBook nicht erwünscht ist oder SuB zu hoch oderoderoder, dann wird vielleicht offenbar, dass auch hier wieder die Wahrheit mehrere Gesichter hat. Dabei ist jetzt die Zeit, die es kostet, sich nach solchen Absagen wieder aufzurichten, oder das donnernde Schweigen auf Mails ansonsten durchaus aktiv postender Blogger zu verarbeiten, noch nicht berücksichtigt).
Autoren, die Euch anschreiben, sind Freizeit-Schreiber. Die haben alle noch einen Brotjob, der sie viel Zeit kostet. So kämpft jeder für sich und allein auf weiter Front, um nur ein bisschen aus der Masse herauszustechen, um nicht abzusaufen. Zeit ist endlich und ich versuche wie viele meiner Kollegen wirklich, einen ehrlichen Weg zwischen vertretbarem Aufwand und Wertschätzung des potentiellen Bloggers zu finden. Dass das nicht immer einfach ist, ist klar. Ich will auch gar nicht jammern, sondern nur für etwas Verständnis werben.
Antwortet uns wenigstens ;)
2.  Vom Blogger an die Leser
Sehr berührt hat mich gestern der Post von Leselust - über den Druck und die Erwartungen, denen sich Blogger zunehmend ausgesetzt fühlen. Im Orignal hier zu lesen:
http://leselustleseliebe.wordpress.com/

Hier der Beitrag für die Klickfaulen im Originalwortlaut:
Soll ich oder soll ich nicht?
Ich schreibe diesen Artikel jetzt ganz spontan und ohne großartig darüber nachzudenken. Ich werde keine Nacht mehr darüber schlafen und ich werde ihn nicht auf ewig in meinen Entwürfen vergammeln lassen und jedes Mal, wenn ich ihn sehe denken: “irgendwann mal”, bis daraus ein “der war sowieso zu kindisch und unprofessionell” wird.
Eigentlich wollte ich meine Gedanken in einer Facebook-Meldung unterbringen. Das habe ich auch getan, bis ich nicht mehr aufhörte und schrieb und schrieb und schrieb. Ich habe gemerkt, ich muss meine Gedanken hier ausführlich mitteilen und nicht nur mal schnell bei Facebook versacken lassen.

Was geht mir im Kopf herum? Was hat es mit dem “Rezensions-Spagat” auf sich?
Nun, seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit der Optik von Rezensionen. Überlege, was ich verbessern, was ich streichen, was ich verändern, kurz: was ich “richtiger” machen könnte. Doch eigentlich ist das doch gar nicht das Problem. Es sind die Inhalte.
Immer wieder lese ich bei Autoren, dass sie sich vor den ersten Leserrezensionen fürchten, manchmal erleichtert und glücklich sind, wenn die ersten begeisterten Stimmen eintrudeln, aber auch tief betrübt, wenn der erste Verriss gesichtet wird.

Wie ich mir selbst ständig ans Bein pinkel
Jetzt werden sich manche zurecht fragen: Aber was hat das mit den Rezensionen zu tun? Eine Menge: Es ist dieses Zittern, die Beklemmung und diese Angst. Sicher, mir pinkelt niemand ans Bein, wenn ich mal eine weniger qualitative Rezension abliefere, weil ich mal einen schlechteren Tag beim Schreiben hatte. Doch es reicht schon, wenn man das selbst übernimmt. Richtig, ich nehme all’ den anderen die “Drecksarbeit” und Mühen ab und mache mich selbst verrückt. Woher kommt das? Wann, wie und wo ist das entstanden?
Inzwischen weiß ich es. Inzwischen weiß ich auch, dass es ein wann und wo gibt. Denn als ich 2010 mit dem Bloggen anfing, waren für mich beim Rezensieren nämlich noch ganz andere Gefühle im Spiel. Positive, glückliche, die mich aufleben ließen und mir bestätigten, dass ich gefunden hatte, was mir seelische Befriedigung einbrachte. Klar, ich war oft auch aufgeregt wie ein kleines Kind, wenn ich das Gefühl hatte, es sei mir gelungen, den besonderen Ton einer Geschichte in einer Rezension halbwegs eingefangen zu haben. Meistens passierte nichts und es war niemand auch nur so halbwegs begeistert wie ich. Aber ich war glücklich mit dem was ich tat und wie ich es tat. Ich frage noch einmal: (ja, das ist rhetorisch ;-)) was ist passiert?

Buchblogger: Girlies ohne Gehirn?
Kleine, kritische Stimmen und böse Zungen, die kleine “Samenkörner” in mein Gehirn pflanzten und die trotz meiner Widerstände wuchsen und wuchsen, bis ich sie nicht mehr loswurde; die sind passiert. Ich rede von verschiedenen Artikeln über die Bloggerlandschaft.
In der FAZ gab es mal einen “netten” Artikel, der beispielhaft bzw. exemplarisch eine Vloggerin als rosarotes marzipan Girlie “ohne Gehirn” darstellte. Der Artikel hörte nicht im Kleinen auf, sondern machte im Großen weiter und scherte alle BloggerInnen über einen Kamm.
“Unprofessionell”, “Subjektiv”, “Lächerlich”. Die Assoziation mit Pilzen erschien mir mitunter am brutalsten. Sie suggerierte, dass niemand die Massen an BloggerInnen brauchte und einer wie der andere am Ende anonym versacken würde.
Jedenfalls sind mir solche Begriffe im Gedächtnis haften geblieben. Es war nicht nur die arrogante Art eines Journalisten über uns “kleine Lichter” her zu ziehen. Es waren auch “Hetzen” der BloggerInnen untereinander. Diese unterschwellige “Bedrohung”, die sich teilweise anzubahnen zu schien. Gelegentlich sind sie dann ja auch explodiert und einige schöne Blogs haben “geschlossen”.

Der Verstand und das Herz: Untrennbar miteinander verbunden und doch wollen sie das Gegenteil…
Ich weiß wohl, dass man über diesen Dingen stehen sollte. Was nutzt es mir aber, wenn mein Kopf das sagt und mein Herz genau das Gegenteil glaubt? Wenn es sich daran festklammert, dass meine mühevolle Arbeit umsonst ist und ich in den tiefsten Tiefen meines Inneren eine Überzeugung hege, die ich mich nicht einmal zu denken traue: Dass alle meine Artikel, egal, wie viel Herzblut in ihnen steckt, jeder Satz in meinen Rezensionen, sowieso angezweifelt wird. Dass es am Ende niemanden interessierte, ob ich LeseLust & LeseLiebe nun löschte oder nicht.
Denn eigentlich sind wir BloggerInnen doch sowieso nur gierige Menschen, die gratis Bücher abstauben wollen. Denn in Wahrheit tun wir ja alle nur so nett und verstecken das Messer hinter dem Rücken. Denn in Wirklichkeit fechten wir alle einen rosaroten Krieg, der niemals endet und halb im Verborgenen geschieht. Denn tatsächlich schreiben wir nur Gefälligkeitsrezensionen, denn die Hand, die einen füttert, beißt man bekanntlichermaßen nicht. Es gab in den vergangenen Jahren vieler solcher Artikel, die sich mit ebenjenen Themen auseinandersetzten. Mal mehr, mal weniger sachlich. Mal einigermaßen hilfreich, mal vordergründig hässlich und traurig.

Wer sich den Schuh anzieht, dem passt er auch! – Oder?
Letztlich sind es diese gemunkelten Vorwürfe, die die Unbedarftheit während meiner Bloggeranfänge zerstörte. Ich gebe zu, dass ich mir gerne alle möglichen Schuhe anziehe, ob sie nun passen oder nicht und ob dies nun zurecht ist oder nicht.
Ja, ich habe mich beim Rezensieren dann verbogen. Statt “ich” zu schreiben und meine ganzen, pathetischen und geballten Gefühle in eine Rezension zu legen, versuchte ich nun sachlich zu sein und schrieb immer öfters: “LeserInnen”. Aber in Wahrheit meinte ich meistens mich damit. Ich merzte die Gefühle aus und legte so viel Sachlichkeit und Neutralität an den Tag, wie ich imstande war aufzubringen. Das soll nicht heißen, dass meine vergangenen Rezensionen nun “kalt” sind, doch anstatt läppische 15 Minuten, die ich wie sonst durchschnittlich voller Freude beim Schreiben gebraucht hatte, saß ich nun eine Stunde, manchmal zwei und in den schlimmsten Fällen 3 Stunden an einer Rezension; Nur um die Balance zwischen Sachlichkeit und Gefühl zu finden. Nur um herauszufinden, wie viel “ich” und offensichtliche Subjektivität meine Rezension vertragen konnte. Nur um das rechte Maß zu finden, das mich in meinen Augen davor bewahrte, eines dieser “Marzipanherzen”-Girlies aus diesen bösen, bösen Artikeln zu sein. Jene böse Artikel, von denen ich immer wieder annahm, sie hätten ja recht. Irgendwie…

Was ist so schlimm daran, man selbst zu sein?
Warum eigentlich? Was ist so schlimm daran, man selbst zu sein?- Und wenn man sich eben gerne in Lippenstiften, Nagellacken und dergleichen verliert, dann tut man das. Wenn man gerne liest und nebenher von Glitzer und “Marzipan” spricht, darf man das doch gerne tun. Oder wer legt das fest? Wen das nicht interessiert, der muss sich das nicht angucken oder durchlesen.
Ich habe mich also verbogen, um Maßstäben gerecht zu werden, die irgendwo herumgeisterten, niemals an mich persönlich gerichtet waren und die ich mir wirklich hätte ersparen können.
Bis eben (da schrieben wir noch den 26.03.13! ;-)) war mir das alles nicht so klar bewusst. Doch dann brach gerade beim Schreiben einer Rezension der Damm und es war wirklich so, als würde der Schleier mit einem Mal in Fetzen gerissen und ich könne nun klar erkennen, worin mein “Problem” lag. Wobei ich mir nicht einmal so richtig über ein Problem im Klaren gewesen war. Ich hatte meine Unzufriedenheit beim Schreiben der einen oder anderen Rezension zwar registriert, aber meine Euphorie von einst kaum vermisst.

Werft die Bedenken über Bord
Doch dann schrieb ich die Rezension zu “Das Haus am Abgrund” von Susanne Gerdom und warum auch immer, doch ich dachte mir: “Liebe Charlene, wirf deine Bedenken jetzt mal über Bord. Versteck dich nicht hinter ‘man’, ‘LeserInnen’ und einer Allgemeinheit, sondern schreibe ICH, wenn du ICH meinst und führe all’ das ungeschont aus, was du auch denkst!” Es war auf einmal ganz leicht und ich habe eine Rezension geschrieben, die sich beim Schreiben kribbelnd, schön und unglaublich gut anfühlte. Sie muss deshalb nicht jedem gefallen und es muss aus diesem Grunde auch nicht zwangsläufig die Beste sein. Allerdings ist sie schön für mich. Weil ich bei ihr wieder das empfunden habe, weswegen ich mit dem Rezensieren und dann Bloggen anfing.

Auf Facebook hatte ich es so formuliert:
Es ist traurig und wunderschön zugleich. Eben schrieb ich die Rezension zu “Das Haus am Abgrund” und habe dabei die “professionelle Distanz”, die ich mir vor vieeeeeelen Monaten antrainiert hatte, ignoriert und kam soooo, sooo schön und leicht ins Schreiben, wie bei zig Rezensionen davor nicht mehr. Es war so wie zu meinen Bloggeranfängen, als mir das Rezensieren ultraleicht fiel und ich eine Rezension in ca. 15 Minuten runtergeschrieben hatte und danach dieses beseelte Gefühl besaß und von einer eigenartigen Glückseligkeit erfüllt war…
Was ist das Traurige daran? – Das ich so lange gebraucht habe, um zu erkennen, dass dieses “verbiegen” in eine Form nichts nutzt und mir dadurch einiges furchtbar erschwert habe. :’(
Doch lieber spät als nie. Jetzt muss ich mir dieses “Den-Gefühlen-ungezügelt-freien-Lauf-lassen” wieder “antrainieren” und es ist alles wieder im Lot!
;-)

Was möchte ich euch also damit mitteilen? (Sofern jemand bis zum Ende durchgehalten hat! :P)

Lasst. Euch. Nicht. Verbiegen. !!!
Denn ihr wisst es besser

Ignoriert spitze Anmerkungen, leichte Anspielungen und dezente Andeutungen oder scharfe Kritiken. Wenn sich alle gegenseitig beschuldigen, man sei nur auf Rezensionsexemplare aus; wenn alle meinen, man schreibe Gefälligkeitsrezensionen; wenn alle sagen, man könne mit seiner stümperhaften Meinung sowieso niemanden erreichen, vergesst das. Denn ihr wisst es besser. Und nur darauf kommt es an.

Tut genau das, womit ihr euch wohlfühlt. Sowohl beim Rezensieren, beim Bloggen als auch in eurem Leben. Identifiziert euch nicht mit Artikeln oder Hetzjagden, die immer und immer wieder aufleben, für Aufsehen sorgen und nach einigen Wochen wieder abebben. Sagt es euch nicht nur, sondern versucht das auch wirklich zu fühlen.

Mir ist die Puste ausgegangen
Es mag jedem dabei anders ergehen, mir hat es aber mehr zugesetzt, als ich gedacht hätte.
Mir ist nämlich allmählich die Puste ausgegangen. Der Witz ist immer noch, dass ich nicht einmal das so genau wusste. Auf eine undefinierbare Art und Weise waberten diese dann doch eher belastenden Gefühle und Gedanken in mir herum, die sich dann vor etwa einer Stunde glasklar herauskristallisierten und vor meinem inneren Augen manifestierten. Jetzt bin ich zuversichtlich, meine Puste nach und nach zurückzuerobern, wenn ich es nur schaffe, die Zweifel, die durch fremde Worte in meinem Kopf gesät wurden, abzutun.
Eines ist aber ganz klar und deutlich:

Professionelle und neutrale (man nennt es auch objektive ;-)) Rezensionen, ihr seid ab heute gestrichen, von nun an steht wieder Gefühl auf der Speisekarte!
Lasst es euch schmecken!

Charlousie

PS: Ich habe den Artikel aus der FAZ gegoogelt, aber ich finde ihn nicht mehr. Einerseits ist es “unprofessionell” (schon wieder dieses Wort!!) ihn als Vorlage zu verwenden, ohne ihn zu verlinken, andererseits kann ich mich auch ganz gut auf mein Gehirn verlassen, denn ansonsten hätte mich solch ein Artikel (so wie einige andere auch) über einen so langen Zeitraum hinweg nicht dermaßen aus der Bahn geworfen. Eventuell werde ich die Verlinkung also noch nachreichen. Eventuell aber auch nicht. Ich schaue mal, was mein Gefühl dazu sagen wird ;-).

Edit, 27.03.13., 12:47 Uhr: Hilfe, ist mein 1. Gedanke, wenn ich die massigen Kommentare bei Facebook und hier sehe. Oha! Immerhin hier habe ich sie jetzt alle gelesen und festgestellt, ich muss euch später darauf antworten, jetzt fehlt mir die Zeit. Doch da sich eine Kommentatorin den Artikel gewünscht hat, verlinke ich nun doch noch einmal auf ihn: >>>böser Link<<<. Danach aber bitte nicht in ein schwarzes Loch fallen!

Edit, 27.03.13., 20:49 Uhr:
Das Abschlusswort zum Abend
Jetzt, da ich alle Kommentare las und auch beantwortet habe, möchte ich euch noch sagen: Ich habe niemals mit so viel Feedback gerechnet. Feedback, der mir auf wundervolle Weise bestätigt hat, dass mein Artikel als auch meine Ansicht gerechtfertigt waren und noch sind. Ich bedanke mich für eure überwältigenden (teilweise mega langen) Kommentare. Eine bessere Bestätigung kann es in meinen Augen nicht geben. Ich freue mich, vordergründig herausgelesen zu haben, dass viele dieses “Problem” kennen, manche schneller zur Einsicht/Vernunft gelangt sind, wir uns nun aber im Großen und Ganzen darüber einig sind, dass man für sich bloggt, es um den Spaß geht und man dennoch über jede einzelne Leserrückmeldung erfreut ist. ~Tausend Dank euch allen.~


 
3. Vom Autor an den Blogger 
Diese Worte haben mich so berührt, dass ich dazu auch noch meine 2 Cent beitragen wollte, nämlich Gedanken dazu, was ich als Autor eigentlich in einem Blogger sehe.
Liebe Charlousie,
Dein Spagat hat mich tief berührt und vielleicht kann ich die Schere, auf der Du balancierst ein klein wenig verengen:
Ich selbst lese begeistert seit über 30 Jahren alles, was ich in die Finger kriege und schreibe gelegentlich auch Rezensionen dazu. Und ich schreibe Bücher – das vor allem.
Als Autorin kann ich Dir nur sagen, dass ich Euch Blogger hasse und liebe – umarmen, knuddeln und an die Wand klatschen könnte. Aber ich möchte Euch nicht missen!
Die Beziehung zwischen uns ist nicht so verschieden von einer schwierigen Liebesbeziehung.
Eine Geschichte niederzuschreiben ist ein Stück weit wie die Seelenhöschen runterzulassen. Wenn wir ein Buch rausgeben, an Euch Blogger stellvertretend für die vielen, vielen Leser, die zu erreichen wir an unseren kaffeefleckigen Schreibtischen stunden-, tage-, jahrelang geträumt haben, dann ist das ungefähr so, wie wenn man seiner großen Liebe vorgestellt wird. In diesem Augenblick ist man unendlich verletzlich. Man hat sein Bestes gegeben und viel Herzblut in sein Werk gesteckt. Da tut es unendlich weh, wenn man abgewiesen wird. Viele reagieren im ersten Moment auf einen noch so ehrlichen und berechtigten Verriss verletzt und pikiert und schießen mehr oder minder sachlich zurück. Seid verständnisvoll und steht darüber. Das dürft ihr nicht ernst nehmen. Ich kann Euch Bloggern (nicht nur für mich) versichern, dass dann wenn der Schmerz sich legt, ich es nicht anders haben wollen würde. Ich will ja auch von meinem Märchenprinzen nicht nur aus Mitleid geküsst werden. Ich will Eure ehrliche Meinung, auch wenn ich mich vielleicht – ziemlich sicher – schmerzerfüllt und elend in meine Höhle zurückziehen werde, wenn ich das nächste Mal kritische Töne über mein Herzbuch vernehme. Aber ich werde es überleben! Ernsthafte Autoren schämen sich für die Kollegen, die auf Kritiker einschlagen. So wie es dumme Autoren gibt, gibt es auch Verlage, die in Euch nur Marketingmaschinen sehen, aber auch da kann man drüber stehen. Immerhin gibt es auch einige dumme “Blogger”, die tatsächlich runtergepfuschte Rezis für eine schlaue Methode halten, um billig an Bücher zu kommen. Die alle sollte man ignorieren!
Ernsthafte Autoren beschweren sich nicht, dass Ihr nur auf Rezensionsexemplare aus seid, wir tragen sie Euch doch hinterher! Wie viele Blogger ich als Indie-Autor anschreiben muss, um auch nur ein paar Exemplare unterzubringen, erzähl ich jetzt nicht.
Soviel zur Situation des Autors.
Was sollen Blogger denn sein?
Das frage ich Dich stellvertretend für all die anderen Blogger da draußen, die sich vielleicht genauso unnötig unter Druck setzen lassen wie Du.
Wenn ich ein literaturwissenschaftliches Gutachten über die objektivierbare handwerkliche Qualität meines Buches wollte, dann würde ich es einem Germanisten andienen.
Würde ich ein Marketingtool wollen, könnte ich mir für kleines Geld Rezensionen für Amazon kaufen. Das ist nicht fein, aber wirkungsvoll. (Okay, ich freue mich natürlich schon auch, wenn über einen Blog weitere Leser auf mein Buch aufmerksam werden…)
Aber vor allem will ich wissen, ob mein Buch ungeachtet seines wirtschaftlichen Erfolges und seiner handwerklichen Qualität meine Leser anspricht, sie berührt. Autoren bekommen anders als Schauspieler und Musiker keinen Applaus, wenn sie am “Ende” angekommen sind. Oder Eier… :)
Ihr seid die Vertreter derer, für die wir schreiben. Die Gesichter der Masse der unbekannten Leser. Und damit ein unendlich wichtiges Bindeglied zwischen dem Autor und seinen Lesern. Kein Blogger fängt an, sich kritisch mit Büchern auseinanderzusetzen, weil er damit Geld verdienen will. Man tut das, weil man Bücher liebt. Weil man mit Geschichten lebt und sie reflektiert. Wir brauchen einander – das sollten wir uns nicht von Zeitungsreportern oder Spöttern nehmen lassen, Büchermenschen müssen zusammenhalten.
Ich persönlich freue mich über jeden interessierten Kontakt und das tun nach meiner Erfahrung die allermeisten Autoren. Ich weiß, dass mich Kritik besser macht und versuche, sie auszuhalten. Ich will keine geschönten Kritiken auf Klappentextniveau. Ich hoffe auf einen ehrlichen Austausch mit den Menschen für die wir alle schreiben – unseren Lesern. Ich schreibe keine “Fachtexte” für ein studiertes Publikum, sondern möchte Geschichten erzählen. Mitreißende, gute Geschichten. Solche, die berühren. Verdammt, ich will das Echo hören!
Auch als Leser wünsche ich mir eine ehrliche Meinung von Menschen, auf deren Meinung ich etwas gebe. Es gibt sehr viele gute Blogger auf Facebook, bei denen ich mich gerne informiere, bevor ich in den nächsten Buchladen losziehe, um meinen SUB zu pflegen.
Ich glaube auch nicht, dass es möglich ist, eine objektive Kritik über etwas anderes als die reine Sprache zu schreiben. Alles andere ist dem Geschmack unterworfen und auch den Umständen, unter denen man ein Buch liest. Du kannst ja gar nicht sagen, was die Masse der Leser bei einem Buch denken oder fühlen könnten. Das erwartet auch keiner. Sag,ob ich oder jeder andere Autor Dich erreichen konnte und wie was ausgelöst wurde. Je ehrlicher, originaler Du das tust, desto schöner ist das für alle, die Deine Rezi lesen.
Liebe Charlousie, ich würde jetzt gerne sagen, bleib wir Du bist, aber Du Dich gerade erst wieder gefunden hast, geht das nicht. Also: Du bist auf dem richtigen Weg. Lass Dich nicht verbiegen. Ein jeder hat ein Recht auf Deine Meinung!

Sonntag, 24. März 2013

Willkommen

Jetzt habe ich also auch noch einen Buch-Blog.
Das fühlt sich seltsam an. Aber irgendwie auch gut.
Hier möchte ich über meine Arbeit am Helden schreiben. Über meine Gedanken zum Literaturbetrieb und auch über meine Erfahrungen als Indie-Autor.

Letzteres hat sehr viel mit einem Abenteuerbericht zu tun. Ganz im Stile der klassischen Heldenreise. Von einem unerklärlichen Drang, eine Geschichte zu erzählen, getrieben, zieht die Heldin los und wird als erstes einmal von grässlichen Verlagsmonstern in die Ecke getrieben und völlig desillusioniert im Sumpf der Verzweiflung ausgesetzt.
"Sie schreiben sehr schön. Ihr Sprachtalent ist beeindruckend und Ihre Charaktere sehr plastisch..." ABER "wir geben einem High-Fantasy-Werk von einem Debütanten keinerlei Chance auf dem Markt - und mit einer mehrbändigen Reihe schon gar nicht."

Verzweifelt irrt der Held umher und beschließt dann, sich nicht unterkriegen zu lassen. Wohl auch, weil diese Geschichte immer noch mit aller Macht in die Welt hinausdrängt und den Autor quält und nervt.
Also sattelt er wieder seine Rosinante, legt seinen Kindle getauften Speer ein und reitet nach Amazonien, dort sein Glück zu versuchen.

Doch auch dieses Reich ist vom Krieg zwischen etablierten Verlagen und ihren Autoren einerseits und einer chaotischen Masse rebellischer Selfpublisher zerrütet. Auf der Suche nach Verbündeten im Reich der Blogger und Rezensenten erlebt der Held manches unerwartete Abenteuer und auch die Wahl der Waffen - mobi, epub und ibook - fällt unerwartet schwer. Also zieht der Held sich zurück, um erst einmal Meisterschaft zu suchen.
Dabei findet er nach und nach Gefährten, die in unterstützen und mit gleichen oder ähnlichen Zielen zur Seite stehen...

Es ist eine spannende Geschichte, so spannend wie die Geschichte, deretwegen ich all das auf mich nehme - und die will ich hier erzählen. Auf der Suche nach weiteren Gefährten, nach Tipps und Tricks, oder auch einfach nur, um für Verständnis für Indie-Autoren zu werben.
Eure Kay

Gedanken zum Indie-Bookday 2013

Auf die harte Tour!
Gedanken zum Indiebookday


Gestern war der
Indiebookday. Wochenlang in allen Netzwerken marktschreierisch angepriesen, versprach er, den mit dem Indie-Award der Buchmesse Leipzig geschürte Interesse an Indie-Büchern weiter anzufeuern.
Der Aufruf des Veranstalters war so simpel wie bestechend:


"Geht am 23.03.2013 in einen Buchladen Eurer Wahl und kauft Euch ein Buch. Irgendeines, das Ihr sowieso gerade haben möchtet. Hauptsache ist: Es stammt aus einem unabhängigen/kleinen/Indie-Verlag."
Und wenn dann alle ihre Beute auch noch fotografieren und ins Netz stellen, dann wird damit noch viel mehr Aufmerksamkeit erreicht.

Hmmm...
Völlig zu Recht monierten viele Skeptiker an dieser Stelle, dass das gar nicht so einfach ist. So postet Myra Cakan ihre 2 Cent zum Indiebookday (
http://ebook-tipps.blogspot.de/), dass es schon gar nicht mehr so einfach ist, überhaupt den „kleinen Buchhändler um die Ecke“ zu finden und dass dieser dann meist mit Indie-Büchern auch nichts zu tun haben will. Gerade die, die es am Besten wissen sollten, verallgemeinern und verteufeln diese neue selbstbewusste Generation von Autoren wie einst die Schreiberzunft, Herrn Guthenberg.

Doch ist damit wirklich der Indiebookday zum Scheitern verurteilt? Ich denke nein!

Manchmal muss man jemanden zu seinem Glück zwingen. In Zeiten, in den die Hugendubels, Thalias und Weltbilder so rücksichtslos mit dem klassischen Einzelhandel umspringen wie vor einer Generation die Tengelmänner, Aldis und Edekas mit Tante Emma, ist jeder Buchhändler, der noch überlebt hat, zum Umdenken gezwungen.
Es ist eine Illusion anzunehmen, sich auf Dauer im Kampf um Mainstream-Kunden gegen die Ketten durchsetzen zu können und vom Mitleid und der Solidarität der Stammkunden kann man auf Dauer auch nicht leben. Dabei gäbe es so viele, viele Leser wie mich, die auf diesen Mainstream-Quatsch keine Lust haben. Die viel lieber auf unbekannte Schätze aufmerksam gemacht werden wollen und die in Tränen ausbrechen, wenn ihnen die Dame im Hugendubel auf die Frage, welchen historischen Roman sie als Geschenk für einen Mediävisten empfehlen würde, Game of Thrones vorgeschlagen kriegen. Vielleicht in der hochwertigen Hardcover-Ausgabe? Mit Schmucklesezeichen?!
Die Ketten mit ihrer gleichgeschalteten Logistik und ihren modularen Verkaufsschulungen haben naturgemäß ein Problem, wenn sie den quirligen Indie-Buchmarkt bedienen wollen. Das, liebe Buchhändler, ist Eure Chance!

Der Indiebookday hat daher hoffentlich dazu geführt, dass viele, viele solche echten Leser, Büchermenschen eben, in die Buchhandlungen gegangen sind und nach Indie-Titeln gefragt haben. Und jedes Mal, wenn man dann sagen musste, dass man dieses oder jenes Buch nicht hat, hat man sich geärgert, weil man wieder einen Kunden an Amazon verloren hat. Und ganz leise frägt sich dann vielleicht der eine oder andere Buchhändler, der ja auch ein Büchermensch ist, warum eigentlich nicht?
 
Es sind nicht die Verlage die „Gatekeeper“ zu guter Literatur, sondern die Buchhändler. Lasst Euch das nicht nehmen!
Ich kaufe nicht nach Verlag meine Bücher, sondern gebe Neuheiten eine Chance, weil sie mir von „echten“ Menschen empfohlen werden, denen ich Expertise zugestehe. „Meinem“ Buchhändler etwa.
Konzentriert Euch auf diese Schätze, auf die funkelnden kleinen Entdeckungen, die vor unangepasster Fantasie strotzen, die mit Ecken und Kanten ein Werk liefern, das mich mitreißen und überraschen kann. Über das sich zu reden lohnt. Bücher, die ich in der überbordenden Indie-Welle der großen Online-Portale, wenn überhaupt nur mühsam nach stundenlangem Suchen gefunden hätte, wozu ich keine Zeit habe. '
Dann nämlich komme ich gern zu Euch und dann kaufe ich auch die Bestseller nicht im Supermarkt, sondern bei Euch. Fest versprochen.