Sonntag, 24. März 2013

Gedanken zum Indie-Bookday 2013

Auf die harte Tour!
Gedanken zum Indiebookday


Gestern war der
Indiebookday. Wochenlang in allen Netzwerken marktschreierisch angepriesen, versprach er, den mit dem Indie-Award der Buchmesse Leipzig geschürte Interesse an Indie-Büchern weiter anzufeuern.
Der Aufruf des Veranstalters war so simpel wie bestechend:


"Geht am 23.03.2013 in einen Buchladen Eurer Wahl und kauft Euch ein Buch. Irgendeines, das Ihr sowieso gerade haben möchtet. Hauptsache ist: Es stammt aus einem unabhängigen/kleinen/Indie-Verlag."
Und wenn dann alle ihre Beute auch noch fotografieren und ins Netz stellen, dann wird damit noch viel mehr Aufmerksamkeit erreicht.

Hmmm...
Völlig zu Recht monierten viele Skeptiker an dieser Stelle, dass das gar nicht so einfach ist. So postet Myra Cakan ihre 2 Cent zum Indiebookday (
http://ebook-tipps.blogspot.de/), dass es schon gar nicht mehr so einfach ist, überhaupt den „kleinen Buchhändler um die Ecke“ zu finden und dass dieser dann meist mit Indie-Büchern auch nichts zu tun haben will. Gerade die, die es am Besten wissen sollten, verallgemeinern und verteufeln diese neue selbstbewusste Generation von Autoren wie einst die Schreiberzunft, Herrn Guthenberg.

Doch ist damit wirklich der Indiebookday zum Scheitern verurteilt? Ich denke nein!

Manchmal muss man jemanden zu seinem Glück zwingen. In Zeiten, in den die Hugendubels, Thalias und Weltbilder so rücksichtslos mit dem klassischen Einzelhandel umspringen wie vor einer Generation die Tengelmänner, Aldis und Edekas mit Tante Emma, ist jeder Buchhändler, der noch überlebt hat, zum Umdenken gezwungen.
Es ist eine Illusion anzunehmen, sich auf Dauer im Kampf um Mainstream-Kunden gegen die Ketten durchsetzen zu können und vom Mitleid und der Solidarität der Stammkunden kann man auf Dauer auch nicht leben. Dabei gäbe es so viele, viele Leser wie mich, die auf diesen Mainstream-Quatsch keine Lust haben. Die viel lieber auf unbekannte Schätze aufmerksam gemacht werden wollen und die in Tränen ausbrechen, wenn ihnen die Dame im Hugendubel auf die Frage, welchen historischen Roman sie als Geschenk für einen Mediävisten empfehlen würde, Game of Thrones vorgeschlagen kriegen. Vielleicht in der hochwertigen Hardcover-Ausgabe? Mit Schmucklesezeichen?!
Die Ketten mit ihrer gleichgeschalteten Logistik und ihren modularen Verkaufsschulungen haben naturgemäß ein Problem, wenn sie den quirligen Indie-Buchmarkt bedienen wollen. Das, liebe Buchhändler, ist Eure Chance!

Der Indiebookday hat daher hoffentlich dazu geführt, dass viele, viele solche echten Leser, Büchermenschen eben, in die Buchhandlungen gegangen sind und nach Indie-Titeln gefragt haben. Und jedes Mal, wenn man dann sagen musste, dass man dieses oder jenes Buch nicht hat, hat man sich geärgert, weil man wieder einen Kunden an Amazon verloren hat. Und ganz leise frägt sich dann vielleicht der eine oder andere Buchhändler, der ja auch ein Büchermensch ist, warum eigentlich nicht?
 
Es sind nicht die Verlage die „Gatekeeper“ zu guter Literatur, sondern die Buchhändler. Lasst Euch das nicht nehmen!
Ich kaufe nicht nach Verlag meine Bücher, sondern gebe Neuheiten eine Chance, weil sie mir von „echten“ Menschen empfohlen werden, denen ich Expertise zugestehe. „Meinem“ Buchhändler etwa.
Konzentriert Euch auf diese Schätze, auf die funkelnden kleinen Entdeckungen, die vor unangepasster Fantasie strotzen, die mit Ecken und Kanten ein Werk liefern, das mich mitreißen und überraschen kann. Über das sich zu reden lohnt. Bücher, die ich in der überbordenden Indie-Welle der großen Online-Portale, wenn überhaupt nur mühsam nach stundenlangem Suchen gefunden hätte, wozu ich keine Zeit habe. '
Dann nämlich komme ich gern zu Euch und dann kaufe ich auch die Bestseller nicht im Supermarkt, sondern bei Euch. Fest versprochen.

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