Mittwoch, 7. Mai 2014

Interview mit einem Autor... (Post Publishing)

Heute wurde ich interviewt.
Für einen Podcast.

Oh Mann...

Als ich von Elena Ernst, einer Teilnehmerin meiner Leserunde, die Anfrage zu diesem Interview bekam, habe ich mich zuerst riesig gefreut.

 Um dann vor Aufregung in Ohnmacht zu fallen.



Blöd, weil ich beruflich öfter Interviews gebe, zu komplexen Vertragsverhandlungen oder im Rahmen von Prozessen. Doppelt blöd, weil ich auf Schulungen und Vorträgen ja auch oft vor einem großen Publikum sprechen muss. Dreifach blöd, weil ich ja sonst wirklich gerne rede...

Andererseits ist es nun einmal so, dass ich anders als im Brotjob als Autorin nicht als Profi, sondern mehr als Künstler wahrgenommen werde. Von einem Rechtsanwalt erwartet man in erster Linie Fakten, damit kann ich umgehen.
Aber was will man von einem Fantasy-Autor?
Ich wusste es nicht genau und war ziemlich froh, dass Elena so nett war, mir die Fragen vom Podcast schon vorher zukommen zu lassen.

Trotzdem habe ich mir anhand ganz klassischer Grundsätze Gedanken dazu gemacht, worauf es wohl bei einem Interview ankommt, wie es zu einem guten Gespräch wird.

Das ist wichtig, denn wer ein gutes Interview gibt, bringt seine Botschaften ans Publikum, anstatt lediglich Reporterfragen zu beantworten. Ich will ja meine Leser erreichen. Meine frisch gefundenen Fans. Ja, ich will geliebt werden. Noch wichtiger ist mir, dass meine Bücher geliebt werden. Sie sind wie meine Kinder. Sie sollen es gut in ihrem neuen Zuhause haben.

Wie aber erreiche ich möglichst viele Menschen - und noch dazu richtig?

Laber nicht!
Im Beruf habe ich gelernt, dass zu lange Antworten dazu führen, dass keiner mehr zuhört. Im Radio noch leichter als vor der Kamera, wo man mit Mimik, Gestik, Körperhaltung seinen Standpunkt unterstreichen kann. Unabhängig davon sagt man dabei, gerade in gefährlichen Situationen (die waren hier jetzt nicht zu erwarten) schnell zu viel. Damit setzt man nicht nur falsche Akzente, sondern verpasst auch schnell die Gelegenheit, das zu vermitteln, was einem wichtig ist.
Um was geht es im Vampir? Ich könnte da stundenlang sprechen, von meinen Charakteren, von dem Krimi im Hintergrund, dem Charme meiner geliebten Heimatstadt München, vom Spaß an der Schattenwelt und dem genüsslichen Persiflieren der zeitgenössischen Vampirliteratur... Aber was ist der Aufhänger meines Buches? Was bewegt einen Nochnicht-Leser, mein Buch statt der vielen anderen zu kaufen?
Richtig. Das sollte die Antwort sein: Ich wollte vor allem darstellen, was passiert, wenn es passiert. Was heißt es denn konkret, Vampir geworden zu sein? Vampir und Beruf - geht das? Wo kauft man ein? Outet man sich? Und wenn ja, wie?
Spontanität üben
Das ist weniger Widerspruch als man meint. Ein verkrampfter Redner, der papageiengleich seine Sprüchlein aufsagt, ist ohne jedes Interesse und wird zudem oft als unsympathisch empfunden. Also locker bleiben, sich selbst treu...
Gleichzeitig aber gehört eine Vorbereitung zwingend zum guten Interview. Man sollte sich seine Antworten - insbesondere mit Blick auf die Kernaussagen, siehe oben - zurechtlegen. Nicht auswendig lernen, aber vorher wenigstens einmal durchdenken, damit man nicht ins Stammeln kommt, wenn man denn gefragt wird.
Mit dem Medium flirten...
Es ist ein riesiger Unterschied, ob ich meinen Vampir vor einem eher nerdigen männlichen Publikum oder vor chicklit-fanatischen Girlies präsentiere. Aber es ist auch ein großer Unterschied, ob man vor der Kamera, z.B. bei einem Video-Interview, für eine Zeitung oder Radio/Podcast zu Wort kommt. Während Stottern oder nach Worten suchen bei einem Zeitungsinterview relativ unwichtig sind, können ungnädige Reporter im Radio oder vor der Kamera einen Vollidioten aus Dir machen. Inhalte darf man nicht überbewerten. Auch wie etwas gesagt wird, ist relevant. So kann beim Radiointerview die Stimmlage eine Aussage unterstreichen. Oder aber auch torpedieren. Vor der Kamera kommt noch die Mimik, Gestik und Körperhaltung hinzu. Auch wenn sie nicht bewusst wahrgenommen werden, entscheiden sie doch über Glaubwürdigkeit und Sympathie.
... und mit dem Reporter
Die besten Interviews sind die, in die man gut vorbereitet geht und sie dennoch hält wie eine normale Unterhaltung. So kommt man authentisch und glaubwürdig herüber.
An dieser Stelle nochmals meinen großen Dank an Elena Ernst, die sowohl das Vorgespräch als auch das eigentliche Interview so wunderbar entspannt, freundlich und lässig geführt hat, dass es mir jedenfalls gar nicht aufgefallen ist, was da eigentlich gerade läuft.

Es hat riesig Spaß gemacht, ich bedanke mich für das Interesse und hoffe, dass ich mit diesem Beitrag zum Beitrag auch dem einen oder anderen hier die Angst vor solchen Anfragen genommen habe und die Leser/Hörer/Zuschauer dort draußen in den Weiten des WWW darauf aufmerksam machen konnte, wie unglaublich aufregend es ist, sich ihnen zu nähern...
Und hier könnt Ihr jetzt hören, was ich in der exklusiven Jubiläumsausgabe (Nr. 25) so zu erzählen hatte, über den Vampir. seine mögliche Verfilmung und über andere Bücher, die mir aktuell etwas bedeuten.

PODCAST BÜCHERREICH (www.buecherreich.net)

Samstag, 3. Mai 2014

Autor und Erfolg - Hommage an meine Leser

Jetzt bin ich also ein erfolgreicher Autor.
Puh!
Vom Start weg war der Vampire Beginners Guide in den Top Ten der Charts und über 4 Wochen die Nr. 1 der Kindle Vampirromane. Auf Amazon prasseln 5-Sterne-Rezensionen auf mich ein. Kollegen, die mich vorher milde ignorierten liken plötzlich auf Facebook meine Posts und viele, viele Leser freuen sich mit mir.
Hey, das ist wie Ostern (passend zur Saison). Aber mehr noch wie Weihnachten, wenn mal die Wunschliste vom Christkind beherzigt wird und das Packerl enthält, was man sich erhofft hat. 

Es ist ein herrliches Gefühl. Und auch irgendwie verstörend, und darüber möchte ich heute berichten. 

Ich erspare uns an dieser Stelle, die fraglos schwierige Frage, was denn letztlich Erfolg ist. Unabhängig vom philosophisch kosmischen Ansatz, würden vermutlich viele, viele "erfolg"-reichere Autoren nur milde lächeln, wenn ihr Titel nur eine noch dazu relativ kleine Rubrik anführen würden und nicht mal mindestens die allgemeinen Kindle-Charts - oder noch besser die allgemeinen Amazon-Charts. Oder die Spiegel-Bestseller-Liste. Aber sagen wir mal, für mich ist das ein Erfolg, der mich schon sehr, sehr glücklich macht.

Nicht so sehr, weil man jetzt kommerziell erfolgreich wäre. Ehrlich, um hauptberuflich Autor sein zu können, müsste der Vampir in die Top Ten der allgemeinen Charts sein und nicht nur unter den Vampiren. 
Nicht so sehr, weil man sich das so gewünscht hat, all die Jahre, in denen man schon immer den Autor tief in sich drin spürte.
Nicht so sehr, weil es so viele, viele gab, die nie an einen geglaubt haben - oder vielmehr schon, aber eben eher als Versager. 

Das alles hätte ich erwartet. 
Aber nein - für mich jedenfalls kam es ganz anders. Erfolg ist noch viel toller, als ich es mir erträumt hätte. All diese Gedanken nämlich, die man so mit "Erfolg" verbindet. sind egozentriert, also betreffen mich und meine Position (als Autor, in der Welt). Das ist der äußere Erfolg. 

Tatsächlich aber ist das wirklich erhebende wunderbare Gefühl des schriftstellerischen Erfolgs eine Herzenssache. Am Besten kann man das mit einer Mutter vergleichen, die vor Freude weint, weil ihrem Kind applaudiert wird. Ich freue mich seltsamerweise nicht für mich, sondern für Lexa und Dave, obwohl ich die zwei doch erschaffen habe. Wenn dann in der Leserunde jemand schreibt, dass er Lexa nicht so sympathisch finde, dann würde ich sie am Liebsten in Schutz nehmen. Mach ich natürlich nicht, aber ich hoffe bangen Herzens, dass der Leser ihre Qualitäten und ihr liebenswertes Wesen doch noch erkennt. Dass ich nicht allein mit dem Kummer bin, wenn der Plot das Leben eines meiner neuen Freunde fordert, war eine wunderbare Erfahrung.
Der Autor sitzt üblicherweise in seinem Kämmerchen und erschafft sich seine Freunde, die Protagonisten. Selbst wenn es rechte Schurken oder Psychopathen sind - Autoren sind nicht oft so anders... Gleich und gleich gesellt sich gern. Aber jetzt plötzlich über diese Freunde neue Freunde zu gewinnen, ist toll. Freunde, die gemeinsame Interessen, nämlich die Entwicklung meiner Figuren haben. Die sich freuen, wenn ich weiterschreibe und "hibbelig" werden.
Das ist mit Geld nicht aufzuwiegen, weil es das Herz anspricht, nährt und streichelt.

Geld allerdings braucht man als Autor auch. Und zwar aus keinem anderen Grund als dem. weil man sonst keine Zeit zum Schreiben hat, weil man anderweitig Geld verdienen muss. Und weil - sagen wir wie es ist - Geld eben ein ziemlich zuverlässiger Gradmesser für den äußeren Erfolg ist. Geld erlaubt uns, weiterzuschreiben. Und damit wird es zur Voraussetzung des innersten Erfolgs, dem der Seele, wenn man nämlich in die glückliche Lage kommt, seinem Wunsch, seinem Bedürfnis, diesem inneren Drang nachzukommen, eine der Geschichten, die im meist überhitzten Autorenkopf als berüchtigte Plot-Bunnys fröhlich durch die Windungen hoppeln und alles, aber auch alles, was ihnen dort begegnet heillos durcheinander bringen, um nur irgendeine abgefahrene Geschichte zusammenzuschrauben. In jedem Buch ist immer zumindest in Fragmenten auch ein Abbild der Autorenseele. Seine Hoffnungen, seine Ängste, seine Wünsche, sein Gefühl von dem. was richtig oder falsch ist. Selbst wenn er es nicht will. Eine Geschichte ist so verräterisch wie Körpersprache. Da verstellt man sich nicht auf Dauer. 

Und gerade deshalb ist das Gefühl so wunderbar, wenn ein wildfremder Mensch mir und meiner Geschichte Zeit widmet und sich auf sie einlässt. Wenn er eine Rezension schreibt und damit nicht nur noch mehr Zeit, sondern auch einen gewissen Aufwand auf sich nimmt. Wenn ich Anfragen bekomme, wann ich weiterschreibe... Das ist toll.
Ich weiß nicht, wie es für die Martins, Browns, Rowlings oder Meyers dieser Welt ist, wenn die Fans nicht in die Hunderte oder wie in meinem Fall Tausende gehen (*Freu!*), sondern in die Hunderttausende oder gar Millionen. Vielleicht ist man dann von der Masse so überwältigt, dass man sich bei den vielen Tonnen Fan-Feedback nicht mehr über den Einzelnen freut. Ich weiß es  nicht, aber ich kann mir das nicht vorstellen.

Jeder Leser investiert das kostbarste, das er hat: Zeit. Um mein Buch aus dem Meer der Bücher zu ziehen und zu lesen. Wow.
Viele schreiben mir Nachrichten, stellen Fragen, die zeigen, dass sie Anteil nehmen. Hoffen auf eine Fortsetzung - ungeduldig.
Schriftstellerischer Erfolg hängt in allen Bereichen davon ab, dass man Leser erreicht, sie berührt, Emotionen weckt. Und die bekommen wir dann auch mittelbar durch Mails und Käufe zurück. Das ist toll. Kritik, die dazu führt, dass unser gemeinsamer Freund noch besser wird, ist mir dabei ebenso willkommen wie Vorschläge, was in die Geschichten noch hineinsollte.
Wenn ich dieser Tage am 2. Band, dem Vampire Practice Guide, schreibe, dann mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. Ich bin glücklich, weil ihr mich glücklich gemacht habt.
Vielen Dank.
Man liest sich.