Montag, 5. Oktober 2015

Nachtgedanken



Autoren schreiben einsam. 

Ich bin eine Rabenmutter. Wirklich, ich will gar nicht wissen, was ein Psychiater dazu zu sagen hätte, was ich meinen Protagonisten so alles antue. Gerade versuche ich mich dem zu stellen, was Jo dazu zu sagen hat. Und unverhofft hält sie mir den Spiegel vor. Oder auch Euch, denn Ihr wartet doch auf jene Berg- und Talfahrt, die ein gutes Buch sonderbarerweise ausmacht. Ohne Leid keinen Triumph? Ist das wirklich das Erfolgsrezept?

Dunkle Stunden gebären dunkle Gedanken.

Und in den dunkelsten Stunden verliert man seinen Lebenswillen oder findet einen Funken Hoffnung.
Die Fragen, die in diesen Stunden den Geist hinunterdrücken, tief ins Bett des Zweifels und der Ängste, sind solche, die keine leichten Antworten haben und daher auch keine Lösung, die uns zu heben vermag.
Es sind Fragen, die, wenn man nach innen horcht und dabei ganz genau zuhört, Antworten in mehreren Stimmlagen erhalten. Wenn das Herz mit dem Geist um die Seele streitet, wenn jene Dreifaltigkeit, die das Individuum ausmacht, auseinanderzubrechen droht, dann kann man sich entweder finden oder verlieren. Und meist verhindert die Angst, sie zu stellen. Oder jedenfalls im Nachhall der Frage die Antwort abzuwarten. 

Angst trennt Fragen von Antworten

Wenn man einen Menschen dafür liebt, dass er einen erdet, ist er dann nicht auch jene Kraft, die einen am Fliegen hindert?

Wenn man seine Pflichten erfüllen will, ohne seine Träume aufzugeben, aber feststellen muss, dass ein Tag bei noch so gutem Willen nicht für zwei Leben reicht?

Wenn man überzeugt ist, dass man das Richtige auch dann tun muss, wenn es schwer fällt, einfach, weil es das Richtige ist, wie viele Opfer kann man dafür bringen?

Was bleibt von dem, der seine Pflichten aufgibt, jenen Beitrag, den man seinem Umfeld schuldet? Denn ist nicht das, was andere in einem sehen, was man zeigt, was man vorlebt, das, was wirkt, woran wir erkannt und gemessen werden?

Was aber bleibt, wenn man dafür seine Träume aufgibt, also das Bild verwirft, das man sein will, auch wenn man es vielleicht nicht ist – noch nicht?

Welche Rolle spielt darin die Liebe? Welche Respekt? Und welche Selbstachtung?
Kann man ohne Selbstachtung respektieren? Oder lieben?
Kann man umgekehrt ohne Respekt sich selbst achten?
Und sind ohne die Liebe nicht alles leere Floskeln?

Je länger die Gedanken um diese Fragen kreisen, die so schwülstig und hohl scheinen, so bedeutungsüberladen, desto lächerlicher scheinen sie. Aber vielleicht ist es unser Geist, der sich vor der Antwort fürchtet und so auf das bewährte Mittel des Spottes zurückgreift, um ihr nicht zu begegnen.

Manchmal, in den dunklen Stunden, wünsche ich mir ein Echolot für meine Seele.

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