Freitag Nacht und noch ein Dungeon...
Es ist schwül und ich sitze über meinen Texten und überarbeite. Das ist etwas, was man hassen oder lieben kann - es ist jedenfalls unausweichlich nötig.
Mittlerweile ist es so spät, dass es schon wieder früh ist und das Pfeifen der Vögel draußen signalisiert mir, dass die Nacht gegen den neuen Tag verlieren wird und ich wieder mal vor allem etwas für meine Augenringe getan habe.
Hat es sich gelohnt, auch diese Nacht in Kernland verbracht zu haben?
Urteilt selbst...
Anders als Zwerge und Maulwürfe sind Menschen für ein Leben ohne Tageslicht nicht geschaffen.
Selbst wenn wir einen unbegrenzten Vorrat an Fackeln gehabt hätten, was wir nicht hatten, und diese hell und gut gebrannt hätten, was sie nicht taten, könnten sie dennoch nicht das Licht ersetzen, das uns Thonos täglich spendet. Schade nur, dass ich für diese schlichte Erkenntnis unendlich lange durch nicht enden wollende Finsternis irren musste. Licht ist Leben. So müde, hungrig und durstig wir auch waren, am meisten sehnte ich mich nach Licht.
Seit Khasay die Tür fortgezaubert hatte, waren wir durch ein Gewirr von Gängen geirrt. Anhand der verbrauchten Fackeln schätzte ich, dass wir etwa einen Tag und eine Nacht unterwegs waren – und kein Ende in Sicht. Der Gedanke passte zu meiner Stimmung. Die unterschied sich übrigens gar nicht mehr von der meiner Freunde. Selbst Kuno wirkte verzagt, auch wenn er unermüdlich durch Gänge stapfte, die nur dafür angelegt worden waren, Besucher in die Irre zu leiten. Allmählich näherten wir uns dem Punkt, vor dem ich mich so gefürchtet hatte: unsere Fackeln gingen endgültig zur Neige. Die Aussicht, in völliger Dunkelheit gefangen zu sein, lag schwer in meinem leeren Magen. Immerhin hatte Khasay unsere Wasserflaschen am Teich aufgefüllt, so dass ich meine immer bitterer schmeckende Panik hinunterzuspülen durfte.
Längst hatten wir das Rufen aufgegeben. Die uns antwortende Stille war zu deprimierend, denn mit jedem Schritt wuchs die Angst, vergebens hergekommen zu sein, während Izmaban anderswo gegen jene Schrecken kämpfte, die uns verpasst hatten.
„Sch“, zischte Kuno und blieb abrupt stehen. „Da vorn war was.“
„Was?“ piepste ich und räusperte mich sofort. Satuuli und Geisterkrieger hatten meine Neugier auf die Bewohner des Tempelbergs massiv geschmälert. Trotzdem wollte ich nicht wie ein Feigling klingen. „Was war da?“
„Weiß nicht.“ Bedächtig schirmte Kuno unsere Fackel ab. „Aber da es auf uns zukommt, werden wir es bald erfahren.“
Entsetzt hielt ich den Atem an und schloss die Augen, um besser auf meine Ohren achten zu können. Tatsächlich – vor uns waren Geräusche, die nicht hierher gehörten.
Ein unrhythmisches Tappen, Poltern und das an den Nerven zerrende Geräusch, mit dem Sand und kleinere Steine aus Stollenwänden brechen und zu Boden rieseln.
Es klang fast wie Schritte, aber nur fast. Kein Wanderer würde sich so ungleichmäßig bewegen. Nicht ohne Grund. Ich dachte an Säufer, die unsicher an den Hauswänden entlang nach Hause tasten und an die Wiedergänger im Schlachthofviertel von Athon. Wohl, weil es enormer Anstrengungen bedarf, allein mit dem festen Willen zu bleiben, den Körper über den Tod hinaus zu bewohnen und auf dieser Seite des Nimmermeers zu bewegen, neigen Wiedergänger im Allgemeinen zu etwas ungelenken Bewegungen. Der ständigen, mit einfachen Dingen wie Atmen, Schwitzen und Essen verbundenen Strapazen wegen, sind Wiedergänger ja auch so anfällig für böse Magie, die sich ihrer gern im Gegenzug zu einigen Erleichterungen bedient.
Nach unseren bisherigen Erfahrungen legte ich keinen Wert auf schwarzmagisch aufgepäppelte Untote. So beobachtete ich mit einer Mischung aus Entsetzen und Erleichterung wie Kuno langsam und lautlos sein Schwert zog.
Khasay dagegen schloss die Augen und reckte sich. Für Augenblicke zog der aufdringliche Gestank von Magie an mir vorbei. Bitter, schal und leicht metallisch.
„Vor uns ist ein Wesen dieser Welt“, flüsterte Khasay schließlich unhörbar über ein neuerliches Platschen hinweg. „Frei von Zauber, soweit ich Urteil bin.“
Ich entspannte mich etwas, nur um im nächsten Augenblick mit neuem Grauen festzustellen, dass besagtes Wesen uns wohl bemerkt hatte. Jedenfalls waren keine Schritte mehr zu hören, so angestrengt ich auch in die Dunkelheit jenseits der gut verborgenen Fackel lauschte.
Da war nur die Finsternis, die hier seit Jahrhunderten hauste und viel Zeit gehabt hatte, ihren fiesen Charakter zu pflegen. Ich lauschte ein wenig genauer und spürte fast stoffliche Stille. Sehr stoffliche, denn im selben Augenblick erkannte ich, dass wir nicht allein waren.
„Pass auf“, rief ich Kuno zu, der einmal in seinem Leben sofort auf mich hörte und zurücksprang. Das bewahrte ihn wenn nicht vor Lobon, so jedenfalls vor einer kapitalen Beule. So nämlich prallte der Stein, der aus dem Gang heraus geworfen worden war, harmlos an dem Fels ab, vor dem einen Augenblick zuvor noch mein Leibwächter gestanden hatte.
Weitere folgten, doch sie trafen Kuno nur am Arm, den er schützend hob. „Verflucht aber auch“, brüllte er schmerzerfüllt. „Das hab ich gerade noch gebraucht!“
„Kuno?“ klang es daraufhin zögerlich aus der Dunkelheit und für einen kurzen Moment hatte ich das alberne Gefühl, endlich käme alles wieder in Ordnung.
„Izmaban!“ riefen wir alle wie aus einem Munde.
Solcherart angerufen hielt unsere Freundin inne und starrte aus weit aufgerissenen, Tränen verschmierten Augen mit seltsam leerem Blick auf die Fackel, die Kuno langsam hob, damit wir alle etwas sehen konnten. Steine polterten aus kraftlos gewordenen Fingern zu Boden. Gerade als ich mich sorgenvoll fragen wollte, ob Izmaban noch dieselbe sei oder ob am Ende gar diese grauenhafte Düsternis von ihr Besitz ergriffen hatte, brach sie mit einem heiseren Schluchzen reiner Verzweiflung zusammen. Kuno, dem solche Bedenken fremd waren, schloss sie ohne Zögern tröstend in die Arme, während ich verlegen zwischen Angst und Wiedersehensfreude verharrte.
Schweigend verging die Zeit.
„Ich glaubte zu ersticken“, flüsterte Izmaban schließlich kaum hörbar gegen Kunos breite Schulter. „Ich glaubte, die Dunkelheit würde mich unter sich begraben und ersticken. Hier unten ist Nichts! Nichts Greifbares, doch etwas, das mir das Leben aus den Knochen zieht. Es ist, als verlöre man den Kontakt zu sich selbst und allein dadurch hört man auf zu leben.“
„Angst“, sagte Khasay ruhig. „Deine Rede ist von Angst.“
Kuno hielt Izmaban weiter fest, wortlos und entschlossen. Eine Geste voller Wärme und Annahme, auf die ich neidisch war, fühlte ich selbst mich doch auch so verloren.
„Angst“, wiederholte Izmaban, als höre sie das Wort zum ersten Mal. „Dunkelheit, diese undurchdringliche Finsternis, all der Stein, an dem ich mich seit Ewigkeiten hilflos entlang taste. Die Löcher alle paar Schritt, die in nur immer neue Dunkelheit führen und in neue Gänge mit neuen Löchern. Erst verliert man das Zeitgefühl und dann die Orientierung. Ich wusste weder wo ich bin, noch wann. Und die ganze Zeit bange Fragen, das angestrengte Lauschen in die Stille nach Antworten und wieder dieses Nichts, das einem mit donnerndem Schweigen entgegenhallt, so lange, bis man selbst zum Nichts geworden ist.“ Izmaban konnte nicht gleich weitersprechen. „Für Durst und Hunger gibt es nur Dunkelheit. Schmerzen kommen, doch sie vergehen und mit ihnen verliert man das Gefühl für sich selbst. Für den Körper, der einem immer fremder wird. Und wieder diese Fragen, warum man weitergeht, wohin, warum? Wenn dies das Ende ist, warum man nicht aufgibt, sich hinsetzt und es geschehen lässt, diese Finsternis, die keine Hoffnung bereit hält, nur Gleichgültigkeit, keinen Platz für Träume, Wünsche und Leben. Irgendwann verliert man auch den Verstand und dann ist man ganz allein. Ziellos in der Dunkelheit wird Bewegung zum Beweis, dass es Leben gibt. Leben, Hoffnung, Licht – doch da ist nur Dunkelheit und Tod.“
„Jetzt sind wir ja da“, sagte Kuno. „Du bist nicht mehr allein. Alles wird gut.“
„Wie denn?“ fuhr Izmaban auf. „Wisst ihr einen Weg hier raus oder denkst du, ich wollte, dass wir hier gemeinsam sterben?“
„Fände ich immer noch besser als allein“, brummte Kuno ungerührt, „aber warum denn unbedingt hier sterben? Wir haben einander, Fackeln, Waffen und Wasser. Jetzt müssen wir nur noch aus dem Berg raus und alles ist wieder bestens.“
Irgendwie hat Kuno auf Ängste und Nöte die gleiche Wirkung wie meine Tante Lytana auf Schmutz in der Mittfeste. Einerseits scheint sie ihn magisch anzuziehen, denn immer ist sie es, die ihn dort entdeckt, wo er zuvor ganz bestimmt nicht gewesen war; andererseits aber kann er vor ihr einfach nicht dauerhaft bestehen.´
(Auszug aus Band II Einfach kein Held - Schwerttanz um Grimm)
Es ist schwül und ich sitze über meinen Texten und überarbeite. Das ist etwas, was man hassen oder lieben kann - es ist jedenfalls unausweichlich nötig.
Mittlerweile ist es so spät, dass es schon wieder früh ist und das Pfeifen der Vögel draußen signalisiert mir, dass die Nacht gegen den neuen Tag verlieren wird und ich wieder mal vor allem etwas für meine Augenringe getan habe.
Hat es sich gelohnt, auch diese Nacht in Kernland verbracht zu haben?
Urteilt selbst...
Anders als Zwerge und Maulwürfe sind Menschen für ein Leben ohne Tageslicht nicht geschaffen.
Selbst wenn wir einen unbegrenzten Vorrat an Fackeln gehabt hätten, was wir nicht hatten, und diese hell und gut gebrannt hätten, was sie nicht taten, könnten sie dennoch nicht das Licht ersetzen, das uns Thonos täglich spendet. Schade nur, dass ich für diese schlichte Erkenntnis unendlich lange durch nicht enden wollende Finsternis irren musste. Licht ist Leben. So müde, hungrig und durstig wir auch waren, am meisten sehnte ich mich nach Licht.
Seit Khasay die Tür fortgezaubert hatte, waren wir durch ein Gewirr von Gängen geirrt. Anhand der verbrauchten Fackeln schätzte ich, dass wir etwa einen Tag und eine Nacht unterwegs waren – und kein Ende in Sicht. Der Gedanke passte zu meiner Stimmung. Die unterschied sich übrigens gar nicht mehr von der meiner Freunde. Selbst Kuno wirkte verzagt, auch wenn er unermüdlich durch Gänge stapfte, die nur dafür angelegt worden waren, Besucher in die Irre zu leiten. Allmählich näherten wir uns dem Punkt, vor dem ich mich so gefürchtet hatte: unsere Fackeln gingen endgültig zur Neige. Die Aussicht, in völliger Dunkelheit gefangen zu sein, lag schwer in meinem leeren Magen. Immerhin hatte Khasay unsere Wasserflaschen am Teich aufgefüllt, so dass ich meine immer bitterer schmeckende Panik hinunterzuspülen durfte.
Längst hatten wir das Rufen aufgegeben. Die uns antwortende Stille war zu deprimierend, denn mit jedem Schritt wuchs die Angst, vergebens hergekommen zu sein, während Izmaban anderswo gegen jene Schrecken kämpfte, die uns verpasst hatten.
„Sch“, zischte Kuno und blieb abrupt stehen. „Da vorn war was.“
„Was?“ piepste ich und räusperte mich sofort. Satuuli und Geisterkrieger hatten meine Neugier auf die Bewohner des Tempelbergs massiv geschmälert. Trotzdem wollte ich nicht wie ein Feigling klingen. „Was war da?“
„Weiß nicht.“ Bedächtig schirmte Kuno unsere Fackel ab. „Aber da es auf uns zukommt, werden wir es bald erfahren.“
Entsetzt hielt ich den Atem an und schloss die Augen, um besser auf meine Ohren achten zu können. Tatsächlich – vor uns waren Geräusche, die nicht hierher gehörten.
Ein unrhythmisches Tappen, Poltern und das an den Nerven zerrende Geräusch, mit dem Sand und kleinere Steine aus Stollenwänden brechen und zu Boden rieseln.
Es klang fast wie Schritte, aber nur fast. Kein Wanderer würde sich so ungleichmäßig bewegen. Nicht ohne Grund. Ich dachte an Säufer, die unsicher an den Hauswänden entlang nach Hause tasten und an die Wiedergänger im Schlachthofviertel von Athon. Wohl, weil es enormer Anstrengungen bedarf, allein mit dem festen Willen zu bleiben, den Körper über den Tod hinaus zu bewohnen und auf dieser Seite des Nimmermeers zu bewegen, neigen Wiedergänger im Allgemeinen zu etwas ungelenken Bewegungen. Der ständigen, mit einfachen Dingen wie Atmen, Schwitzen und Essen verbundenen Strapazen wegen, sind Wiedergänger ja auch so anfällig für böse Magie, die sich ihrer gern im Gegenzug zu einigen Erleichterungen bedient.
Nach unseren bisherigen Erfahrungen legte ich keinen Wert auf schwarzmagisch aufgepäppelte Untote. So beobachtete ich mit einer Mischung aus Entsetzen und Erleichterung wie Kuno langsam und lautlos sein Schwert zog.
Khasay dagegen schloss die Augen und reckte sich. Für Augenblicke zog der aufdringliche Gestank von Magie an mir vorbei. Bitter, schal und leicht metallisch.
„Vor uns ist ein Wesen dieser Welt“, flüsterte Khasay schließlich unhörbar über ein neuerliches Platschen hinweg. „Frei von Zauber, soweit ich Urteil bin.“
Ich entspannte mich etwas, nur um im nächsten Augenblick mit neuem Grauen festzustellen, dass besagtes Wesen uns wohl bemerkt hatte. Jedenfalls waren keine Schritte mehr zu hören, so angestrengt ich auch in die Dunkelheit jenseits der gut verborgenen Fackel lauschte.
Da war nur die Finsternis, die hier seit Jahrhunderten hauste und viel Zeit gehabt hatte, ihren fiesen Charakter zu pflegen. Ich lauschte ein wenig genauer und spürte fast stoffliche Stille. Sehr stoffliche, denn im selben Augenblick erkannte ich, dass wir nicht allein waren.
„Pass auf“, rief ich Kuno zu, der einmal in seinem Leben sofort auf mich hörte und zurücksprang. Das bewahrte ihn wenn nicht vor Lobon, so jedenfalls vor einer kapitalen Beule. So nämlich prallte der Stein, der aus dem Gang heraus geworfen worden war, harmlos an dem Fels ab, vor dem einen Augenblick zuvor noch mein Leibwächter gestanden hatte.
Weitere folgten, doch sie trafen Kuno nur am Arm, den er schützend hob. „Verflucht aber auch“, brüllte er schmerzerfüllt. „Das hab ich gerade noch gebraucht!“
„Kuno?“ klang es daraufhin zögerlich aus der Dunkelheit und für einen kurzen Moment hatte ich das alberne Gefühl, endlich käme alles wieder in Ordnung.
„Izmaban!“ riefen wir alle wie aus einem Munde.
Solcherart angerufen hielt unsere Freundin inne und starrte aus weit aufgerissenen, Tränen verschmierten Augen mit seltsam leerem Blick auf die Fackel, die Kuno langsam hob, damit wir alle etwas sehen konnten. Steine polterten aus kraftlos gewordenen Fingern zu Boden. Gerade als ich mich sorgenvoll fragen wollte, ob Izmaban noch dieselbe sei oder ob am Ende gar diese grauenhafte Düsternis von ihr Besitz ergriffen hatte, brach sie mit einem heiseren Schluchzen reiner Verzweiflung zusammen. Kuno, dem solche Bedenken fremd waren, schloss sie ohne Zögern tröstend in die Arme, während ich verlegen zwischen Angst und Wiedersehensfreude verharrte.
Schweigend verging die Zeit.
„Ich glaubte zu ersticken“, flüsterte Izmaban schließlich kaum hörbar gegen Kunos breite Schulter. „Ich glaubte, die Dunkelheit würde mich unter sich begraben und ersticken. Hier unten ist Nichts! Nichts Greifbares, doch etwas, das mir das Leben aus den Knochen zieht. Es ist, als verlöre man den Kontakt zu sich selbst und allein dadurch hört man auf zu leben.“
„Angst“, sagte Khasay ruhig. „Deine Rede ist von Angst.“
Kuno hielt Izmaban weiter fest, wortlos und entschlossen. Eine Geste voller Wärme und Annahme, auf die ich neidisch war, fühlte ich selbst mich doch auch so verloren.
„Angst“, wiederholte Izmaban, als höre sie das Wort zum ersten Mal. „Dunkelheit, diese undurchdringliche Finsternis, all der Stein, an dem ich mich seit Ewigkeiten hilflos entlang taste. Die Löcher alle paar Schritt, die in nur immer neue Dunkelheit führen und in neue Gänge mit neuen Löchern. Erst verliert man das Zeitgefühl und dann die Orientierung. Ich wusste weder wo ich bin, noch wann. Und die ganze Zeit bange Fragen, das angestrengte Lauschen in die Stille nach Antworten und wieder dieses Nichts, das einem mit donnerndem Schweigen entgegenhallt, so lange, bis man selbst zum Nichts geworden ist.“ Izmaban konnte nicht gleich weitersprechen. „Für Durst und Hunger gibt es nur Dunkelheit. Schmerzen kommen, doch sie vergehen und mit ihnen verliert man das Gefühl für sich selbst. Für den Körper, der einem immer fremder wird. Und wieder diese Fragen, warum man weitergeht, wohin, warum? Wenn dies das Ende ist, warum man nicht aufgibt, sich hinsetzt und es geschehen lässt, diese Finsternis, die keine Hoffnung bereit hält, nur Gleichgültigkeit, keinen Platz für Träume, Wünsche und Leben. Irgendwann verliert man auch den Verstand und dann ist man ganz allein. Ziellos in der Dunkelheit wird Bewegung zum Beweis, dass es Leben gibt. Leben, Hoffnung, Licht – doch da ist nur Dunkelheit und Tod.“
„Jetzt sind wir ja da“, sagte Kuno. „Du bist nicht mehr allein. Alles wird gut.“
„Wie denn?“ fuhr Izmaban auf. „Wisst ihr einen Weg hier raus oder denkst du, ich wollte, dass wir hier gemeinsam sterben?“
„Fände ich immer noch besser als allein“, brummte Kuno ungerührt, „aber warum denn unbedingt hier sterben? Wir haben einander, Fackeln, Waffen und Wasser. Jetzt müssen wir nur noch aus dem Berg raus und alles ist wieder bestens.“
Irgendwie hat Kuno auf Ängste und Nöte die gleiche Wirkung wie meine Tante Lytana auf Schmutz in der Mittfeste. Einerseits scheint sie ihn magisch anzuziehen, denn immer ist sie es, die ihn dort entdeckt, wo er zuvor ganz bestimmt nicht gewesen war; andererseits aber kann er vor ihr einfach nicht dauerhaft bestehen.´
(Auszug aus Band II Einfach kein Held - Schwerttanz um Grimm)
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