Dienstag, 16. April 2013

Gezähmte Fantasie (Umgangmit Normseiten)



oder vom tückischen Umgang mit einer NORMSEITE


Ich hasse dieses Format. Die hässliche Schrift, die unangenehme Aufteilung, der Flattertext ohne Silbentrennung... Bäh bäh bäh

Selbst meine allerliebsten Texte verlieren in diesem Kartoffelsack-Format all ihren Charme. Ich mag so nicht lesen. Leider stehe ich damit offenbar ziemlich alleine. 

Häufig werden bei Wettbewerben oder Manuskript-Einsendungen Formate in Normseiten verlangt. 

Auch letztens wieder. Da hatte ich das Vergnügen und die Ehre für ein Fantasy-Magazin eine Geschichte zu liefern. Ich habe mich für eine Episode mit Punica entschieden und das Abenteuer schnell umgeschrieben und an die Anforderungen meiner Verlegerin Myra Cakan angepasst. Und dann musste ich mein zartes, fröhliches, funkelndes und schillerndes Fantasiegebilde in das kalte, hässliche, starre Korsett einer Normseite quetschen. Grässlich! Wirklich grässlich. Bäh bäh bäh.

Was ist eine Normseite?
Normseiten sind das, worauf sich in der guten alten Drucksatzzeit mal die Verleger als Standard geeinigt haben. 
Eine sogenannte Normseite dient als Einheit für die Vergleichbarkeit des Umfangs von Texten. Sie hat höchstens 30 Zeilen und jede Zeile höchstens 60 Zeichen inkl. Leerzeichen. 

Silbentrennung und Blocksatz sind verpönt. Fragt nicht, wie das Schriftbild aussieht... Bäh bäh bäh (aber das hatten wir ja schon).

Das macht dann pro Seite höchstens 1.800 (30x60) Zeichen. Wegen des Flattertextes sind allerdings im Durchschnitt eher 1.500 Zeichen anzusetzen, wenn man in einer anderen Formatierung auf die Normseiten umrechnen möchte. So wie ich das mache. Da 1.500 sich ganz gut überschlägig rechnen lässt, sogar von einer Zahlenniete wie mir, ist das ein ganz guter Trick, durch den man die Formatierung bis hinter den Schlusspunkt aufschieben kann.

Wie bastle ich eine Normseite?
Dazu bekommt im Netz eine ganze Menge Tipps, die alle mehr oder weniger gut und teils ziemlich kompliziert sind.

Als erstes einmal muss man mit „Monotype-Schriftarten“ arbeiten, also nichtproportionalen Schriften, die so wie alte Schreibmaschinen jedem Buchstaben genau gleichviel Platz einräumen. Die meisten Schriften sind im Gegensatz hierzu proportional, das heißt, ein „i“ ist schmaler als ein „o“.

Bekannte Monotype-Schriften sind Courier, Courier New, Letter Gothic oder Lucida Console.

Mit einer Monotype-Schrift in Schriftgröße 10 bis 12 Punkt kommt man schon ganz nah an die 30 Zeilen-Grenze bei einem 1,5fachen Zeilenabstand.

Damit die 30 Zeichen pro Zeile funktionieren, muss man die Seitenränder entsprechend einstellen.

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Das ist jetzt nicht das Intelligenteste aller Worte und auch nur bedingt praxistauglich, aber es hat exakt 60 Zeichen. Genau dieses Wort muss in die Zeile passen. Und entsprechend müssen die Seitenränder eingestellt werden, indem man das Textfeld links und rechts einrückt. Dabei ist es sinnvoll, den rechten Rand breiter zu machen, damit der Leser ggf. Randnotizen anbringen kann. Links sollte aber genug Platz für eine Heftung bleiben.

Auch die Zeilen kann man so gut einstellen. 30 Zeilen tippen (am besten mit automatischen Zeilennummern). Und dann gleichfalls über die oberen und unteren Seitenränder kann man das fixieren. Wenn man die 31. Zeile beginnen will – sollte eine neue Seite erscheinen.

Die Kopf- und Fußzeile eines Dokuments werden bei der Normseitenberechnung nicht berücksichtigt.
Daher sollte gerade für Texte, die irgendwo eingereicht werden, der Raum für wichtige Informationen für den Leser genutzt werden. Neben Seitenzahlen etwa den Namen des Textes und des Verfassers. Gegebenenfalls auch die Kontaktdaten (Telefon, E-Mail, Homepage).

Und dann viel Spaß beim Befüllen der Normseiten…

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