Ich habe heute das Lektorat an dem Buch einer Freundin beendet und bin nachdenklich. Das Buch ist gut. Es ist spannend geschrieben. Meine Freundin hat sich viel Mühe mit Spannungsbögen und Humor gegeben. Trotzdem hatte ich viel zu meckern, und dass obwohl das Korrektorat bereits absolviert war.
Woran lag es?
Vor allem am respektlosen Umgang mit den eigenen Figuren. Jede Figur hat Respekt verdient und so wie das allererste unserer Gesetze, nämlich Artikel 1 Absatz 1 unseres Grundgesetzes die Würde des Menschen für unantastbar erklärt, so sollte es auch mit der Würde des Protagonisten sein. Lasst sie leben! Bewahr ihnen ihre unveräußerliche Restwürde!
Das setzt vor allem Respekt voraus! Respekt vor den Protagonisten (Das sind die Kinder des Autors!) und auch vor den Lesern (nein, die sind nicht doof - die haben alle durch die Entscheidung für euer Buch doch bereits bewiesen, wie schlau sie sind!).
Also gibt es ein paar Grundregeln, die man beherzigen sollte, dann klappt es auch mit dem Prota:
Am Ende sollten Eure Protas bei euren Lesern Freunde finden können. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sehr für die Charakterentwicklung spricht, wenn verschiedene Freunde sich spontan zu verschiedenen Figuren hingezogen fühlen. So wie im echten Leben auch nicht jeder jeden mag.
Bei meinem Helden ist es nun so, dass zwar alle irgendwie die Hauptfigur Xeroan mögen, aber dazu sehr unterschiedliche Vorlieben haben. Die einen finden Punica gut, lustig, spannend und sympathisch, andere nervt ihre Unentschlossenheit und Passivität. Die mögen dafür Kaska, der einfach ein cooler Hund ist, obwohl andere finden, dass er zu oberflächlich ist. Und so weiter.
Was habt Ihr da für Erfahrungen gemacht?
Woran lag es?
Vor allem am respektlosen Umgang mit den eigenen Figuren. Jede Figur hat Respekt verdient und so wie das allererste unserer Gesetze, nämlich Artikel 1 Absatz 1 unseres Grundgesetzes die Würde des Menschen für unantastbar erklärt, so sollte es auch mit der Würde des Protagonisten sein. Lasst sie leben! Bewahr ihnen ihre unveräußerliche Restwürde!
Das setzt vor allem Respekt voraus! Respekt vor den Protagonisten (Das sind die Kinder des Autors!) und auch vor den Lesern (nein, die sind nicht doof - die haben alle durch die Entscheidung für euer Buch doch bereits bewiesen, wie schlau sie sind!).
Also gibt es ein paar Grundregeln, die man beherzigen sollte, dann klappt es auch mit dem Prota:
- Keine Überhelden
Es ist verlockend, aber verzichtet auf alles "Über" - Oder belasst es wenigstens bei einem Übertalent. Bedenkt immer, dass der letzte wirklich perfekte Mensch vor etwa 1983 Jahren ans Kreuz genagelt wurde. Und Achilles, Siegfried... alle tot! Fazit: Kein Mensch mag Überhelden.
Also lasst Eure Protas zu Helden werden, indem sie Erfahrungen erwerben, lasst sie große Helden werden, durch ihre Leistungen, aber erspart ihnen den Überhelden. Es hat schon seinen Grund, warum die außerordentlich verkaufsstarken Marvel-Helden alle neben ihren Superkräften irgendwie einen an der Klatsche haben. - Sprache
Da passieren die meisten Fehler: Ein Bauer drückt sich anders aus als ein Gelehrter und der wiederum anders als ein Fürst oder ein Händler. Das hat etwas mit typischen Redewendungen zu tun, aber vor allem auch mit dem Sprachstil. Fremdworte sollten nicht bei ganz einfachen Personen vorkommen, Slangausdrü, ebecke regelmäßig nicht bei einem Fürsten.
Das kann bedeuten, dass man dann die eine oder andere geniale Dialogidee nicht umsetzen kann, weil das auf Kosten des Protas ginge. Scherze auf Kosten des Protas auf der Metaebene schaden immer dem Buch selbst. Also Scherze die Autor szenisch mit der Figur auf ihre Kosten treibt. Wenn dann sollten andere Figuren des Buchs ihn "hochnehmen", das wirkt wesentlich besser. - Sichtweise
Gerade wenn aus Sicht der Protas geschrieben wird, muss man sich als Autor Gedanken dazu machen, worauf der Prota achten würde, was er erzählt und wohin er sich wendet. Natürlich kann ein Priester als erstes zu einem Bordell ziehen, aber dazu braucht er einen Grund. Ein Krieger wird ein Pferd mit anderen, funktionaleren Augen sehen, als ein kleines Mädchen. Gerade diese Kleinigkeiten entscheiden über "echt" und "unecht". Ein Händler achtet bei der Beschreibung eines Fremden auf andere Dinge (Wohlstand) als ein Krieger (Waffenfähigkeit) als ein Bettler (Freigiebigkeit) oder ein Flüchtling (Gefahrenpotential). - Charakter
Ich bin kein Freund von Heldenfragebögen - ich entwickle meine Protas wie auch Menschen es tun würden, anhand ihrerer Erfahrungen. Aber viele Kollegen schwören darauf.
In jedem Fall sollte man sich ein paar grundlegende Positionen überlegen, die vor allem in Bezug auf die Eigenständigkeit gegenüber dem Plot sehr oft, die eine oder andere naheliegende Lösung verbieten: - Gesetzestreue - das ist eines der Grundprinzipien, die man nicht so einfach über den Haufen wirft, ebenso wie der Hallodri nur ungern plötzlich regeltreu wird.
- Bildung - oft fragt man sich beim Lesen, woher der Prota das jetzt wieder weiß, woher so ein einfacher Bauer Quantenphysik diskutiert.
- Kraft und Geschicklichkeit
- Loyalität und Ehrlichkeit
- Typen
Interessant sind Menschen, die irgendwie in sich stimmig sind. Typen eben. Das bedeutet zunächst, dass eure Protas sich eurem Plot nicht unterordnen werden. Es gibt nichts Peinlicheres in Buch und Film als wenn es für eine bestimmte Reaktion des Protas nur die einzige Erklärung gibt, dass der Autor seinen Plot anders nicht regeln konnte...
Das betrifft insbesondere die plötzliche Dummheit des sonst so schlauen und gewitzten Helden, die ihn offensichtliche Fallen übersehen lässt. Oder auch der plötzliche Geistesblitz des ewigen Dummkopfs. Oder wenn der Feigling plötzlich kämpfen kann wie Conan... Das muss nicht sein. Man kann mit nur ein bisschen Mühe seine Protas so umzingeln, dass sie tun, was der Plot erfordert. Aber man muss ihnen einen Grund geben. Der Kluge kann abgelenkt, betrunken, übermüdet oder krank sein. Der Dumme kann Hilfe erhalten, etwas vorher (dort schildern) schon gelernt haben, was nun hilft, und der Feige schließlich braucht entweder ein Übermotiv (Angst ums eigene Kind), oder eine günstige Gelegenheit (muss es wirklich ein Kampf sein? Geht nicht List?).
Auch das ist Ausdruck des Respekts: Gebt ihnen Gründe, zu tun, was sie sollen. Sie wissen ja nicht, dass sie in einem Buch stehen. Und lasst diese Gründe plausibel erscheinen. Also sucht einen Grund, der euren Prota überzeugen würde.
Am Ende sollten Eure Protas bei euren Lesern Freunde finden können. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sehr für die Charakterentwicklung spricht, wenn verschiedene Freunde sich spontan zu verschiedenen Figuren hingezogen fühlen. So wie im echten Leben auch nicht jeder jeden mag.
Bei meinem Helden ist es nun so, dass zwar alle irgendwie die Hauptfigur Xeroan mögen, aber dazu sehr unterschiedliche Vorlieben haben. Die einen finden Punica gut, lustig, spannend und sympathisch, andere nervt ihre Unentschlossenheit und Passivität. Die mögen dafür Kaska, der einfach ein cooler Hund ist, obwohl andere finden, dass er zu oberflächlich ist. Und so weiter.
Was habt Ihr da für Erfahrungen gemacht?
Hm. ich find, dass die Protas oft zu simpel rüberkommen. Grad in der Fantasy. Krieger, Magier, Hexe, Zwerg, Elf - da werden alle Klischees totgetreten und es kommt zu wenig neues. Aber was ganz Neues, also das ist dann auch wieder nix. Wie machst du das?
AntwortenLöschenHexi80
So ein Schwachsinn!
AntwortenLöschenMan hat doch so im Leben von einem Deutschen oder einem Italiener auch ein Bild und trotzdem ist dann jeder einzelne anders und manchmal sogar atypisch.