Wenn man was zu sagen hat, schreibt man es auf.
Um Gedanken zu sortieren.
Das ist ein verstörender Gedanke, von dem ich nicht weiß, ob ich ihn mag. Nachdenklich durchblättere ich meine Werke. In Print dieses Mal, nicht die Datei. Das ist intimer. Persönlicher... Ich bin ein Romantiker? Bin ich?
Ja, da ist viel von mir drin. Meine Art zu sprechen, meine Bildwelt, mein Humor, meine Gedanken, meine Wertungen und meine Entscheidungen. Wer mich kennt, findet mich in meinen Zeilen. Ganz und gar und unverfälscht, wenngleich natürlich gut getarnt, hinter einem Plot, logischen Zwängen, der Charakterentwicklung der Protagonisten...
Um Gedanken zu sortieren.
Um sich auf die Rede vorzubereiten.
Um es bei Gelegenheit zu sagen.
Um es nicht zu vergessen.
Um es nicht sagen zu müssen, weil es ja aufgeschrieben ist.
Manchmal aber schreibt man auch, weil man es nicht zu sagen wagt. Das sind die interessanteren Fälle.
Warum ist Papier besser als ein Ohr? Ob das jetzt ein Tagebuch ist, ein Notizbuch, eine Einkaufsliste, ein Buch...
Warum ist Papier besser als ein Ohr? Ob das jetzt ein Tagebuch ist, ein Notizbuch, eine Einkaufsliste, ein Buch...
Ist Papier vertrauenswürdiger? Nun, im Fall der Einkaufsliste sicherlich.
Aber jenseits hiervon? Ich weiß es nicht.
Als Strafverteidiger lernt man schnell: "Schrift ist Gift." Was da geschrieben steht. Steht da. So wie man es aufgeschrieben hat. Oft aus dem zwischenmenschlichen Zusammenhang gerissen und damit auch im Volltext falsch zitiert. Was man im Zorn schnell niederschreibt, sieht man danach mit anderen Augen. Aber das Papier ist da und wühlt dann zur Unzeit in falschen Wunden. Es bleibt da und lässt sich unverändert wieder und wieder lesen. Man kommt nicht mehr davon weg, kann mit Betonungen und Gesten nichts mehr mildern, betonen, verschieben.
Ich habe nie intensiv Tagebuch geschrieben. Bei mir verkommt das immer in ein paar Tagen nach dem gefassten Vorsatz zu einem Logbuch, in dem allenfalls Notizen dazu stehen, wo ich gewesen bin. Aber mehr? All meine Gedanken, meine Sorgen und Nöte, meine Wünsche und Freuden, eben das, was man üblicherweise seinem Tagebuch anvertraut? Irgendwie langweilt mich das. Obwohl ich mich durchaus mit tagebuchtauglichen, hosentaschenphilosophischen Gedanken trage, durchaus emotional bin und auch meine kleinen und großen Geheimnisse habe. Vielleicht bin ich mir selbst zu nah, denn das Aufbereiten meiner Gedanken aus meiner Perspektive bietet für mich nichts Neues, keinen besonderen Reiz. Das ist wirklich Tagebuch reduziert auf Erinnerungsfunktion und damit als Logbuch vielleicht nicht so schlecht beschrieben.
Wenn ich allerdings meine Geschichten schreibe... Das Leben fremder Figuren, meiner Protagonisten nämlich, dann ist das etwas ganz anderes. Dann trete ich mit meiner Erfahrung aus meinem Leben heraus und kann sie mir noch einmal ansehen, in einer anderen Perspektive, in einer anderen Welt und unter von mir gewählten, fast schon laborartigen Bedingungen. Wenn eine Reaktion, ein Gefühl, ein bestimmtes Verhalten sich in den von meinem Leben völlig verschiedenen Situationen einer Fantasy-Welt genauso anfühlen, genauso funktionieren, sich (innerhalb der vorgegebenen Dramaturgie) logisch und richtig wirken, dann scheint dahinter ein universelles Prinzip verborgen zu sein.
Und ich bin wieder ein bisschen weiter auf meiner Suche nach den ganz großen Zusammenhängen...
Aber ein Stück weit offenbart sich in der Art zu schreiben, durch die Entscheidung, worauf man den Fokus lenkt, wie man eine Szene aufbaut, das Spannendste am Schreiben - die Seele des Autors. Jenes scheue Wesen, das in den tiefsten Schatten unseres Selbst wurzelt, das die wundervollsten Blüten treibt und all unsere guten Seiten nährt.
Das ist ein verstörender Gedanke, von dem ich nicht weiß, ob ich ihn mag. Nachdenklich durchblättere ich meine Werke. In Print dieses Mal, nicht die Datei. Das ist intimer. Persönlicher... Ich bin ein Romantiker? Bin ich?
Ja, da ist viel von mir drin. Meine Art zu sprechen, meine Bildwelt, mein Humor, meine Gedanken, meine Wertungen und meine Entscheidungen. Wer mich kennt, findet mich in meinen Zeilen. Ganz und gar und unverfälscht, wenngleich natürlich gut getarnt, hinter einem Plot, logischen Zwängen, der Charakterentwicklung der Protagonisten...
Ist das immer so? Oder nur in den Büchern, die man mit seinem Herzblut schreibt? Das weiß ich nicht, denn jenseits meines "Helden" schreib ich nur Fachartikel und die sind wenn nicht seelenlos, so doch seelenretardiert.
Ich schreibe an einer Geschichte, die mir nicht gehört, weil sie erzählt werden will. Das habe ich ja schon oft gesagt und auch geschrieben. Und damit ich sie schreiben kann, muss ich alles geben. Es ist meine Seele, die sie zum Blühen bringt. Sie ist ein Stück von mir.
Ich schreibe an einer Geschichte, die mir nicht gehört, weil sie erzählt werden will. Das habe ich ja schon oft gesagt und auch geschrieben. Und damit ich sie schreiben kann, muss ich alles geben. Es ist meine Seele, die sie zum Blühen bringt. Sie ist ein Stück von mir.
Und wer sich ihr öffnet, wird auch mich erkennen.
Wow, das klingt megadramatisch. Aber so elitär ist das gar nicht. Ich bin mir sicher, dass das bei den überaus meisten Büchern so ist, die aus einem inneren Bedürfnis heraus und nicht als Verlagsauftragsarbeit geschrieben werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen