Ich bin krank!
Ich hab Kopfweh, mir ist schlecht und meine Füße kribbeln, als steckten sie in einem Ameisenhaufen. In einem Haufen wütender Ameisen, die sich darüber ärgern, dass sie an den Krämpfen in meinen Beinen nicht vorbeikommen.
Bäh!
Doch statt mir einen Tee zu kochen (oder auch kochen zu lassen) und gepflegt schniefend in Decken eingehüllt auf bessere Zeiten und mehr Gesundheit zu warten, ertappe ich mich dabei, meinen Zustand literarisch zu analysieren. Wie beschreibe ich das, was mit mir passiert, am Besten? Welche Formulierung bringt es treffend auf den Punkt? Taugt der Ameisenvergleich?
Ich bin nicht sehr zufrieden. Es ist gar nicht so leicht, Krankheit zu beschreiben. Man will ja nicht, dass der Held zu jammerig herüberkommt. Aber der Leser soll schon sehen, wie er leidet. Aber eben heroisch. Würdevoll. Und unterhaltsam. Elend langweilt leicht.
Ist das schwierig. Vielleicht kann ich den Ameisen ja entgehen, wenn ich mich mal in die Bibliothek begebe. Da kann ich meinen Tee ja auch trinken. Und ich fühle mich fleißig. Außerdem lenkt es ab. Von meiner Krankheit durch andere Krankheiten. Schön schräg.
Albert Camus - die Pest. E.A.Poe - der rote Tod, Marquez - die Liebe in Zeiten der Cholera... Das ist schon alles ziemlich dramatisch und die Krankheit wird zum eigenen Protagonisten.
Winnetou - na, der wurde erschossen und ist dann auch gleich tot.
Gregor Samsa? Ob die Käferwerdung eine Krankheit ist, bleibt offen. Ich weiß es jedenfalls nicht mehr.
Hmhmhm...
Wer war denn sonst so krank. Quasi beiläufig.
Gustav Aschenbach, bevor er in Venedig starb. Werther oder Effie Briest.
Da ist Krankheit auch ein Stilmittel. Eine Metapher, die das Scheitern ausdrückt. Oder eine Erlösung. Vielleicht ist es auch eine Art psychologische Auseinandersetzung mit dem unangenehmen Phänomen Krankheit, Verfall, Tod.
Ist das der Grund, warum ich mich gerade damit beschäftige, wie man Krankheit beschreiben kann. Müssen meine armen Protas krank sein, damit ich in meinem Elend nicht allein bin?
Wie handhabe ich das denn im #Held?
Lasse ich Kaska deshalb halb verdursten und Barrad unter dem Rattenüberfall leiden? Ertränke ich daher Xeri fast an der Furt?
War ich krank als ich die Episode mit den Ratten geschrieben habe?
Ich weiß es auch nicht mehr genau. Vielleicht.
Ist es realistisch, dass man in einer Fantasy-Welt auch diese Seite des Lebens zeigt?
Braucht es in einer Fantasy-Welt überhaupt Realismus?
Erstaunlicherweise ja, mehr sogar als in einer normalen Welt. Um den Leser erfolgreich mit Magie und Drachen einzufangen, bedarf es peniblen Realismus in allen anderen Belangen. Je "echter" sich die fiktive Welt anfühlt, desto besser wird sie angenommen. Da wir aber nur aus unserem eigenem Erleben das "Echte" vom "Falschen" trennen können, zeichnet sich eine gute Fantasy-Welt gerade durch eine ausgewogene und fein austarierte Mischung aus Bekanntem und Erdachten aus.
Weise Worte. Mein Gehirn funktioniert noch. Aber es beantwortet meine Frage nicht, ob dieser erforderliche Realismus auch Krankheit verlangt. Ist es ein Identifikationsangebot oder ein Grund sich vom Protagonisten emotional zu entfernen?
Nochmal gehe ich meinen Bücherschrank durch. Literarische Krankheit ist immer dramatisch. Pest, Typhus, Cholera. Schwindsucht.
Oder wenigstens bedeutungsvoll. Krankheit als Metapher. Sinnbild und Allegorie.
Oder dient der Plotentwicklung. Der Held hat Schnupfen und auf dem Weg zur Apotheke passiert dann was.
Aber einfach so? Nur so? Weil man halt auch mal krank ist?
Mir fällt nichts Passendes ein. Das ist offenbar zu viel des Realismus.
Die beiläufige Krankheit ist literarisch nicht vorgesehen. Das bereitet mir Kopfschmerzen. So komme ich nicht weiter.
Also noch einen Schritt zurück. Ich wollte Krankheit beschreiben und habe überlegt, wie es wohl die Großen, die Titanen der Literatur machen. Da hab ich nur große und bedeutungsvolle Krankheiten gefunden. Das hilft mir nicht weiter.
Also muss ich selber schreiben. Allein. Ohne Inspiration und Vorbild.
Doch. Mich. Meine Krankheit. Die wird damit plötzlich zur Chance. Nach innen lauschend schnappe ich mir meinen Laptop...
Welchen meiner Protas erwischen denn die Krämpfe, die Übelkeit und vor allem die Ameisen?
Und dann halte ich inne.
WIE KRANK IST DAS DENN?
Ich hab Kopfweh, mir ist schlecht und meine Füße kribbeln, als steckten sie in einem Ameisenhaufen. In einem Haufen wütender Ameisen, die sich darüber ärgern, dass sie an den Krämpfen in meinen Beinen nicht vorbeikommen.
Bäh!
Doch statt mir einen Tee zu kochen (oder auch kochen zu lassen) und gepflegt schniefend in Decken eingehüllt auf bessere Zeiten und mehr Gesundheit zu warten, ertappe ich mich dabei, meinen Zustand literarisch zu analysieren. Wie beschreibe ich das, was mit mir passiert, am Besten? Welche Formulierung bringt es treffend auf den Punkt? Taugt der Ameisenvergleich?
Ich bin nicht sehr zufrieden. Es ist gar nicht so leicht, Krankheit zu beschreiben. Man will ja nicht, dass der Held zu jammerig herüberkommt. Aber der Leser soll schon sehen, wie er leidet. Aber eben heroisch. Würdevoll. Und unterhaltsam. Elend langweilt leicht.
Ist das schwierig. Vielleicht kann ich den Ameisen ja entgehen, wenn ich mich mal in die Bibliothek begebe. Da kann ich meinen Tee ja auch trinken. Und ich fühle mich fleißig. Außerdem lenkt es ab. Von meiner Krankheit durch andere Krankheiten. Schön schräg.
Albert Camus - die Pest. E.A.Poe - der rote Tod, Marquez - die Liebe in Zeiten der Cholera... Das ist schon alles ziemlich dramatisch und die Krankheit wird zum eigenen Protagonisten.
Winnetou - na, der wurde erschossen und ist dann auch gleich tot.
Gregor Samsa? Ob die Käferwerdung eine Krankheit ist, bleibt offen. Ich weiß es jedenfalls nicht mehr.
Hmhmhm...
Wer war denn sonst so krank. Quasi beiläufig.
Gustav Aschenbach, bevor er in Venedig starb. Werther oder Effie Briest.
Da ist Krankheit auch ein Stilmittel. Eine Metapher, die das Scheitern ausdrückt. Oder eine Erlösung. Vielleicht ist es auch eine Art psychologische Auseinandersetzung mit dem unangenehmen Phänomen Krankheit, Verfall, Tod.
Ist das der Grund, warum ich mich gerade damit beschäftige, wie man Krankheit beschreiben kann. Müssen meine armen Protas krank sein, damit ich in meinem Elend nicht allein bin?
Wie handhabe ich das denn im #Held?
Lasse ich Kaska deshalb halb verdursten und Barrad unter dem Rattenüberfall leiden? Ertränke ich daher Xeri fast an der Furt?
War ich krank als ich die Episode mit den Ratten geschrieben habe?
Ich weiß es auch nicht mehr genau. Vielleicht.
Ist es realistisch, dass man in einer Fantasy-Welt auch diese Seite des Lebens zeigt?
Braucht es in einer Fantasy-Welt überhaupt Realismus?
Erstaunlicherweise ja, mehr sogar als in einer normalen Welt. Um den Leser erfolgreich mit Magie und Drachen einzufangen, bedarf es peniblen Realismus in allen anderen Belangen. Je "echter" sich die fiktive Welt anfühlt, desto besser wird sie angenommen. Da wir aber nur aus unserem eigenem Erleben das "Echte" vom "Falschen" trennen können, zeichnet sich eine gute Fantasy-Welt gerade durch eine ausgewogene und fein austarierte Mischung aus Bekanntem und Erdachten aus.
Weise Worte. Mein Gehirn funktioniert noch. Aber es beantwortet meine Frage nicht, ob dieser erforderliche Realismus auch Krankheit verlangt. Ist es ein Identifikationsangebot oder ein Grund sich vom Protagonisten emotional zu entfernen?
Nochmal gehe ich meinen Bücherschrank durch. Literarische Krankheit ist immer dramatisch. Pest, Typhus, Cholera. Schwindsucht.
Oder wenigstens bedeutungsvoll. Krankheit als Metapher. Sinnbild und Allegorie.
Oder dient der Plotentwicklung. Der Held hat Schnupfen und auf dem Weg zur Apotheke passiert dann was.
Aber einfach so? Nur so? Weil man halt auch mal krank ist?
Mir fällt nichts Passendes ein. Das ist offenbar zu viel des Realismus.
Die beiläufige Krankheit ist literarisch nicht vorgesehen. Das bereitet mir Kopfschmerzen. So komme ich nicht weiter.
Also noch einen Schritt zurück. Ich wollte Krankheit beschreiben und habe überlegt, wie es wohl die Großen, die Titanen der Literatur machen. Da hab ich nur große und bedeutungsvolle Krankheiten gefunden. Das hilft mir nicht weiter.
Also muss ich selber schreiben. Allein. Ohne Inspiration und Vorbild.
Doch. Mich. Meine Krankheit. Die wird damit plötzlich zur Chance. Nach innen lauschend schnappe ich mir meinen Laptop...
Welchen meiner Protas erwischen denn die Krämpfe, die Übelkeit und vor allem die Ameisen?
Und dann halte ich inne.
WIE KRANK IST DAS DENN?
Jetzt habe ich auch Kopfschmerzen, hätte ich nicht lesen.
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