Alle Jahre wieder...
... sieht man sich um und staunt, wie schnell die Zeit vergeht. Denn bevor die Welt für die paar Tage zwischen den Jahren in so etwas wie annäherungsweisen Stillstand verfällt, um sich mit den Eindrücken des letzten Jahres in eine ruhige Ecke zu verkriechen, bricht überall und allerorten nochmals Endspurt-Hektik aus und da darf ich nicht mit meinem alljährlichen, berüchtigten Weihnachtspost fehlen.
Die Ansichten zu Weihnachten sind zwiespältig. Die einen verteufeln den Irrsinn, der alljährlich die angeblich "staade Zeit" zum Konsum-Marathon verwandelt, die Nerven blank legt und die eigentliche Idee von Weihnachten komplett ruiniert. Die anderen ignorieren das und freuen sic ganz traditionsbewusst auf ein paar Tage mit der Familie (und meist danach genauso, dass es wieder für ein Jahr vorbei ist). Meine Schwester zum Beispiel flüchtet panisch außer Landes, verbarrikadiert sich sicherheitshalber allein in einem ägyptischen Hotelzimmer und verkennt dabei völlig, wie nah sie damit eigentlich der ursprünglichen Weihnachtsgeschichte nicht nur räumlich kommt. Denn das erste Weihnachten war kein Fest, sondern ein Notfall und es wurde allein in einem zugigen Stall und nicht etwa in einem festlich geschmückten Heim begangen. Wer schon einmal in einer überfüllten Stadt nach einem Hotel gesucht hat und zu vorgerückter Stunde immer noch keins hatte, kann sich vorstellen, dass der heutige Weihnachtsstress, wenn man am 23. noch kein Geschenk hat, durchaus dem Urweihnachtsstress ziemlich nahe kommt. Josef wird sich bei den Anfeuerungsrufen seiner von einsetzenden Wehen zunehmend hysterischen Frau vielleicht noch schlechter gefühlt haben, als wir uns heute, wenn der Liebste im Minutentakt anruft und fragt, ob man jetzt schon ein Geschenk für Großtante Irmi gefunden hat. Ich habe keine Kinder, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Maria übermäßig begeistert war, als sie ein paar Stunden nach der Niederkunft, bei der ihr nur ein schon beim Zimmersuchen überforderter Ehemann beigestanden hat, von einem Trupp wildfremder Hirten und ihren Schafen besucht wurde.
Seltsam, dass man das so vollkommen ausblendet.
Ich mag Weihnachten. Weihnachten ist ein Wunder. Es zeigt, wie sehr unsere Welt vom Glauben geprägt wird. Wir alle wissen, dass das Wetter zu Weihnachten alles nur nicht weiß ist, dass es keine Zeit im Jahr gibt, die vergleichbar hektisch und stressig ist und in der mehr widerstreitende Erwartungen und Termine koordiniert werden wollen und die Großstädte nachhaltiger im Verkehrschaos versinken, ABER wir glauben trotzdem unverrückbar und unbeirrbar an eine weiße Weihnacht im Kerzenschein, während sich draußen ein einsamer Wanderer unter dicht verhangenen Bäumen durch den knirschenden Schnee zu einer romantischen Berghütte seinen Weg bahnt. Ohne Rücksicht darauf, dass Bethlehem nun wirklich seit Menschengedenken noch nicht einmal von Schnee gehört hat und auch Tannen und Hochgebirge dort nicht vorgesehen sind.
So sind Menschen nun einmal. Aberglaube, also die Bereitschaft etwas trotzdem zu glauben, obwohl wir es besser wissen sollten, ist die faszinierendste und vielleicht mächtigste Kraft, über die wir verfügen.
Darin liegt eine Chance. Wir glauben an das Gute, auch wenn es meist gar nicht danach aussieht und dadurch geben wir ihm auch eine Chance. Vielleicht ist Weihnachten deshalb so stark, viel stärker als Ostern, das eigentlich religionstechnisch viel wichtiger wäre.
Die Zeit zwischen den Jahren ist in allen Zeiten und an allen Orten etwas besonderes. Fantasy-Autoren, die im allgemeinen ein sehr gutes Gespür für die Bedürfnisse unserer Träume haben, betonen das instinktiv auch beim Bau ihrer Welten. Es ist eine Wendezeit, der besondere Kräfte innewohnen - vielleicht aus keinem anderen Grund als dem, dass dann eine kritische Masse bereit ist, sie ihnen zuzugestehen.
Nutzt diese Zeit und träumt eine schöne Welt. Erwartet Freundschaft, Liebe und Gelassenheit. Hofft darauf, dass wir uns selbst nicht so wichtig nehmen und den anderen die Schrullen zugestehen, die wir selbst bei uns vermuten sollten, auch wenn wir sie gewohnheitsmäßig gar nicht mehr bemerken. Lenkt Eure Blicke nicht nur an Weihnachten, auf all das, was klappt oder klappen sollte, statt ständig an allem herumzukritteln. Gerade, wenn andere sich daran freuen. Freut Euch lieber selbst daran, dass die Welt so groß und bunt und quirlig ist und wie viele Möglichkeiten sie uns nicht nur mit jedem neuen Jahr, sondern mit jedem Atemzug bietet. Geizt nicht mit Geschenken, auch jenseits von Weihnachten. Wer immer dann, wenn es ihn nichts kostet, einem anderen einen Gefallen tut, verbessert nicht nur sein Karma, sondern generiert eine viele bessere Welt. Dazu genügt oft ein Lächeln, ein neumediales "Like", das Teilen eines Gedankens, ja oft nur das bewusste Denken desselben.
Ich jedenfalls habe es auch nächstes Jahr wieder fest vor, alles ein klein wenig besser zu machen. In diesem Sinne will ich nach den Turbulenzen des letzten Jahres auch wieder getreulich von den Fortschritten meines Helden in seiner #Schwerttanz-Saga berichten und natürlich auch darüber, was sonst so alles mir und meinen Freunden passiert. Im #BlogdurchsBuch soll es auch weitergehen und nachdem unser Hund ja leider, leider in den Hundehimmel durchgebrannt ist, werden wir wohl nächstes Jahr einem anderen armen Kerl zu uns nach Hause holen.
Ich wünsche Euch ein traumhaftes Weihnachten und einen phantastischen Rutsch in ein tolles neues Jahr, das wir gemeinsam gestalten wollen.
Eure Kay
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