Die meisten Autoren sehnen sich nach Lesern.
Meine Charaktere sind sehr eigenwillig und streng mit mir. Alles Typen, alle mit Ecken und Kanten, alle mit festen Vorstellungen, wie ihrer Meinung nach der Plot zu gehen hat. Das ist ärgerlich. Denn mein Plot ist auch so schon sperrig genug.
Spannung entsteht dann, wenn es fraglich ist, ob und wie eine Figur eine konkrete Situation meistert. Abenteuer müssen daher auch zum Charakter passen. Für Punica kann es eine sehr spannende Herausforderung sein, bestimmte Informationen zu ermitteln. Xeroan würde dagegen das nicht als schwer empfinden. Dafür hat Punica keine Probleme mit Waffen, was Rommily jetzt überfordern würde. Die Spannung aufzubauen, ist dann eher technisch. Das hatte ich schon.
Das ist logisch, weil man schreibt ja, um gelesen zu werden. Meistens. Bei Franz Kafka war es anders, aber das ist wohl eher der berühmte statistische Ausreißer, jene Ausnahme, mit der das Schicksal dafür sorgt, dass man niemals sicher sein darf. Das ist ein atypischer Autor.
Ich bin da eher das Klischee bedienend, denn ich schreibe für Leser und träume von Ruhm und Ehre. Wobei ehrlich gesagt die Leser, die ich habe, bei weitem nicht so zahlreich sind, wie ich es gerne hätte - weshalb ich mich auch über jeden einzelnen von ihnen auch besonders freue. Tante Google kennt viele mehr oder weniger gute Geschichten dazu, wie man Leser fangen kann. Was man machen muss, was man lassen soll... Darüber grüble ich zwar viel, möchte mich aber lieber nicht austauschen, da bin ich selbst eher Anfänger. Noch. Die Hoffnung stirbt zuletzt und das Sprichwort, mit dem ich mich tröste, lautet: "Ein schlechter Jäger jagt. Ein guter Jäger wartet."
Ich warte. Geduldig. Auf jeden einzelnen Leser...
Aber worüber ich eigentlich schreiben will, ist die Frage, womit man Leser ködert. Mit einem guten Text, denke ich mal. Mit plastischen Charakteren, mit einem ausgeklügelten Plot, einem interessanten Thema und einer schönen Sprache. Mit allem zusammen, denn der Leser ist ein verwöhntes und sehr heikles Wesen, wie man sieht, wenn man sich auf den einschlägigen Seiten durch die Rezensionen klickt. Warum dann Bücher wie "Shades of Grey" so erfolgreich sind, verstehe ich dann aber nicht, doch das ist egal.
Während ich also geduldig auf meine Leser warte, lege ich brav Köder aus. Charaktere, Plot, Thema, Sprache. Darüber will ich mal demnächst schreiben. Heute über Charaktere. Oder Protagonisten. Die natürlich auch Charaktere haben. Wäre gut. Sonst sind sie langweilig.
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Aber wie soll denn jetzt ein guter Charakter aussehen? Wie ein Protagonist nach Geschmack des Lesers?
Ich hab mit einem Ensemble schnell skizzierter, typischer Figuren begonnen. Jeder meiner Protagonisten ist auf den ersten Blick Prototyp.
Ich gehöre wohl zu den Klischee-Junkies.
Das ist nicht verwerflich, muss ich ja jetzt sagen. Aber ich steh auch dazu.
So ein Klischee wird nämlich nicht als Klischee geboren, sondern hat lang und hart an seiner Fanbase gearbeitet, bevor es zu einem geworden ist. Wenn wir heute zum Beispiel auf der Straße einen muskulösen Mann mit kahlem Schädel und Springerstiefeln treffen, dann denken wir doch noch nicht an einen Idealisten, der seinen selbstlosen Einsatz bei Ärzte-ohne-Grenzen nur für seine Chemotherapie unterbrochen hat... All den emsigen Bemühungen der Hooligans und Skinheads sei Dank.
Ich gehöre wohl zu den Klischee-Junkies.
Das ist nicht verwerflich, muss ich ja jetzt sagen. Aber ich steh auch dazu.
So ein Klischee wird nämlich nicht als Klischee geboren, sondern hat lang und hart an seiner Fanbase gearbeitet, bevor es zu einem geworden ist. Wenn wir heute zum Beispiel auf der Straße einen muskulösen Mann mit kahlem Schädel und Springerstiefeln treffen, dann denken wir doch noch nicht an einen Idealisten, der seinen selbstlosen Einsatz bei Ärzte-ohne-Grenzen nur für seine Chemotherapie unterbrochen hat... All den emsigen Bemühungen der Hooligans und Skinheads sei Dank.
Prototypen sind insoweit quasi die Elite unter den Klischees. Sie haben die andere Seite erreicht und sind stilbildend, nicht nur stilbeschreibend geworden.
Das ist gut, denn dann kommt der Autor, der den Dialog mit seinen Lesern sucht, mit ein paar Stichworten aus, um einigermaßen zuverlässig seine Protagonisten zu beschreiben. Und ihren Charakter womöglich auch gleich.
Da gibt es den Paladin und die jungfräuliche Schöne, den altgedienten Veteranen, den Weisen oder den drolligen Begleiter des Helden...
Oder auch nicht. Denn es gibt ja gute und schlechte Hexen. Fröhliche und schwermütige Zwerge.
Ganz so leicht ist es also nicht.
Wie sieht es denn bei meinen Figuren aus?
Da gibt es den Paladin und die jungfräuliche Schöne, den altgedienten Veteranen, den Weisen oder den drolligen Begleiter des Helden...
Oder auch nicht. Denn es gibt ja gute und schlechte Hexen. Fröhliche und schwermütige Zwerge.
Ganz so leicht ist es also nicht.
Wie sieht es denn bei meinen Figuren aus?
- Xeroan ist der Gelehrte, gebildet und belesen, etwas weltfremd und vorsichtig.
- Lyri ist seine Geliebte, die typische Blondine. Etwas arg naiv aber lieb.
- Kaska ist sein cooler Freund. Der charmante Schürzenjäger, dem nicht nur alle Mädchenherzen zufliegen, sondern auch die meiner Leser.
- Madrigal ist seine kluge Freundin, die vernünftige und verlässliche Stütze, wenn es mal eng wird.
- Rommily ist die typische Klatschbase mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Die Figur, die den meisten meiner weiblichen Leser sehr wichtig ist. Jedenfalls wird auffallend viel über sie gesprochen.
- Ganz anders als Kurd, der undurchsichtig bleibt, weil er in ganz großen Zusammenhängen denkt und dabei schon mal die Details vergisst.
- Barrad ist pflichtbewusst und zuverlässig. Aber eben auch langweilig. Der, den man im Freundeskreis nicht missen will, der aber irgendwie nie vorne steht.
- Punica ist die typische Gauklerin. Einerseits tapfer und mutig, ein bisschen feige und unentschlossen... Aber doch ein Mädchen, das speziell meine männlichen Leser sehr gern haben.
Es ist erstaunlich, wie die wenigen persönlichen Dinge, die ein Protagonist zu Beginn hat, durch die Entwicklung der Handlung so an Bedeutung gewinnen, dass sie den Autor förmlich zwingen, darauf zu achten, wenn die Geschichte glaubwürdig bleiben soll.
Im Ernst - Ich habe schon lang nicht mehr zu bestimmen, was meine Protas treiben. Das tun sie selbst. Ich kann Ihnen nur die Situationen vorstellen, die es zu meistern gilt.
Und damit wird aus der Person des Protagonisten die Persönlichkeit. Das ist ein unheimlich spannender Vorgang auch für mich.
- Zu sehen, wie Xeroan doch heldenhafte Züge an sich entdeckt und zumindest aus Verantwortung heraus seine Feigheit... äh... "erfahrungsgestützte Vorsicht" überwindet.
- Wie Lyri im Schnelldurchlauf erwachsen wird, weil sie muss.
- Oder wie sich der Tausendsassa Kaska in einem unvertrauten Biotop in einer völlig fremden Kultur zurechtfindet.
- Oder ob und wenn ja wie ein so extrem warmherziger Mensch wie Rommily mit einem wandelnden Eisklotz wie Kurd zusammenarbeiten kann.
- Und was ein Kontrollfreak wie Barrad tut, wenn man ihn in blankes Chaos stürzt - Fragen über Fragen. Oder Madrigal, wenn sie plötzlich auf sich allein gestellt ist.
Spannung entsteht dann, wenn es fraglich ist, ob und wie eine Figur eine konkrete Situation meistert. Abenteuer müssen daher auch zum Charakter passen. Für Punica kann es eine sehr spannende Herausforderung sein, bestimmte Informationen zu ermitteln. Xeroan würde dagegen das nicht als schwer empfinden. Dafür hat Punica keine Probleme mit Waffen, was Rommily jetzt überfordern würde. Die Spannung aufzubauen, ist dann eher technisch. Das hatte ich schon.
So jedenfalls wird heimlich, still und leise aus einem Fantasy-Abenteuer ein Entwicklungsroman. Und ein Krimi, eine Liebesgeschichte, ein Polit-Thriller... Nur kein Erotikroman. Das kann ich nicht. Das können andere besser. Aber das ist auch nicht so schlimm. Hoffe ich.
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